Mittwoch, 2. November 2011

Scharia ist für alle da

Obwohl westliche Massenmedien jahrelang gepredigt haben, dass erstens der Islam nichts mit "Islamismus" zu tun habe und zweitens nur ganz wenige Muslime "Islamisten" seien, stellt der sogenannte Islamismus in den Ländern des "arabischen Frühlings", in Ägypten, in Libyen, in Tunesien, einen wichtigen (wenn nicht den wichtigsten) politischen Faktor dar. In Tunesien sind die Islamisten seit der Wahl auch offiziell die stärkste Kraft, in Libyen sind sie es de facto schon, ebenso in Ägypten. Hüben wie drüben wird die Scharia zur Grundlage der Rechtssprechung erklärt, kein Gesetz kann der Scharia widersprechen (vgl. "Kairoer Erklärung der Menschenrechte",  Art. 22 ff.). Zwar beriefen sich auch vor der Revolution Führer, Verfassungen und Parlamente nominell auf die Scharia. Tatsächlich angewendet wurde das traditionelle islamische Recht offenbar kaum. Das passte den Islamisten nicht.
Einer ihrer neuen starken Männer, Rachid Ghannouchi von der tunesischen Ennahda-Partei, hat daher sogleich das Prinzip der Scharia, sofern richtig angewendet, erklärt. Seine Vision sei ein System, "in dem die Rechte Gottes, des Propheten [Mohammed], der Frauen, der Männer, der Religiösen und der Nicht-Religiösen gesichert sind". (Quelle) Die Rechte der Frauen sind also nicht die der Männer (was übrigens schon aus dem Koran hervorgeht), die Rechte der Religiösen sind nicht die der Nicht-Religiösen. Wenn Scharia eines nicht bedeutet, dann Gleichheit vor dem Gesetz. Kamran Ghanei vom "Zentralrat der Exmuslime" kommentiert betreffs der Scharia: "Im Islam ist das Recht verbunden mit der religiösen Pflicht. Im Grunde genommen ist die Freiheit des Menschen als ein Individuum in islamischer Belehrung unerkannt." (Quelle) Allah als oberster Souverän gibt den Menschen entsprechend ihrer Gruppenzugehörigkeit Rechte, Privilegien und Pflichten. Unteilbare Menschenwürde, gesellschaftlicher und religiöser Pluralismus sind in diesem System nicht vorgesehen.

Link: "SOS Österreich" bloggt, was Rachid Ghannouchi sonst noch treibt, schreibt und denkt.

Mittwoch, 17. August 2011

ZDF erklärt, was "heiliger Krieg" ist. Oder doch nicht?

Im Unterschied zum ebenfalls durch das ZDF produzierten Dreiteiler „Morgenland“, der ohne Umschweife zum Postulat des überlegenen islamischen Hoch-Kulturmenschen des Mittelalters kam, bedient sich der erste Teil der neuen Dokumentarreihe „Der Heilige Krieg“ (Di., 16.8., 20:15 Uhr) verfeinerter Manipulationstechniken. In erster Linie läuft es darauf hinaus, dass Muslime und Christen in ihrem Verhältnis zu Gewalt äquidistant seien. Soll dies, wie im Film, anhand der frühislamischen Expansion bis zur Abwehrschlacht von Tours und Poitiers im Jahre 732 veranschaulicht werden, müssen notwendigerweise alle Informationen verschwiegen werden, die dieser Darstellung widersprechen.
Auffällig ist zunächst, dass „Der Heilige Krieg“ wie zuvor schon „Morgenland“ peinlich genau das angebliche Bilderverbot des Islam einhält; eine Verkörperung des „Propheten“ Mohammed findet sich hier wie dort in keiner der Spielszenen. Jetzt aber erfüllt dieser Kunstgriff einen ganz praktischen Nutzen, nämlich den, zwischen der reinen Lehre Mohammeds und seinen Nachfolgern einen Keil zu treiben, so dass ersterer nicht durch die Taten letzterer in den Schmutz gezogen werden kann. Und genau hier beginnt „Der Heilige Krieg“ mit der Geschichtsklitterung: es war wohl kein Anonymus, der (wie im Film) die einschlägigen Verse des Koran und die Macht Allahs beschwor, um weltliche Macht zu gewinnen, sondern es war Mohammed selbst; bis zu seinem Tod im Jahre 632 brachten die Muslime nahezu die gesamte arabische Halbinsel unter ihre Kontrolle.
Ohne auf das wirkliche Verhältnis des Christentums und des Islam zur Gewaltfrage einzugehen lässt sich sagen, dass beide Weltreligionen ein Aspekt verbindet, der sie zugleich von allen anderen Religionen unterscheidet und uns als wahre und wichtigste Gemeinsamkeit erscheint: beide sind universalistisch veranlagt und trachten zumindest theoretisch danach, ihren Geltungsanspruch weltweit zu verbreiten. Im Christentum erscheint dieser Anspruch im „macht euch die Erde untertan“, aber vor allem „gehet hin und lehret alle Völker“. Die islamischen Schlüsselverse laut Koran:
Sura 9, Vers 29:
Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben, und die das nicht für verboten erklären, was Allah und Sein Gesandter für verboten erklärt haben, und die nicht dem wahren Glauben folgen - von denen, die die Schrift erhalten haben, bis sie eigenhändig den Tribut in voller Unterwerfung entrichten.
Sura 9, Vers 33:
Er [Allah] ist es, Der Seinen Gesandten mit der Führung und der wahren Religion geschickt hat, auf daß Er sie über alle (anderen) Religionen siegen lasse; mag es den Götzendienern auch zuwider sein. (Übers. Rassoul)
Über Jahrhunderte hinweg bildeten diese und andere, inhaltlich höchst ähnliche Passagen das Fundament des Dhimma-Prinzips, der Herrschaft der Muslime über unterworfene Juden und Christen, die um den Preis dauerhafter Erniedrigung und einer besonderen Kopfsteuer zumindest vor weiteren Verfolgungen „geschützt“ waren. Je weniger diese rigiden Vorschriften befolgt wurden, die eine horizontale Teilung der Gesellschaft zementierten, um so „toleranter“ präsentierte sich die „islamische“ Kultur, etwa in Andalusien unter Herrschaft der Almoraviden bis zur Zeit der großen Judenpogrome und -Vertreibungen.
Im ZDF-Fünfteiler „Der Heilige Krieg“ fehlen solche Informationen freilich ganz. Sie stehen schließlich dem Ziel der Sendung entgegen, nämlich der Beweisführung, dass sowohl die christliche als auch die islamische Religion über Jahrhunderte quasi synchron „instrumentalisiert“ und „missbraucht“ worden seien – auch wenn sich weder in der Bibel, noch in der christlichen Praxis Konzepte finden lassen, die der Dhimma auch nur entfernt ähneln. Während also die kriegerisch-politische Komponente des Islam vertuscht wird, liegt besonderes Augenmerk auf nichtmuslimischer Gewalt und ihrer vermeintlichen Verbindung zum Christentum: in Spielszenen wird eine gerade Linie konstruiert von der Reliquienverehrung durch die Kämpfer vor Tours und Poitiers bis zur Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen durch Karl den Großen.
In den letzten Minuten gibt die Sendung einen stichpunktartigen Ausblick auf die Episoden 2 bis 5 von „Der Heilige Krieg“ - was die Umkehrung bzw. Erfindung von Kausalketten zur Stützung der These im Sekundentakt nach sich zieht. So ist der islamische „Dschihad“ anders als behauptet keine Antwort auf die christlichen Kreuzzüge, sondern umgekehrt waren die Kreuzzüge eine ursprünglich räumlich und zeitlich genau begrenzte Reaktion auf den universellen islamischen Dschihad. Die Expansion des Osmanischen Reiches setzte auch nicht erst in der „Mitte des 15. Jahrhunderts“ (also mit dem Fall Konstantinopels) ein, sondern wenigstens zweihundert Jahre zuvor.
Als vorläufiges Fazit gilt hier, dass auch „Der Heilige Krieg“ kein gelungener Beitrag zur Vermittlung historischer Faktizität ist, sondern sich mit einseitiger Darstellung einmal mehr der Mittel des verlogenen „Dialogs“ der Kulturen bedient, in dem unangenehme Wahrheiten einfach ignoriert werden. Wer diese dennoch ausspricht, gilt als Nestbeschmutzer, wahrscheinlicher noch als Islamophob, schlimmstenfalls als „Rassist“.

Sonntag, 20. März 2011

USA helfen nun Al Kaida in Libyen aus

Dass Diktatoren notorische Lügner sind, liegt in der Natur der Sache. Diktatoren, die sich wie Muammar el Gaddafi vier Jahrzehnte lang an der Macht halten, sind jedoch obendrein ziemlich schlau und sind glänzende Anwälte in eigener Sache. Daher wissen sie, dass es hilfreich sein kann, den eigenen Lügen immer ein paar Körner Wahrheit beizumengen. 
Genau das tut Gaddafi nun, wenn er die Rebellion im eigenen Land u.a. als den verlängerten Arm von Al Kaida, der Muslimbruderschaft etc. bezeichnet. Es nützt seinem Regime bisher allerdings nicht viel, die westlichen Massenmedien und die westlichen Politiker haben sich bereits darauf verständigt, wer in dieser Auseinandersetzung die Guten sind und dass es sich bei dem Aufruhr in Libyen um einen allgemeinen Volksaufstand handle, auch wenn die Art und Weise, wie die Kämpfe geführt werden, eher nicht auf einen solchen schließen lässt.
Dass Bengasi und der Osten Libyens Hochburgen des "Islamismus" seien und sich auf die Einwohnerzahl dortiger Ortschaften hochgerechnet mehr Dschihadisten für den Einsatz gegen die Alliierten in Irak etc. rekrutierten als aus jedem anderen islamischen Land, schreibt etwa die "Asian Tribune" und andere östliche Zeitungen:
Well known to the United States policymakers in Obama White House and Clinton State Department along with the National Security Council but not widely known to American mainstream media, the U.S. West Point Military Academy’s Combating Terrorism Center document reveals that Libya sent more fighters to Iraq’s Islamic militancy on a per-capita basis than any other Muslim country, including Saudi Arabia.
Perhaps more alarmingly for Western policymakers, most of the fighters came from eastern Libya, the center of the current uprising against Muammar el-Qaddafi.
The analysis of the Combating Terrorism Center of West Point was based on the records captured by coalition forces in October 2007 in a raid near Sinjar, along Iraq’s Syrian border.
The eastern Libyan city of Darnah sent more fighters to Iraq than any other single city or town, according to the West Point report. It noted that 52 militants came to Iraq from Darnah, a city of just 80,000 people (the second-largest source of fighters was Riyadh, Saudi Arabia, which has a population of more than 4 million).
Benghazi, the capital of Libya’s provisional government declared by the anti-Qaddafi rebels, sent in 21 fighters, again a disproportionate number of the whole.
If the 2007 captured records revealed the Eastern Libyan participation in the anti-coalition forces militancy in Iraq one could imagine the Banghazi-Darnah export of Islamists since then.
“Libyans were more fired up to travel to Iraq to kill Americans than anyone else in the Arabic-speaking world,” Andrew Exum, a counterinsurgency specialist and former Army Ranger noted in a blog posting recently. “This might explain why those rebels from Libya's eastern provinces are not too excited about U.S. military intervention. It might also give some pause to those in the United States so eager to arm Libya's rebels.”
Quelle: Libyan rebellion has a radical Islamist fervor (Asian Tribune, 17.3.2011)
 Die USA, Großbritannien und Frankreich helfen nun ausgerechnet ihren Todfeinden aus. Eine Ironie der Geschichte.



Dienstag, 8. März 2011

Gehört der Islam zu Deutschland, Herr Mazyek?

Nachdem die Aussage des neuen Innenministers Hans-Peter Friedrich (CSU), der Islam gehöre historisch gesehen nicht zu Deutschland, in den Islamverbänden zu der inzwischen anscheinend auf Knopfdruck abrufbaren Empörung geführt hat, versucht Aiman Mazyek, Vorsitzender des "Zentralrats der Muslime in Deutschland" (ZMD), die Gegenthese aufzustellen. Ganz leicht ist das nicht, doch im Gegensatz zum Oberhaupt der "türkischen Gemeinde", Kenan Kolat, der sich im Stile eines halbstarken Jugendbandenchefs geriert ("Wenn der Innenminister Streit sucht, wird er ihn bekommen!") ficht Mazyek mit dem leichten Florett. Das Hackebeil packt Mazyek auch nur dann aus, wenn es nicht gegen einen Bundesminister, sondern die Inanspruchnahme der Meinungsfreiheit durch die namenlosen Normalbürger geht - die "islamophoben Geschwüre", wie er sich auszudrücken pflegte.
Zunächst fällt auf, dass Aiman Mazyek einmal mehr auf die "Differenzierung" verzichtet, die er islamkritischen Stimmen stets abverlangt. Der Islam gehört zu Deutschland. Der Islam? Ich dachte, es gibt nicht den Islam. Wann immer ein Skeptiker über einen Zustand klagt, der allem Anschein nach durchaus dem Islam zuzuordnen ist, zerfällt der Islam in seine ominösen "Facetten", bei denen es zu differenzieren gilt - und zwar solange, bis jede konkrete Kritik ins Leere läuft. Äußert sich ein islamischer Verbandsfunktionär hingegen über sein Klientel, gibt es den Islam plötzlich doch. Mazyek macht hier keine Ausnahme; er ist der Prototyp des islamischen Polit-Lobbyisten.
Ein arabisches Sprichwort besagt: "Die Liebe zum Vaterland kommt vom Glauben". Längst ist Deutschland im Herzen vieler Muslime Teil ihres Denkens, dessen sind wir alle Zeuge, nicht zuletzt bei unserer Fußballnationalmannschaft. 
Mir gellen noch jetzt die Pfiffe von 30.000 Türken in den Ohren, welche die deutsche Nationalhymne fast unhörbar machten, damals am 8. Oktober 2010 beim Qualifikationsspiel  Deutschland - Türkei für die Fußball-EM, ausgetragen im Olympiastadion von Berlin, im Herzen der Stadt mit den meisten türkischen Einwohnern westlich von Istanbul.
Die eigentliche Frage ist doch: Ist Deutschland bereit, seinen deutschen Muslimen eine Chance zu geben, oder verweist es – wie die Sarrazin-Thesen es deutlich machen – sie direkt auf die Anklagebank und geht damit einem konstruktiven Dialog aus dem Wege? 
Jeder Türkischstämmige, jeder Muslim hat in Deutschland prinzipiell dieselben Chancen auf Bildung und Arbeit wie jeder andere Bürger auch. Was Mazyek mit diesem Exkurs in die Sozialkunde bezweckt, wo doch auch Sarrazin nicht mehr will als Chancengleichheit, dürfte wohl die Erringung von mehr islamischer Einflußnahme der Verbände auf die bundesdeutsche Politik sein.
Wer übersieht, dass Europa, gar Deutschland, und Islam eine lange Geschichte verbindet, möge den West-Östlichen Divan unseres Nationaldichters Johann Wolfgang Goethes wieder einmal lesen, die großen Universalgelehrten Ibn Sina (Avicenna) und Ibn Ruschd (Averroes) zur Kenntnis nehmen oder wenigstens die 700-jährige Geschichte des Islam in Spanien berücksichtigen.
Wenn ein Dichterfürst ein Buch über eine Weltgegend veröffentlicht, von der er so gut wie keine Ahnung hat (vgl. Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise) dann ist das eine Geschichte, aber keine Geschichtsschreibung mit Anspruch auf  historische Faktizität und Plausibilität. Gleichwohl versuchen diverse Islam-Apologeten dieses Missverständnis auf die Spitze zu treiben, indem sie Goethe posthum zum Muslim erklären.
Die Leistungen Avicennas oder Averroes auf den Islam zurückzuführen ist ungefähr so, als würde man Lebenswerk und Bedeutung Giordano Brunos mit der Ketzerverfolgung durch die katholische Kirche erklären. Beide schufen ihre bahnbrechenden Werke nicht weil, sondern obwohl sie Muslime waren.  Sie und ihresgleichen kamen durch ihre Forschung in Konflikt mit der islamischen Orthodoxie, die ihre Schriften konfiszierte und vernichtete. Wissenschaft und freie Forschung wurden im Islam im Keim erstickt, das Wie und Wann hat dieses Blog bereits thematisiert.
Und das bis heute euro-arabische Malta, den europäisch-muslimischen Balkan, das vom Orient kulturell durchdrungene Sizilien und die über 500-jährige Enklave der muslimischen Tataren in Polen sind ein beredetes Zeugnis muslimischer Präsens in Europa.
Sowohl das sagenumwobene Al Andalus, der vielleicht 150jährigen Blütephase des maurischen Spaniens während der milden Herrschaft einer Berberdynastie, als auch die "Durchdringung" des süd- und südosteuropäischen Raumes gründeten letztlich auf der militärischen Konfrontation zwischen dem islamisch und dem christlich geprägten Kulturkreis, die sich jahrhundertelang nicht als Partner Seit an Seit, sondern als Feinde gegenüberstanden.  "Beredtes Zeugnis" legen auch die zahllosen Denkmale, Brunnen und Gemälde ab, die an die Türkenkriege und die Belagerung von Wien 1529 und 1683 erinnern, aber niemand käme deswegen auf die Idee, "der Islam" stehe an der Wiege Europas, der westlichen Zivilisation.
Schließlich bargen Muslime die griechischen-hellenistischen Fundamente der europäischen Zivilisation, vor allem Aristoteles, vor der Versenkung, indem sie sie ins Arabische übersetzten. Die griechischen Wissenschaften – als maßgebliches Erbe Europas – wanderten also vom Griechischen über das Arabische ins Lateinische. Wir stehen also im Abendland auch auf morgenländischen Beinen. 
Die Übersetzer der griechischen Quellen waren häufig gebildete Dhimmis, unterworfene Juden und Christen. Der Islam als religiöses System hat sich seit seiner Frühzeit vehement gegen die Befruchtung durch den hellenischen Geist gewehrt. Mit dem Absterben der Forschung gerieten auch die griechischen Wissenschaften und ihre Autoren in Vergessenheit; muslimische Plünderer vernichteten zehntausende von Original-Texten allein in der großen Bibliothek von Alexandria. Zudem: was an Wissen über den Umweg der arabischen Gelehrten nach Europa drang (allerdings ebenso über das oströmische Reich, doch das verschweigt Mazyek), trug keinen islamischen Impuls in sich, sondern war eben - griechisch.
Die Befruchtung der abendländischen Zivilisation durch den Islam war nicht essentiell und ist im Einzelfall nicht nachweisbar. Wo ist der Einfluss des Islam auf die politischen Systeme der europäischen Staaten? Auf die Gewaltenteilung? Wo auf die Rechtsprechung? Welche Rolle spielte der Islam in der europäischen Wirtschaftsgeschichte, der Entwicklung von Bankwesen, von Freihandel? Was ist sein Anteil an der Aufklärung, an Bürger- und Menschenrechten, der Emanzipation der Frau?
Hätte der Islam all diese Entwicklungen vorgelebt oder wenigstens nachvollzogen, bräuchten wir keine "Islamkonferenz" und bräuchte es keinen "Dialog". Veranstaltungen dieser Art nutzen Islamverbände wie Mazyeks ZMD seit Jahren, um sich als Stimme "der Muslime" zu profilieren und Zug um Zug ihre Schlüsselposition in der Integrationsdebatte auszubauen. In der Folge beherrschen inzwischen Themen das politische Alltagsgeschäft und die Massenmedien, die noch vor wenigen Jahren vollkommen nebensächlich waren. Etwa die Rolle der Scharia, des allahgegebenen islamischen Rechts. Unter dem Begriff der Scharia konnte sich noch vor zehn Jahren kaum jemand etwas vorstellen - heute scheint sich der gesamte Diskurs nur noch darum zu drehen, wie (nicht ob!) die Scharia in das deutsche Recht "integriert" werden kann. Und genau dieses mächtige Hereindrängen des Islam in das europäische Bewußtsein sowie die gesellschaftlichen Scherkräfte, die dadurch entstehen, sind letztendlich Beleg dafür, dass "der Islam" historisch nicht zu  Deutschland, nicht zu Europa gehört.

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Montag, 28. Februar 2011

Patrick Bahners, ein westlicher Quasimam

Der FAZ-Feuilletonist Patrick Bahners hat mit seinem Buch "Die Panikmacher" für einigen Wirbel gesorgt. Gedacht war das Werk als Kritik der Islamkritik, was durchaus eine anspruchsvolle und aller Ehren werte Aufgabe sein könnte, sofern man sich ihr tatsächlich stellt. Die aussagekräftigen Rezensionen zu Bahners Buch (von Thilo Sarrazin, Monika Maron u.a.) lassen jedoch nur den Schluss zu, dass darin keine kritische Auseinandersetzung mit den Argumenten und Positionen der Islamkritik betrieben wird, sondern es sich vielmehr um eine Abrechnung mit den wenigen prominenten Vertretern der Islamkritik in Deutschland handelt, die Bahners auf persönlicher Ebene und frontal angreift: Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Thilo Sarrazin, Seyran Ates und allen voran Necla Kelek.
Darüber hinaus lässt Bahners eigene Wortwahl in den Vorabdrucken seiner Streitschrift den versierten Islamkritiker aufmerken. Dass Bahners einen reichen Sprachschatz besitzt und über detaillierte Kenntnisse der deutschen Sozial- und Kulturgeschichte verfügt, es aber nicht vermag, diese in einen logisch stringenten Kontext zu bringen, ist auch den anderen Rezensenten aufgefallen. Darüber hinaus klingen jedoch weitere Motive an, die eine ganz andere Deutungsebene zulassen.
Die Schriftstellerin Monika Maron zitiert Bahners in ihrer Rezension mit folgenden Worten:
„In Tücher eingehüllt wird normalerweise das Kostbare. Die Verschleierung ist ein Indiz der Vornehmheit. Es widerspricht also unserer Intuition, dass der Zweck des Kopftuchs, wie von seinen feministischen Gegnerinnen behauptet, die demonstrative Herabsetzung der Frau sein soll.“(Monika Maron, "Der Kritiker der Islamkritiker im Elfenbeinturm")
Sprache ist verräterisch. Auch ohne das Parteibuch eines bestimmten Autors zu kennen ist es für den aufmerksamen Leser in der Regel keine Mühe, auf einen bestehenden ideologischen Hintergrund zu schließen. Jeder Teil des politischen Spektrums besitzt sein eigenes Vokabular. Was aber will Patrick Bahners mit der seltsamen Bemerkung "in Tücher eingehüllt wird normalerweise das Kostbare" sagen? Wie kommt er darauf? Ist das nur der bisweilen blumigen Fabulierkunst seiner Feuilletonsprache geschuldet? Ich war mir jedoch sofort sicher, genau diesen Vergleich in genau diesem Zusammenhang schon oft gelesen zu haben. Aber nicht bei Patrick Bahners.
Googelt man nach "women islam are jewel" erhält man 2.040.000 Treffer. Have you seen the Jewel? Why is it that the people love it while it is simply a piece of stone? It is because it is not so easy to see it, nor can you touch it except by paying an exorbitant price. Similar is the case of the woman – it is forbidden for a man to see her or touch her, in order that he does not dishonor her. She is like an untouched (pure) jewel, which is affected by the least touch, heißt es auf http://www.allaahuakbar.net/womens/this_message_is_to_you_o_concealed_jewel.htm. Aus diesen Quellen also speist sich Bahners Inspiration.
Bahners scheint das reaktionäre Frauenbild des orthodoxen Islam nicht nur zu tolerieren, sondern tatsächlich auch zu teilen. Weder Bahners noch die islamischen Gelehrten sind in der Lage zu begreifen, dass die Abschließung des Weiblichen zum "Schutz" und zur "Ehre" erst recht die "demonstrative Herabsetzung der Frau" auf den Status eines Objekts besiegelt. Damit reiht sicht Bahners ein in die immer länger werdende Reihe westlicher Intellektueller, die sich ihr Islambild aus den völlig unreflektierten Aussagen islamischer Würdenträger gewinnen. Mitunter ist ihre eigene Position von der des Islam ununterscheidbar geworden. Für diesen Typus hat der Orientalist Dr. Hans-Peter Raddatz vor einigen Jahren den wunderbaren Neologismus "Quasimam" geschaffen.