Dienstag, 15. Dezember 2009

Repost: Aiman Mazyek, Lobbyist (2006)


Das ist Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime (ZMD). Ein unermüdlicher Streiter für die Schönheit des Islam, ein Hansdampf in allen Gassen. Spätestens seit dem Karikaturenstreit im Herbst 2005 medial omnipräsent, scheint er wie der obskure Sai Baba über die Gabe der Bilokation zu verfügen (die Fähigkeit, gleichzeitig an zwei entfernten Orten zu erscheinen). In seinen zahlreichen Interviews und Talk-Runden in Funk und Fernsehen hat sich Mazyek als Prototyp des muslimischen Wortführers im "Dialog der Kulturen bzw. Religionen" etabliert - und legt unfreiwillig beredtes Zeugnis davon ab, warum der Dialog nicht funktioniert.

Sein Standardsatz ist Strategie: "Hat nichts mit dem Islam zu tun." Ehrenmorde? "Hat nichts mit dem Islam zu tun." Zwangsheiraten? "Hat nichts mit dem Islam zu tun." Das Kopftuch als Symbol nicht nur der Geschlechterapartheid zwischen Mann und Frau sondern zwischen "rein" und "unrein", Edeldame und Hure? "Hat nichts mit dem Islam zu tun." Al-Azhar, die bedeutendste islamische Universität der Welt, ruft zum Jihad gegen Nicht-Muslims auf und verteidigt Selbstmordanschläge? "Hat nichts mit dem Islam zu tun." Keine einzige der theologischen Schulen des Islam hat jemals das Dogma der Überlegenheit und weltweiten Herrschaft des Islam, das im Koran vorgeschrieben ist, verworfen? "Hat nichts mit dem Islam zu tun." Der bedeutendste islamische Geistliche Australiens setzt Frauen gleich mit rohem Fleisch? Papperlapapp! "Hat nichts mit dem Islam zu tun." Aiman Mazyek ist offenbar der einzige wahre Muslim der Welt.

Sobald der leiseste Schatten auf das idealisierte, per Vorschrift vollkommene Bild des Islam zu fallen droht, geht Mazyek auf Abwehr- und Abwiegelungskurs. Selbstkritik ist für ihn ein Fremdwort. Er eröffnet Nebenkriegsschauplätze, wendet die Frage mit sanfter, seidenweicher Stimme gegen den Frager. Mazyek erklärt in aller Ausführlichkeit wie sich die Lage seiner Ansicht nach nicht darstellt. Dem Thema an sich weicht er aus. Besteht sein Gegenüber auf der Auseinandersetzung mit der Materie, ist seine Stimme plötzlich nicht mehr sanft. Sie ist kalt und herablassend. "Integration ist keine Einbahnstraße", fügt er dann hinzu, gefolgt von Forderungen an die deutsche "Mehrheitsgesellschaft" (welch eigenartige, unheimliche Wortschöpfung!): mehr Stütze, mehr Einfluss, mehr Liebe für den Islam in Deutschland.

Wenn sich Mazyek doch einmal über die Eigenheiten des politisch-religiösen Systems "Islam" auslässt, wird er wunderlich: fragwürdige Korantexte und Scharia-Vorschriften seien im historischen Zusammenhang zu sehen. Alles befinde sich im Einklang mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung - wie auch in der "Islamischen Charta" des ZMD nachzulesen sei, einer "Grundsatzerklärung (...) zur Beziehung der Muslime zum Staat und zur Gesellschaft". Dort heißt es im Abschnitt 3 "Der Koran ist die verbale Offenbarung Gottes":

Die Muslime glauben, dass sich Gott über Propheten wiederholt geoffenbart (sic) hat, zuletzt im 7. Jahrhundert westlicher Zeitrechnung gegenüber Muhammad, dem "Siegel der Propheten". Diese Offenbarung findet sich als unverfälschtes Wort Gottes im Koran (Qur´an), welcher von Muhammad erläutert wurde. Seine Aussagen und Verhaltensweisen sind in der so genannten Sunna überliefert. Beide zusammen bilden die Grundlage des islamischen Glaubens, des islamischen Rechts und der islamischen Lebensweise. (Hervorhebungen: der Verfasser)

Und da liegt der Hase im Pfeffer! Nach traditioneller muslimischer Überzeugung ist der Koran eben kein Buch, aus dem man sich günstige Passagen herauspicken kann wie Waren aus einem Versandhauskatalog, sondern das unverfälschte Wort Gottes, das nicht von Mohammed verfasst, sondern nur erläutert wurde, da es seit Anbeginn der Zeit besteht. Indem Mazyek etwas anderes weismachen will, widerspricht er nicht nur dieser grundlegenden islamischen Aussage, sondern vor allem sich selbst.

Am 25.10. war Mazyek geladener Gast einer Diskussionsrunde des Deutschlandfunks ("Journal am Vormittag: Gegen pauschale Verdächtigungen"). Irgendwann kam das Gespräch auf Apostasie, "Abfall vom Glauben", natürlich vom Islam. Mir kamen sofort die langen, eloquenten Streitschriften islamischer Gelehrter in den Sinn, welche die Abkehr vom Islam als todeswürdiges Verbrechen bezeichnen und den Apostaten als Schwerverbrecher, der der Umma, der Gemeinschaft der Gläubigen, den Rücken gekehrt hat und somit ihren Schutz und sein Leben verspielt hat - alles messerscharf hergeleitet aus Koran und Hadith. Diese Geistlichen sind nicht etwa Zeitgenossen Mohammeds, sondern sie leben in unserer Gegenwart, hier und heute. Aber was tut Mazyek? Er behauptet, die Passagen des Koran über Apostasie seien nur in einem historischen Kontext zu sehen, leugnet also die Realität. In der Sendung werden auch Anrufer durchgestellt, also besteht die Gefahr, dass Mazyek mit unbequemen Fragen konfrontiert wird. Tatsächlich beweist einer der Anrufer, dass er den Koran gelesen hat, indem er auf Sure 4, Vers 89 hinweist, der immer wieder herangezogen wird, um die Tötung von Apostaten zu rechtfertigen. Mazyek stößt schnaubend Luft aus und entledigt sich des Themas, ohne dem Frager "etwas unterstellen zu wollen": "Das haben Sie falsch verstanden." Sure 4, Vers 89 lautet:

Sie wünschen, daß ihr ungläubig werdet, wie sie ungläubig sind, so daß ihr alle gleich werdet. Nehmt euch daher keine Beschützer von ihnen, solange sie nicht auf Allahs Weg wandern. Und wenn sie sich abwenden, dann ergreift sie und tötet sie, wo immer ihr sie auffindet; und nehmt euch keinen von ihnen zum Beschützer oder zum Helfer. (Übersetzung nach Rassoul)

Welchen Teil von "ergreift sie und tötet sie" der Frager missverstanden haben könnte, erläutert Mazyek nicht.

Aiman Mazyek bleibt in dieser Sendung nichts erspart, denn wenig später ruft ein Herr Özgüz an, der sich als "aufgeklärter Muslim" vorstellt, also jemand, dem man nicht so leicht nachsagen kann, etwas "falsch verstanden" zu haben. Herr Özgüz führt aus, das eigentliche Problem sei das Festhalten der Muslime am Wortlaut des Koran. Eine Historisierung der Koraninhalte - wie es mit der Bibel längst geschehen ist - fehle in der islamischen Welt. Aiman Mazyek geht nicht auf diese Schilderung reiner Tatsachen ein und behauptet, dass der "Zentralrat der Muslime" längst diese Position vertrete (Herr Özgüz wirft ein, dass das ja ganz neue Töne vom ZMD seien) und lädt Herrn Özgüz dazu ein, sich die Website des Zentralrats und die genannte "Islamische Charta" zu Gemüte zu führen. "Vielleicht", setzt er herablassend-jovial hinzu, "haben wir dann ja einen neuen Fan gewonnen." Dass Herr Özgüz sein Urteil über Aiman Mazyek und den ZMD nach der Lektüre von Punkt 3 der Charta ändert, ist zu bezweifeln.

Aiman Mazyek macht sich als Partner im "Dialog der Kulturen bzw. Religionen" unglaubwürdig, indem er die Realität konsequent ausblendet. Ein Herr Özgüz ist hingegen glaubwürdig, weil seine Aussage von ebendieser Realität bestätigt wird. Leider gibt es in den deutschen Muslimverbänden viel zu viele Mazyeks und viel zu wenige Özgüz.

6 Kommentare:

  1. Maethor,
    damit hast du vollkommen recht. Ich habe Herrn Mazyek bei Plasberg in der Sendung über das Minarettverbot in der Schweiz mitgekriegt. Den Argumenten des Schweizer Journalisten und von Herrn Bosbach konnte er nur mit Geschwafel begegnen.
    Das wäre ja nicht weiter schlimm, wenn die Medien nicht Leuten wie Mazyek als willfähriges Sprachrohr dienen würden.

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  2. Die Religionen haben es bis heute nicht geschafft, die Menschen zusammenzuführen, im Gegenteil: Jeder beschimpft den Anderen, auch innerhalb einer Religion. Sie sind alle aus reinem Hilfebedürfnis entstanden. Alle Rituale dienen nur diesem Ziel. Nur, wenn Erdbeben, Tsunamis, Überschwemmungen, Kriege usw. Tausende Gläubige dahinraffen, wenn sie in ihrer höchsten Not ihre Gottheiten um Hilfe anflehen, obwohl sie bis zu 5 mal täglich gebetet haben, hilft kein Allah, kein Prophet, kein Gott, kein Krishna, kein Engel. Religionen sind reine Placebos! Wir sollten die ethischen Werte, die sie zweifellos von anderen Philosophen übernommen haben, die auf ein DIN à-4-Blatt passen, herausfiltern, der Rest gehört auf den Müllhaufen der Geschichte! Wir sollten uns nicht mit Märchenwelten, sondern mit der realen Entstehungsgeschichte unserer Welt beschäftigen. Hier gibt es viel mehr zu bewundern und zu gestalten, was Respekt und Würde generiert. Ich schrieb das Buch "Wildwuchs" darüber. MFG W i l w i n d

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  3. Ich verstehe diesen Kommentar nicht. Wollt Ihr nun, dass der ISlam sich reformiert und zeitgemäß auslegt , oder nicht?

    Irgendwie alles wirr hier.

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  4. @ Anonym 10/02/2011:
    Ich halte Herrn Mazyek für alles andere als einen aufgeklärten Muslim, der einen modernen Islam vertritt.

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  5. Gestern Abend durfte ich Herrn Mazyek bei einer Podiumsdiskussion in Köln erleben. In Natura ist er noch arroganter als bei seinen Auftritten im Fernsehen.
    Seine permanente Forderung nach mehr Toleranz (immer aufzubringen durch die Anderen) und seine Feststellungen „hat nichts mit dem Islam zu tun“ werden durch seine ständigen Wiederholungen nicht richtiger. Probleme, die der Bevölkerung auf den Nägeln brennen prallen an ihm ab wie an einer Gummiwand. Er ist einfach nicht wirklich diskussionsbereit sondern spult sein Standardrepertoire ab.
    Wenn Herr Mazyek als Vorsitzender ein Spiegelbild des gesamten ZMD ist dann kann ich nur sagen: Gute Nacht Deutschland! Jede weitere Diskussion mit diesem Verein und vor allem seinem Vorsitzenden ist zwecklos.

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  6. Zum einen, Herr Mazyek mag zwar hier geboren sein, einen deutschen Pass besitzen, aber er ist kein Deutscher, sondern ist und bleibt ein islamischer Ausländer mit sehr großer Klappe und total unglaubwürdig. Desshalb verstehen wir nicht, dass er immer wieder von Medien eingeladen wird.
    Ein Islam-Vertreter ist gleichwohl ein Teufels-Vertreter auch wenn er es gerne anders hören würde, denn wer den Islam und den originalen Koran kennt, weiß was er von dieser Ideologie zu halten hat, die Mord und Totschlag probagandiert.

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