Donnerstag, 31. Dezember 2009

Benedikt XVI. über die kritische Methode in der Theologie

Ich bin kein Christ. Ich bin noch nicht mal gläubig. Mir stößt jedoch immer wieder auf, wie der Zeitgeist versucht, alle Kulturen einzuebnen, zu umarmen, ganz gleich, wie groß die Unterschiede auch sein mögen. Schließlich ist alles „irgendwie dasselbe“, nicht wahr? Dies trifft auch und gerade auf die Religionen und den islamisch geprägten interreligiösen „Dialog“ zu, der kein Dialog ist, weil die Verschiedenartigkeit der Teilnehmer tunlichst ausgeklammert wird, also keine wahre Toleranz entwickelt, Konfliktpotential abgebaut und erst recht keine reformerischen Impulse gegeben werden können.

Man kann schon darauf zählen, dass auf fundierte Kritik am Islam postwendend die Forderung nach Kritik am Christentum erhoben wird (als ob das Christentum und die Kirchen nicht jederzeit kritisiert werden dürfen und auch kritisiert werden), nur um einem geradezu neurotischen Zwang nachzugeben und die Äquidistanz zu den beiden Weltreligionen wieder herzustellen.

Dreh- und Angelpunkt sind dabei immer wieder die „Heiligen Schriften“ von Christentum und Islam. Hinweise auf fragwürdige Koranpassagen werden mit Erinnerungen an alttestamentarische Vorschriften und Gewalttraditionen quittiert, im Neuen Testament muss der „Schwertvers“ und die Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel herhalten, um die Verkünderpraxis Jesu und Mohammeds zu relativieren. Noch ehe man das Augenmerk auf den Charakter von AT/NT und Koran richtet ist festzustellen, dass die gewünschte inhaltliche Kongruenz selbst unter größten Anstrengungen nicht herzustellen ist.


Doch selbstverständlich ist auch der qualitative Unterschied zwischen den biblischen Schriften, die vom Geiste Gottes inspiriert, aber von fehlbaren Sterblichen aufgezeichnet wurden, und einem Buch wie dem Koran, der als „unerschaffen“ gilt, also aus der Zeit vor der Zeit datiert und folglich Allahs Wort selbst enthält, nicht zu übersehen. Wenn es christlicherseits überhaupt ein Pendant zum Koran gibt, dann ist das Jesus – während sich Allah freilich nicht in die Niederungen der Sterblichkeit hinablässt.


Hieraus wird ersichtlich, weshalb die islamische Geistlichkeit bis heute nicht bereit ist, den Koran seines Inhalts und seiner Genese nach einer kritischen Untersuchung auszusetzen. Es ist nun auch klar, warum der „Koordinationsrat der Muslime“ in Deutschland durch seinen Sprecher Ali Kizilkaya einen Prof. Muhammad Kalisch, der die These vertritt, dass Gott keine Bücher schreibt und der Islamkundelehrer ausbilden möchte, mit den Worten abkanzelt: „Die historisch-kritische Methode lehnen wir ab!“ Es scheint, als sei mit dem Koran und dem „Siegel der Propheten“ Mohammed auch die Forschung endgültig versiegelt.

Anders im Christentum. Der Charakter der biblischen Schriften und des Wirkens Jesu Christi gestattet dem Christen eine ganz andere Herangehensweise an die Quellen seines Glaubens. Die heutige katholische Theologie gestattet die kritische Methode nicht nur, sondern bezieht sie ausdrücklich in ihre Forschung ein, wie Benedikt XVI. im Vorwort seines lesenswerten Buches „Jesus von Nazareth“ ausführt:


[Es] gilt zunächst, dass die historische Methode - gerade vom inneren Wesen der Theologie und des Glaubens her – eine unverzichtbare Dimension der exegetischen Arbeit ist und bleibt. Denn für den biblischen Glauben ist es wesentlich, dass er sich auf wirklich historisches Geschehen bezieht. Er erzählt nicht Geschichte als Symbole über geschichtliche Wahrheiten, sondern er gründet auf Geschichte, die sich auf dem Boden dieser Erde zugetragen hat. Das Factum historicum ist für ihn nicht eine auswechselbare historische Chiffre, sondern konstitutiver Grund: Et incarnatus est – mit diesem Wort bekennen wir uns zu dem tatsächlichen hereintreten Gottes in die reale Geschichte.
Wenn wir diese Geschichte wegschieben, wird der christliche Glaube als solcher aufgehoben und in eine andere Religionsform umgeschmolzen. Wenn also Geschichte, Faktizität in diesem Sinn, wesentlich zum christlichen Glauben gehört, dann muss er sich der historischen Methode aussetzen – der Glaube selbst verlangt das. (…)
Die historisch- kritische Methode – wiederholen wir es – bleibt von der Struktur des christlichen Glaubens her unverzichtbar. Aber zweierlei müssen wir hinzufügen: Sie ist eine der grundlegenden Dimensionen der Auslegung, aber sie schöpft den Auftrag der Auslegung für den nicht aus, der in den biblischen Schriften die eine Heilige Schrift sieht und sie als von Gott inspiriert glaubt.
(Ratzinger, Jesus von Nazareth, S. 14-15, Freiburg i. Breisgau 2007)
Hingegen lassen die im Islam herrschenden dogmatischen Zwänge eine umfangreiche, fortgesetzte Revision der islamischen Geschichte als den einzig widerstandslos gangbaren Weg erscheinen, dem Islam zumindest äußerlich den Anschein von Reformierbarkeit und Offenheit zu verleihen. Alles, was nicht durch die Formel „Islam ist Frieden“ abgedeckt wird, sich aber dennoch islamisch nennt, wird somit nicht kritisiert, sondern gewohnheitsmäßig ignoriert.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Integrationsbremse Islam




Das größte Hindernis für die Integration einer muslimisch sozialisierten Minderheit in eine westliche Demokratie und pluralistische Gesellschaft liegt nicht in mangelnder Akzeptanz seitens der autochthonen "Mehrheitsgesellschaft" und auch nicht an "patriarchalischen" Sitten und Gebräuchen der Migranten, die aber "nichts mit dem Islam zu tun" haben (Tenor der Islamverbände) - sondern es ist der Islam selbst, der eine Integration genaugenommen verbietet und Parallelgesellschaften fordert.
Diese Tatsache lässt sich nicht durch Totschlagargumente "Islamophobie", "Stammtisch" und "Rechtsextremismus" unkenntlich machen. Sie verweist auf Grundfragen der Integration, die im bisherigen "Dialog" der Kulturen noch gar nicht gestellt wurden - weshalb Kenner der Materie längst eher von "DiaLÜG" sprechen.
Muhammad Ahmad Rassoul hat eine vielbeachtete Koranübersetzung vorgelegt und gilt als ausgewiesener Kenner der Sunna, also der islamischen Offenbarung und Überlieferung, die das hochkomplexe, strikte Regelwerk des muslimischen Lebens konstituiert. Seine Schrift "Die Brüderlichkeit im Islam" behandelt dementsprechend das Sozialverhalten der Muslime untereinander, wie es Mohammed empfohlen und Allah befohlen hat. Da sich der Autor als gläubiger Muslim an den Wortlaut von Koran und Hadith hält, rückt zwangsläufig auch das Verhältnis der Muslime zu den Ungläubigen ins Blickfeld.
In den ersten Abschnitten führt Rassoul aus, dass die Bindung unter den Gläubigen die stärkste Bindung im Islam sei:

Der Islam kennt drei Arten von Bindungen (Silat):
1. Die Bindung durch Blut, die Blutsverwandtschaft (Silatu-1-qurba).
2. Die Bindung durch Heirat (Silatu-1-Musahara), die einen starken Zusammenhalt innerhalb einer oder zwischen mehreren Familien bewirkt.
3. Die Bindung durch den Glauben (Silatu-1- 'Aqida), die im Islam eine echte Brüderlichkeit darstellt. Diese Art von Bindung des Geistes und der Seele im Islam liegt in ihrem Wert höher als die leibliche Bindung. Sie wird deshalb als die echte Verwandtschaft angesehen.

Islamwissenschaftler und Orientalisten bezeichnen die umma, die Gemeinschaft der Gläubigen, gelegentlich auch als Meta-Clan oder Meta-Stamm, eine Deutung, die vor dieser Idealdarstellung der Bindung unter den Muslimen durchaus berechtigt wirkt, wobei uns scheint, dass der Weg zur Meta-Sekte nicht allzu weit ist. Folgerichtig löst der Abfall vom Islam die Blutsverwandtschaft auf, was in befleckter Familienehre und Verstoßung des Apostaten mündet.

Die Bindung durch Brüderlichkeit im Islam wird somit zum Fundament der islamischen Gemeinschaft schlechthin und verlangt gleichzeitig nach Abgrenzung, "Schutz", nach außen. Daraus resultiert die prinzipielle Gleichheit der Gläubigen sowie die prinzipielle Ungleichheit der Ungläubigen.

Wenn man im Islam von Brüderlichkeit spricht, meint man damit die Brüderlichkeit unter allen Individuen der islamischen Gemeinschaft, unter Männern, Frauen und Kindern. Wenn der Heilige Qur'an in Sura 48, Vers 29 sagt:
Muhammad ist der Gesandte Allahs. Und die, die mit ihm sind, sind hart gegen die Ungläubigen, doch barmherzig zueinander. Du siehst sie sich (im Gebet) beugen, niederwerfen (und) Allahs Huld und Wohlgefallen erstreben...", so spricht der Qur'an die Gesamtheit der Muslime an, ohne Unterscheidung des Geschlechts, des Alters und der Rasse.

Nach innen folgt daraus Gleichschaltung:

Vers 10 aus Sura 49:
"0 ihr, die ihr glaubt! Lasst nicht eine Schar über die andere spotten, vielleicht sind diese besser als jene; noch (lasset) Frauen über (andere) Frauen (spotten), vielleicht sind diese besser als jene. Und verleumdet einander nicht und gebt einander keine Schimpfnamen. Schlimm ist die Bezeichnung der Sündhaftigkeit, nachdem man den Glauben (angenommen) hat, und jene die nicht umkehren - das sind die Ungerechten."
Ferner Vers 10 aus Sura 49:
"Die Gläubigen sind ja Brüder. So stiftet Frieden zwischen euren Brüdern und fürchtet Allah, auf dass euch Barmherzigkeit erwiesen werde."
Ein Pendant zur Goldenen Regel ist sowohl im Koran als auch Hadith unbekannt. Die (verordnete) Harmonie erstreckt sich allein auf Muslime untereinander. Die religiöse Pflichtabgabe, zakat, die für gewöhnlich zwischen 2,5 und 10% des Einkommens beträgt, kommt allein muslimischen Zwecken zugute. Das freiwillige Almosen ist religiös nicht bindend.

Rassoul stimmt mit der Einschätzung des kritischen Islamwissenschaftlers Ralph Ghadban überein, dass der Islam keine Ethik kennt:

Alles Lob gebührt Allah, dass Er das brüderliche Verhalten im Islam nicht unserem Gutdünken und unserem ethischen Empfinden überlässt, sondern dass Er das Verhalten genau festgelegt hat.

Streng nach Wortlaut von Koran und Hadith arbeitet der Autor Gebote und Verbote für die gelebte Brüderlichkeit im Islam heraus. Das 1. Verbot lautet:
1. Du sollst keinen, der nicht dein Bruder im Islam ist, zum Freund nehmen. Dieses Verbot ergibt sich u.a. aus Vers 28 der 3. Sura, der lautet:
"Die Gläubigen sollen die Ungläubigen nicht statt der Gläubigen zu Beschützern nehmen; und wer solches tut, der findet von Allah in nichts Hilfe."
Für Rassoul steht die Priorität dieses Verbots offenbar so unerschütterlich fest, dass er es als überflüssig erachtet gesondert zu erwähnen, dass sich diese Aufforderung Allahs in nahezu identischem Wortlaut mehrfach im Koran findet, etwa auch in Sure 4 und 5. Die Reinheit der umma ist Voraussetzung für die reibungslose Umsetzung von Allahs ewigem Gesetz. Das bleibt nicht ohne Konsequenzen für die Ungläubigen:
Sura 48, Vers 29:
"Muhammad ist der Gesandte Allahs. Und die, die mit ihm sind, sind hart gegen die Ungläubigen, doch barmherzig zueinander. Du siehst sie sich (im Gebet) beugen, niederwerfen (und) Allahs Huld und Wohlgefallen erstreben. Ihre Merkmale befinden sich auf ihren Gesichtern: die Spuren der Niederwerfungen. Das ist ihre Beschreibung in der Thora. Und ihre Beschreibung im Evangelium lautet: (Sie sind) gleich dem ausgesäten Samenkorn, das seinen Schössling treibt, ihn dann stark werden lässt, dann wird er dick und steht fest auf seinem Halm, zur Freude derer, die die Saat ausgestreut haben - auf dass Er die Ungläubigen bei ihrem (Anblick) in Wut entbrennen lasse. Allah hat denjenigen, die glauben und gute Werke tun, Vergebung und einen gewaltigen Lohn verheißen."
Sura 9, Vers 71:
"Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Beschützer: Sie gebieten das Gute und verbieten das Böse und verrichten das Gebet und entrichten die Zakah [zakat] und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Sie sind es, derer Allah Sich erbarmen wird. Wahrlich, Allah ist Erhaben, Allweise,"
Sura 4, Vers 93:
"Und wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet, dessen Lohn ist Gahannam, worin er auf ewig bleibt. Allah wird ihm zürnen und ihn von Sich weisen und ihm eine schwere Strafe bereiten."
Und weiter:
Femer in Sura 2, Vers 221: "Und heiratet keine Götzenanbeterinnen, ehe sie glauben. Und eine gläubige Dienerin ist besser als eine Götzenanbeterin, mag sie euch auch noch so gut gefallen. Und verheiratet nicht (gläubige Frauen) mit Götzenanbetern, ehe sie glauben. Und ein gläubiger Diener ist besser als ein Götzenanbeter, mag er euch auch noch so gut gefallen. Jene rufen zum Feuer, doch Allah ruft zum Paradies und zur Verzeihung mit Seiner Erlaubnis und macht den Menschen Seine Zeichen klar, damit sie Seiner gedenken mögen."
Der Wortlaut des Koran impliziert bereits, dass es dem frommen Muslim aufgetragen ist, es nicht nur bei der Etablierung einer Parallelgesellschaft bewenden zu lassen, sondern aktiv an der Überwindung des Unglaubens mitzuarbeiten. Jegliche Einmischung von außen wird daher nicht als Kritik, sondern als Angriff, Beleidigung oder Provokation gewertet, wie etwa die von Islamverbänden und Mullahs "spontan" inszenierten Massenproteste und Ausschreitungen während des "Karikaturenstreits" zeigen. Denn "Muhammad ist der Gesandte Allahs. Und die, die mit ihm sind, sind hart gegen die Ungläubigen, doch barmherzig zueinander." Es ist davon auszugehen, dass die Verbände ganz im Sinne des frommen Muhammad Ahmad Rassoul handeln, wenn er in seinem Schlußwort schreibt:
Wie nötig haben es die Menschen heutzutage mehr als je zuvor, in der echten islamischen Brüderlichkeit zu leben! Der Beginn für eine neue Gesellschaft ist die Brüderlichkeit. Hier liegt der Kern einer gesunden Gesellschaftsordnung. Hier liegt die Ausstrahlung der Barmherzigkeit und der Gnade.
Die islamische Brüderlichkeit ist ein nachahmenswertes Vorbild für die gesamte Menschheit, und das ist der Grund, warum sich der Islam überall ausbreitet und ohne groß angelegte, organisierte Missionierung und ohne militärische Eroberung auch im heutigen Europa Fuß fasst.


Donnerstag, 24. Dezember 2009

Kommissarische Reichsregierung(en) (KRR)

Vor einigen Jahren stieß ich bei Recherchen für ein längeres Essay auf eine der skurrilsten Erscheinungen die mir bisher im Internet über den Weg liefen. Mein erster Gedanke war, dass es sich um ein Projekt des deutschen Satiremagazins "Titanic" ("Die Partei") handeln müsse, ein Gefühl, das mich noch heute manchmal beschleicht, wenn ich dem Treiben der "Kommissarischen Reichsregierung/en" zusehe.
Sie haben noch nie von einer "Kommissarischen Reichsregierung" gehört? Studieren Sie den Lokalteil Ihrer Tageszeitung, mit etwas Glück werden Sie dort fündig. Denn seit einigen Jahren stellen gleich mehrere "Reichsregierungen" und eine inzwischen recht aktive "Exilregierung des Deutschen Reiches" eigene Führerscheine und Personalausweise aus. Deren Inhaber bezeichnen sich als Bürger des "Deutschen Reiches" und der Bundesrepublik Deutschland als "exterritorial" gegenüberstehend. Die Gerichtsbarkeit der "de jure erloschenen" BRD erkennen sie nicht an. Wie kommen die Herrschaften darauf?
Die Geschichte der Reichsregierungen nimmt ihren Anfang Mitte der 80er Jahre bei Wolfgang Gerhard Günter Ebel, einem ehemaligen Reichsbahnangestellten, allerdings nicht der Bahn des Reiches, sondern der DDR. Im Jahre 1987 hatte Ebel den Geistesblitz, einen selbstverfassten Amtseid an die "Alliierte Kommandantur" in Berlin zu schicken, in dem er sich selbst zum "Generalbevollmächtigten für das Deutsche Reich" ernannte und mit der Bildung einer "kommissarischen Reichsregierung" beauftragte. Es fällt nicht schwer den Stimmen zu glauben die anführen, dass Ebel als schuldunfähig gilt, mit anderen Worten: er besitze einen "Jagdschein" (Volksmund) oder sei "Verrückt wie ein Pferd" (Polizeijargon).
Wie dem auch sei, einer größeren Öffentlichkeit wurde Ebels "Regierung" durch eine Sonderausgabe des Magazin 2000plus bekannt. In einem ausführlichen Interview konnte Ebel seine Thesen unhinterfragt verbreiten. Darauf hin schmiss der langjährige Chefredakteur des Magazin 2000plus, Michael Hesemann, seinen Job hin, während die Herausgeber, das Ehepaar Schlotterbeck, sich künftig als "Reichsminister" von Ebels Gnaden bezeichnen durften. Eine Hand wäscht die andere.
Im Wesentlichen machte die "Kommissarische Reichsregierung" (KRR) durch das Internet auf sich aufmerksam. Möglich machte das der "Pressesprecher" und "Ministerialdirektor" Uwe Bradler, der über gewisse Grundlagenkenntnisse in HTML und PowerPoint-Präsentationen verfügt. Fortan warb die Regierung neue Interessenten, also "Reichsbürger", über das Internet und regelte auch den Verkauf ihrer "Ausweise" über die Regierungshomepage. Bis heute ist der Ausweisverkauf für die KRR und ihre Nachfolgeorganisationen die wichtigste Einnahmequelle. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Bruch der KRR im Jahre 2001 hinter den Kulissen auch wirtschaftliche Gründe hat. Jedenfalls feuerte Ebel den "Pressesprecher", wovon sich Bradler freilich nicht beeindrucken ließ und flugs eine neue Homepage und eine neue "Regierung" zusammenbastelte. Bis heute ist es offensichtlich Bradler - inzwischen bei der "Exilregierung des Deutschen Reiches" (ER) angelangt - der die Strippen innerhalb seiner Regierung zieht, obwohl seine offizielle Funktion nach wie vor lediglich die eines Pressesprechers ist. Bradlers rudimentäre Internetkenntnisse verschaffen ihm einen entscheidenden Kommunikationsvorteil gegenüber seinen Gegnern und Kollegen, während "Reichspräsidenten" und "Reichskanzler" mit der Technik eher auf Kriegsfuß stehen und sich daher nicht durchsetzen können.

Es gibt einige Hauptargumente auf die sich bisher alle aktiven und gewesenen "Reichsregierungen" in der einen oder anderen Form stützen. Von besonderer Bedeutung ist hierbei ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre 1973, das belegen soll, dass das Deutsche Reich noch Bestand hat und die Bundesrepublik kein legitimer deutscher Staat ist. Hier die entscheidende Passage im Text:
Das Grundgesetz - nicht nur eine These der Völkerrechtslehre und der Staatsrechtslehre! - geht davon aus, daß das Deutsche Reich den Zusammenbruch 1945 überdauert hat und weder mit der Kapitulation noch durch Ausübung fremder Staatsgewalt in Deutschland durch die alliierten Okkupationsmächte noch später untergegangen ist; das ergibt sich aus der Präambel, aus Art. 16, Art. 23, Art. 116 und Art. 146 GG. Das entspricht auch der ständigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, an der der Senat festhält. Das Deutsche Reich existiert fort (BVerfGE 2, 266 [277]; 3, 288 [319 f.]; 5, 85 [126]; 6, 309 [336, 363]), besitzt nach wie vor Rechtsfähigkeit, ist allerdings als Gesamtstaat mangels Organisation, insbesondere mangels institutionalisierter Organe selbst nicht handlungsfähig. Im Grundgesetz ist auch die Auffassung vom gesamtdeutschen Staatsvolk und von der gesamtdeutschen Staatsgewalt "verankert" (BVerfGE 2, 266 [277]). Verantwortung für "Deutschland als Ganzes" tragen - auch - die vier Mächte (BVerfGE 1, 351 [362 f., 367]).

Mit der Errichtung der Bundesrepublik Deutschland wurde nicht ein neuer westdeutscher Staat gegründet, sondern ein Teil Deutschlands neu organisiert (vgl. Carlo Schmid in der 6. Sitzung des Parlamentarischen Rates - StenBer. S. 70). Die Bundesrepublik Deutschland ist also nicht "Rechtsnachfolger" des Deutschen Reiches, sondern als Staat identisch mit dem Staat "Deutsches Reich", - in bezug auf seine räumliche Ausdehnung allerdings "teilidentisch", so daß insoweit die Identität keine Ausschließlichkeit beansprucht. (Hervorhebungen von mir)
Wer lesen kann ist klar im Vorteil, sollte man meinen. Die "Reichsregierungen" jedoch verwenden dieses Zitat stets in einer verstümmelten Form - den letzten Halbsatz im zweiten Absatz nach "Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches" werden Sie bei ihnen nicht finden. Dabei ist die Aussage des BVerfG klar: Die BRD kann nicht Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches sein, da sie mit dem Deutschen Reich identisch ist. Die räumliche "Teilidentität" hat sich mit der Wiedervereinigung, dem Beitritt der DDR, erledigt. Kein einziger anerkannter Völkerrechtler bestreitet, dass die BRD seit 1990 als Subjekt vollumfänglich identisch mit dem Staat Deutsches Reich ist. Typisch für die "Reichsregierungen": Wenn sich ihre Quellen bei genauerem Studium als argumentatives Eigentor entpuppen werden sie solange verdreht und umgelogen bis sie ins eigene Weltbild passen.
Das Urteil des BVerfG nimmt für die "Reichsregierungen" gerade auch wegen der Feststellung, dass das Deutsche Reich "als Gesamtstaat mangels Organisation, insbesondere mangels institutionalisierter Organe selbst nicht handlungsfähig" ist einen so hohen Stellenwert ein. Durch die Bildung dieser Staatsorgane müsse das Deutsche Reich eben wieder handlungsfähig gemacht werden - also, Leute, bildet Regierungen!
Ein weiteres Schmankerl in der Reichs-Gerüchteküche ist die angebliche Streichung von Artikel 23 (alte Fassung) des Grundgesetzes durch den US-Außenminister James Baker (!) im Jahr 1990. Durch die Streichung dieses Artikels verliere das Grundgesetz seinen Geltungsbereich und somit sei die BRD de jure "erloschen". Seit 1990 seien die Bundesregierungen daher illegal an der Macht (Wahlen hin oder her), denn die "Politikerkaste" enthalte dem gemeinen Volk die sensationelle Nachricht vor, dass die BRD in Wahrheit gar nicht existiert. Was stand denn im Artikel 23?
Dieses Grundgesetz gilt zunächst im Gebiete der Länder Baden, Bayern, Bremen, Groß-Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. In anderen Teilen Deutschlands ist es nach deren Beitritt in Kraft zu setzen.
Am Artikel 23 lässt sich die Fähigkeit der Reichsideologen Gesetzestexte gründlich misszuverstehen gut veranschaulichen. Zunächst fällt auf, dass im Wortlaut nirgends das Saarland und Baden-Württemberg erwähnt wird. Nach Reichslogik müsste das bedeuten, dass das Grundgesetz in diesen Bundesländern niemals gegolten hätte, nicht wahr? Aber ist die Annahme nicht reichlich absurd, dass mit dem Verschwinden von zwei Sätzen aus dem Grundgesetz auch die Bundesländer und die BRD - Simsalabim - als Staaten aufhören zu existieren? Und wo steht überhaupt, dass eine Verfassung einen Geltungsbereich haben muss?
Die Verwirrung der Reichsideologen hängt vermutlich damit zusammen, dass sie selbst von einfachsten völkerrechtlichen Begriffen keine blasse Ahnung haben. Dieser Umstand zeigt sich nicht zuletzt dadurch, dass sie auch mit der klassischen Drei-Elemente-Lehre nach Jellinek nicht viel anfangen können.
"Aus der Sicht des Völkerrechts ist der Staat ein Völkerrechtssubjekt, dessen konstituierende Merkmale das Staatsgebiet, das Staatsvolk und die (effektiv ausgeübte) Staatsgewalt bilden." (Hervorhebungen von mir)
Reichsideologen behaupten häufig, dass die drei Merkmale Staatsgebiet, Staatsvolk und Verfassung seien, so ein "Reichspräsident" Matthes Haug im Interview mit einem Regionalsender im Jahre 2003. Unwissenheit oder Absicht? Jedenfalls wird hier die krause Weltsicht der Reichsaktivisten deutlich. Ein Staat, der eine Verfassung, aber nicht die Möglichkeiten hätte um auf seinem Territorium hoheitliche Akte zu tätigen (die Staatsgewalt auszuüben), fristete ein ebensolches Schattendasein wie - das Deutsche Reich. Andererseits existieren in der Realität zahlreiche Staaten ohne Verfassung und Geltungsbereich (Bsp. Großbritannien), völlig unbeeindruckt von der Logik nach Reichsart. Und jetzt noch mal langsam zum Mitdenken: Der Staat braucht die Verfassung nicht (unbedingt), aber die Verfassung braucht den Staat.
Hinzufügen möchte ich der Vollständigkeit halber, dass Grundgesetzänderungen nach wie vor die Zweidrittelmehrheit des Bundestags und Bundesrats benötigen - weshalb die Behauptung, James Baker haben 1990 mir nichts, dir nichts Art. 23 GG "gestrichen", völlig absurd ist.
Dies sind nur zwei Beispiele für die "Argumentation" der Reichsanhänger. Typisch sind sie allemal: Immer wieder stößt man auf dasselbe Schema von Halbwahrheiten, Unwissenheit oder vorsätzlicher Lüge.
Auf das schnelle Geld mit den Personal- bzw. "Personenausweisen" (KRR-Neudeutsch) setzt inzwischen eine Vielzahl von aus dem Boden sprießenden Regierungen in Konkurrenz zur KRR und ER. Daneben gibt es eine Hand voll von exotischen Einzelkämpfern, die sich oft nicht eindeutig einer bestimmten Gruppe zuordnen lassen. Was macht den Erwerb der sauteuren "Ausweise" so begehrenswert? Nun, es sind in der Hauptsache diese Versprechungen:
· Gerade in der Anfangszeit der "Reichsregierungen" wurde behauptet, dass "Reichspersonenausweisinhaber" als Bürger des "Deutschen Reiches" der Bundesrepublik "exterritorial" gegenüberstünden und somit nicht der bundesdeutschen Gerichtsbarkeit unterlägen. Später versteifte man sich darauf, dass die Gerichte der BRD nicht anzuerkennen seien, da durch die angebliche Streichung von Artikel 23 des Grundgesetzes die Bundesrepublik Deutschland de jure "erloschen" sei (siehe oben).
· Nach Reichslogik heißt das Straffreiheit für "Reichspersonenausweisinhaber". Die "Regierungen" ködern ganz gezielt Menschen die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken oder mit der Justiz in Konflikt geraten sind, wobei die Palette von Verkehrssündern bis hin zu Schuldnern reicht denen die Zwangsräumung droht. Dass die Reichsdokumente bisher noch niemandem vor Gericht genützt haben und die Berufung auf die "Argumente" der Reichsaktivisten bisher höchstens in den Ruin geführt hat will ich hier nicht verschweigen.
· Vor Gericht laufen die Dinge nämlich ein wenig anders. Bisher erfolgte noch kein einziger Freispruch aufgrund der "Reichsargumentation". Richtig ist jedoch, dass einige Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten eingestellt wurden, bei denen es um kleine Eurobeträge ging. Man kennt das ja: Statt das Urteil zu akzeptieren und ihre 20€ zu bezahlen legen Querulanten immer wieder Berufung ein. Nur um den Verwaltungsaufwand zu begrenzen stellen dann manche Richter das Verfahren ein. Mit den "Argumenten" der "Reichsregierungen" hat das aber rein gar nichts zu tun. Unbestreitbar ist, dass diese Milde der Gerichte den ideologischen Hintergrund der Reichsanhänger nicht berücksichtigt und so keinen guten pädagogischen Effekt erzielt.
Polizei und Verfassungsschutz haben bisher recht milde auf die Reichsideologen reagiert. Staatsanwälte argumentierten häufig, dass es sich bei den verkäuflichen "Reichspersonenausweisen" und -Führerscheinen um "Spaßausweise" handle, die für jedermann sofort als nicht amtliche Dokumente erkennbar seien - etwa ähnlich den Spielzeugausweisen aus dem Micky-Maus- oder YPS-Magazin (mit Gimmick). Demnach könnten die "Reichsregierungen" auch nicht wegen Urkundenfälschung belangt werden. Ähnlich sieht es mit den fantasievollen Ämterbezeichnungen aus, welche sich die "Regierungsmitglieder" gegenseitig zuschanzen. Der Spaß hört jedoch auf, wenn ein gewisser Norbert Schittke, "Reichskanzler" in Bradlers "Exilregierung", in einem Brief an Bundeskanzler Schröder ultimativ zur Machtübergabe auffordert und mit einer putschbereiten Truppe von (fraglos nur in seiner Fantasie vorhandenen) 35.000 Mann droht ("Mona Lisa" am 14.4.05, ZDF). Hinzu kommt eine Reihe von ruinierten Existenzen, die sich vor den deutschen Behörden auf die "reichsrechtliche Rechtsberatung" des Herrn Ebel oder anderer Dummschwätzer verlassen haben. In letzter Zeit mehren sich die Hinweise, dass sich endlich die Staatsanwaltschaften und die Landesämter für Verfassungsschutz der "Reichsregierungen" verstärkt annehmen.
Immer wieder bestreiten die Aktivisten der "Reichsregierungen" Verbindungen zum Rechtsextremismus. Auf viele ihrer Anhänger mag das durchaus zutreffen. Viele Besitzer von Reichs-"Personenausweisen" sind gutgläubige Narren, die sich das Geld aus der Tasche ziehen lassen. Doch auf "Regierungsebene" verwischen oft die Grenzen zwischen rechtsextremer und Reichsideologie. So verbreitet im "Reichsforum" des Uwe Bradler ein ehemals ranghoher Funktionär der NPD Baden-Würtembergs nationalsozialistisches Gedankengut reinsten Wassers, ohne vom Administrator der Forums gelöscht oder wenigstens kommentiert zu werden. Ideologische Gemeinsamkeiten zwischen Reichsaktivisten und Rechtsextremen sind nicht von der Hand zu weisen:
 · Die BRD ist nicht der legitime deutsche Staat. Auch der Bundesvorsitzende der NPD, Udo Voigt, bekennt sich zum "Deutschen Reich" und bezeichnet die BRD als "Regime", das "abgewickelt" werden muss.
· Das deutsche Grundgesetz ist keine Verfassung, da es nicht wie die Weimarer Verfassung von 1919 vom Volk gewählt wurde. (Die Weimarer Verfassung wurde zwar auch nicht vom Volk gewählt, aber solche Feinheiten spielen für Rechtsextreme keine Rolle.)
· Daher ist Deutschland kein souveräner Staat, zumal es nach wie vor von alliierten Truppen besetzt ist. (Mit den Besatzungstruppen sind wohl kaum die amerikanischen Stützpunkte gemeint, deren Bestand durch beidseitig kündbare völkerrechtliche Verträge geregelt ist - was gerade die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland unterstreicht. Ferner gilt ein Staat als besetzt, in dem die Okkupationsmacht de facto das öffentliche Leben kontrolliert - während sich die Kontrolle Deutschlands durch die Mächte des Zweiten Weltkriegs heute auf McDonalds und Pizzabuden zu beschränken scheint.)
Die Hoffnungen der Reichsanhänger sind erfüllt von der naiven Erwartung, dass das Reich "in Kürze" wieder auferstehen werde. Jahr für Jahr prophezeit die eine oder andere "Regierung" Termine für die Machtübernahme, die freilich ohne Ereignis verstreichen. Was genau im "Deutschen Reich" besser werden soll vermag niemand zu sagen. Einmarsch in Polen wegen der "völkerrechtswidrigen" Oder-Neiße-Grenze? Heimholung der neuschwabenländer Flugscheiben-Kolonie ins Reich? - Es gibt keinerlei konkrete politische Aussagen, Hauptsache es macht "peng" und das Reich ist da, dann lösen sich alle Probleme von selbst.
Es bleibt die Frage, was die "Reichsregierungen" für die Auflistung der dümmsten Verschwörungstheorien aller Zeiten qualifiziert, statt das Thema einfach an "Nepper, Schlepper, Bauernfänger" zu verweisen, wie es gewöhnlichen Trickbetrügern gebührt? Nun, ich behaupte, dass die KRRler gar nicht ohne Verschwörungstheorien auskommen. Erst vor dem Hintergrund einer ausgeklügelten Weltverschwörung erhalten ihre krausen Ansichten so etwas Kohärenz.
Immer wieder greifen die Aktivisten auf das Gedankengut der Verschwörungsphantasten zurück. So ist die "Regierungserklärung" eines "Reichskanzlers" Florian Davidis, ein Mitglied der Truppe um den erwähnten Matthes Haug, in weiten Teilen eine umgeschriebene Version eines verschwörungstheoretischen Textes, der erstmals vor gut drei Jahren bei www.aufklärungsarbeit.de erschien. Das Herzstück der Schrift, die in jeder Verschwörungstheorie zentrale Frage "Wer ist Schuld?", hat Davidis sogar wörtlich übernommen. Es bleibt dem Leser überlassen, welchem Lieblingsfeind er die Verantwortung für die Misere Deutschlands und das Elend der ganzen Welt andenken will: Den Illuminaten etwa, oder vielleicht doch lieber den Juden, also "Jenen"? Davidis:
Das wichtigste ist jedoch immer, zu wissen, was das Volk tut und denkt. Darauf folgen Handlungen um das Volk in seiner Denkweise zu steuern. Ein berühmter Satz, der von einer mächtigen Gesellschaft vor über 100 Jahren festgehalten wurde, lautet wie folgt:
"Unsere Politik darf nichts unerwartetes hervorrufen. Wir geben den Grund für jede Handlung und greifen somit einem selbstständigen Tun voraus - haben somit stets die Kontrolle. Indem das Volk denkt agiert zu haben, hat es nur reagiert."
Das allerwichtigste bei der Durchführung von Aktionen, die der Machtausbreitung und Festigung dienen, ist somit die Ablenkung.
(Anm.: Das Zitat erinnerte mich spontan an die gefälschten "Protokolle der Weisen von Zion", stammt aber offenbar aus einer anderen, unbekannten Quelle. Zwar weist die Zeitangabe "vor über 100 Jahren" ungefähr in die Entstehungszeit der "Protokolle", doch die "mächtige Gesellschaft" suggeriert eher den Einfluss eines Geheimbundes wie den ominösen Illuminaten. - Der Autor)
Und weil das Internet nichts vergisst hier der Link auf den originalen Text.
Vergegenwärtigen Sie sich die zentrale Aussage der KRRs: Die BRD sei nicht der legitime deutsche Staat - aber nur die "Reichsregierungen" wissen das. Stellen Sie sich vor, seit Jahrzehnten (spätestens seit 1990) spielen tausende von Richtern, Staatsanwälten, Staatssekretären, Politikern usw. dem Volk etwas vor - denn die BRD gibt es nicht! Die wahren Ausmaße der ungeheueren Verschwörung werden erst dann deutlich wenn Sie berücksichtigen, dass nicht nur unsere einheimischen Amt- und Würdenträger unter einer Decke stecken, sondern die Regierungen aller Staaten, die die BRD als deutschen Staat und die Bundesregierung als seine gewählten Repräsentanten anerkennen - und das sind ziemlich viele, nämlich alle 193 Staaten! Oder haben Sie schon einmal erlebt, dass Jacques Chirac mit Wolfgang Ebel im Königsweg 1 in Berlin verhandelt oder Queen Elizabeth II. auf Staatsbesuch bei Uwe Bradler im schönen Faßlochsberg 28 in Magdeburg vorbeischaut? Wohl kaum. Daran sehen Sie, dass alle unter einer Decke stecken und sich gegen Deutschland, pardon, das Deutsche Reich, verschworen haben. Ja, 99,9% der Weltbevölkerung sind gegen uns. Dass die "Reichsregierungen" diesen ausgemachten Schwachsinn seit bald 20 Jahren für bare Münze nehmen, ja das ist mir einen Eintrag in die "Dümmsten Verschwörungstheorien" wert. Amen!

Frohe Weihnachten

Allen Lesern wünsche ich Frohe Weihnachten und geruhsame Feiertage!

Dienstag, 22. Dezember 2009

Ahmadiyya Vorzeige-Islam?

Den Gründer der Ahmadiyya-Bewegung habe ich bereits dort zu Wort kommen lassen: "Ist die Ahmadiyya wirklich harmlos?" Aber was schreibt die sogenannte Lahore-Abspaltung über die Motive und Ziele der Ahmadiyya auf ihrer Homepage www.muslim.org?
The tenth distinction: Faith in the dominance of Islam

Besides what has been mentioned above there are also other matters in which Ahmadiyyat has differed from other Muslims but none of these differences is related to problems of jurisprudence (Fiqh). It is evident from the foregoing remarks that wheresoever Ahmadiyyat has differed from other Muslims it is only in its efforts to restore the original beauty and simplicity of Islam, to make Islam a rational, scientific and progressive religion once again so that its influence may penetrate deep into the hearts of men and so that Islam may rise once more in the world. The Christian scholars have laboured to show that the Ahmadiyya Movement is the result of the contact of European civilization with Islam. But in the history of modern India we find two separate movements among Muslims. The one started by Sir Sayyid Ahmad Kha¯n of Aligarh and the other by Mirza Ghula¯m Ahmad of Qa¯dia¯n. The work done by Sir Sayyid towards educating Muslims is unique in its own way and nobody should deny its manifold advantages to Muslims. But as far as his religious views are concerned, which are sometimes stigmatized as naturiyyat, they mark a clear distinction between the two movements. Sir Sayyid and Hazrat Mirza Ghula¯m Ahmad both tried to solve problems facing Islam today in a rational way. But the religious movement of Sir Sayyid very often took the turn of slavish imitation of the European thought while the movement initiated by Hazrat Mirza had in view the conquest of Europe for Islam. The object of the former movement was also to save Islam from the onslaughts of the West but in this effort Islam was subjected to modern trends. But the latter Movement not only wanted to save Islam but also wanted to see it a triumphant religion of the world. This is not a mere presumption. The late Alla¯mah Shiblı¯ Nu?ma¯nı¯, who was one of the great admirers of Sir Sayyid, writes about him:
"This new thought is of two kinds. Either we find the same rotten stuff or far-fetched problems and arguments originated by the later Ash?arites, or every European belief or thought is regarded to be the only right standard of judgment. The Holy Qura¯n and the Hadı¯th is later ondragged in to harmonize with these ideas."
In the writings of Sir Sayyid the Qura¯n is ipso facto subjected to the European ideology but Hazrat Mirza wants Europe to kneel down before the Qura¯n. Sir Sayyid´s movement may be regarded a result of the impact of European thought on Islam in India but this is not true about the Ahmadiyya Movement. It has, on the contrary, helped to remove the effects of European thought on Muslims´ minds. It is in fact a panacea for the poison which the materialistic civilization has brought to the world of Islam. The Founder had a great passion for seeing the cause of Islam dominant in the world. Before his advent Islam in Indian Sub-continent was attacked from three sides. The attack of atheism and materialism in the form of European thought, the attack of Christian missionaries and the attack of the new Hindu sect A¯rya Sama¯j. Whatever Muslims were doing in their defence was quite ineffective. Sir Sayyid came forward to save Muslims from the influence of modern education but he was himself swayed by it and thus he wanted to make an apologetic compromise with it. One or two other persons also stood against the onslaught of Christian missionary activities, but on the whole Muslims remained passive and the Christian missionaries became more severe and menacing in their attacks against Islam. And as to the attack of the A¯rya Sama¯j nobody seemed to care for the defence of Islam. It was at this time that . Hazrat Mirza Ghula¯m Ahmad came to the forefront to uphold the cause of Islam. He not only defended Islam but also took an offensive against all these hostile forces within a short time. This made a great change in the circumstances and the invaders themselves were put to their defence. In short, every Ahmadı¯ harbours a feeling in his heart to see Islam a dominant religion in the world. He is fully convinced that, however slender the outward chance may be, Islam will flourish and dominate the world. It is because of this faith and enthusiasm that he is ready to sacrifice his all for this object. There lies the secret of the success of Ahmadiyya Movement in its preaching of Islam. In brief, Ahmadiyyat is not a sect distinguished on minor differences of Sharı¯?ah from other Muslim sects. It is rather above all these petty differences. It is a movement for the spread of Islam and towards this its whole efforts are directed. It has done its best to remove all misconceptions about Islam which were a hindrance in the way of its propagation and progress. For this the Ahmadiyya Movement has sometimes differed from the current thought of Muslims and only this makes it differ from other Muslim sects. Such differences are not in fact internal but they only relate to those matters which are connected with the propagation and progress of Islam in the world. The Holy Prophet has himself described this age as the "age of corruption" when Islam will be set on a wrong track by its followers and its advancement will come to a standstill, and people will begin to despise this polluted form of Islam. By removing misunderstandings of this age of corruption the Ahmadiyya Movement has opened new vistas for the success and glory of Islam. Islam is, thus, once again on the march and is arresting the attention of the entire world.

http://www.muslim.org/bookspdf/trueconc/truecon-frm.htm
Noch irgendwelche Fragen?

Raddatz: "Rechtsstaat und Scharia"

Orientalist Dr. Hans-Peter Raddatz schreibt in der katholischen "Neuen Ordnung" nach wie vor höchst interessante - wenngleich nicht immer leicht verständliche - Artikel zum Islam bzw. über die Eigenheiten des sogenannten "Dialogs" mit ihm. Der Artikel aus der aktuellen Ausgabe der NO ist vollständig betitelt mit "Rechtsstaat und Scharia. Islamdialog zwischen Christenverfolgung und Moscheebau". Da die Moschee bekanntlich niemals nur ein reiner Sakralbau war, sondern in ihr und ihrem engsten Umfeld zu jeder Zeit profan-weltliche Dinge wie Warenumschlag und politische Indoktrination ihre Heimstatt hatten, fällt ihr in der Koordinierung des muslimischen Alltags traditionell eine Bedeutung zu, die weit über die Rolle der Kirche und der Synagoge im Christen- bzw. Judentum hinausgeht.
Dazu gehört auch Nahme und Vergabe der Zakat, die in der westlichen Orientalistik nach wie vor häufig als Almosensteuer bezeichnet wird, was falsch ist, da das Almosen notwendigerweise Assoziationen mit dem christlichen Wert der Nächstenliebe weckt.
Zakat ist eine der 5 Säulen des Islam, jenem lange nach Mohammeds Tod aus dem Koran kompilierten System, das dem frühen Islam neben dem Dschihad auch ein auf Ritenfrömmigkeit basierendes Heilsversprechen stiftete. Heute wird sie auch als "vergessene Säule des Islam" bezeichnet, weil mit der Übernahme des westlichen Nationalstaatsmodells in der "islamischen Welt" die Strukturen zur Nahme und Vergabe von Zakat zusammenbrachen. In den wenigsten "islamischen" Staaten wird Zakat heute direkt durch eben den Staat erhoben.
Grundlage von Zakat ist wie erwähnt der Koran:
Die Almosen (sadaqaat) sind nur für die Armen und Bedürftigen bestimmt, (ferner für) diejenigen, diedamit zu tun haben, (für) diejenigen, die (für die Sache des Islam) gewonnen werden sollen, für (den Loskauf von) Sklaven, (für) die, die verschuldet sind, für den heiligen Krieg und (für) den, der unterwegs ist. (Dies gilt) als Verpflichtung von seiten Allahs. Allah weiß Bescheid und ist weise. (Sure 9, Vers 60, übers. nach Paret)
Oder mit anderen Worten: Zakat ist da für die Ausbreitung des Islam.
Nun führt Dr. Raddatz aus:
Dabei bildet der Ritus-Alltag-Verbund als Lebensmitte der islamischen Kultur das zwingende Ergebnis der in Koran und Tradition stereotyp wiederholten Notwendigkeit von Gebet (salat) und Bußopfer (zakat). Letzteres wird allzu oft als „Almosensteuer“ mißverstanden, geht jedoch in seiner sakralen und profanen Wirkung weit über den Inhalt dieses Begriffes hinaus. Zakat als Bußopfer bedeutet zugleich Reinigung, Rechtfertigung und Wachstum, womit – dem Ablaßbetrieb und nachfolgenden Calvinismus nicht unähnlich – die Einbindung des privaten Besitzes in das islamische Gemeinwohl gewährleistet und für den großzügig Spendenden die Heilszusage Allahs abgesichert werden sollen. So wie das Gebet den Tagesablauf regelt, so sorgt das Bußopfer dafür, daß sich das gesamte islamische Geschäftsleben unter der Ägide der Scharia vollzieht.
Leicht erkennbar führt diese Schnittstelle auch die westliche Chimäre einer Trennung von Islam und Islamismus ad absurdum. Natürlich ist das Gegenteil der Fall: „Gemäßigter“ Islam und „radikaler“ Islamismus treiben nach außen ein dialektisches Verwirrspiel, das sich nach innen – über Gebet und Bußopfer – als „der Islam“ vollzieht und nach außen im institutionellen Tandem der Moschee und Stiftung sichtbar wird. Wer regelmäßig betet, zumindest am politischen Freitags-„Gebet“ teilnimmt, und seinem Besitzstand angemessen spendet, ist ein vollwertiger Muslim und kann nicht nur mit dem Wohlwollen Allahs und der Gemeinschaft, sondern auch damit rechnen, von den Repressalien der Islamisten verschont zu bleiben.
Übertreibung? Selektive Wahrnehmung? Keineswegs. Ich hole einen Artikel der "Islamischen Zeitung" aus den Tiefen des Blog-Archivs, in dem ein praktizierender Muslim, Khalil Breuer, Zakat in seinen eigenen Worten erklärt:
[Im Namen der Koordinierung aller Muslimverbände ist es interessanter,] die Muslime nach dem höchsten gemeinsamen Nenner auszurichten. Dieser höchste Nenner ist beispielsweise die Zakat, eine der Säulen des Islam und in der Offenbarung gleich Dutzende Mal in der Bedeutung mit dem Gebet gleichgesetzt.
Wer immer die Muslime in Deutschland repräsentieren will, muss also auch solche Fragen, die augenblicklich eine Priorität haben, klar beantworten. In einem Land, dass immer größere ökonomische und soziale Probleme hat, ist die Nahme der Zakat und die lokale Verteilung elementar. Hier braucht es wirklich Koordination! Die Zakat wird gesammelt und verteilt zum Wohle der Muslime im Lande, wie jeder weiß, ohne dass die ethnische Zugehörigkeit etwa eine Rolle spielt.
So gesehen ist die korrekte Nahme und Verteilung der Zakat der größte und wichtigste Einheitsstifter der Muslime. Oder mit anderen Worten: Ohne Zakat keine Einheit, keine Glaubwürdigkeit, keine Ziele und notwendigerweise eine schleichende Wandlung von ehemals politischen Formationen hin zu religiös motivierten Wirtschaftsunternehmen.
(Quelle: Islamische Zeitung, Artikel ohne Online-Abonnement nicht mehr aufrufbar)
Berücksichtig man die Restauration der Zakat-Säule und anerkennt, dass der deutschland- und europaweite "Dialog" mit dem Islam die orthodoxen vor den säkularen Muslimen bevorzugt und Agnostiker usw. in der Integrationsdebatte erst gar nicht vorkommen, ist die weitere Verflechtung zwischen Politik und Religion zu Lasten der Nichtmuslime vorprogrammiert.
Übrigens nennt auch Aiman Mazyek (ZMD) Zakat vorsichtshalber nicht Zakat. Doch für Islamisten ist es wesentlich, dass sie das Wesentliche verschweigen:


Montag, 21. Dezember 2009

Sendung: "Die Herausforderung Islam"

Wer erleben möchte, wie ein Gutmensch vom Dienst, Andreas Gross (SP), und Dr. Farhad Afshar, Mazyeks schweizer Bruder im Geiste ("Es gibt keine Parallelgesellschaften in der Schweiz") den aufgeklärten Muslimen Güner Balci, Journalistin,  und Hamed Abdel-Samad, Politologe, laufend in den Rücken fallen und die Arbeit der Fundamentalisten tun, dem sei die Sendung vom SonntagsBlick "Die Herausforderung Islam" empfohlen. Zum Glück verstehen es Balci und Abdel-Samad jedoch, beide immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, also dorthin, wo es für Ideologen richtig ungemütlich ist.
Kurz vor Schluss erreicht die Sendung mit dem Wortgefecht zwischen Gross und Balci einen Höhepunkt: Gross führt gegen Balci´s Kritik Tariq Ramadan zu Felde, der seit Jahren für einen "europäischen Islam" streite. - Ausgerechnet Tariq Ramadan, den Enkel des Gründers der berüchtigten Muslimbruderschaft, ausgerechnet Tariq Ramadan, der vor wenigen Jahren noch ein "Moratorium" und nicht etwa ein Verbot der Steinigung vorschlug.
Wenn man Leute wie Afshar und Gross sprechen hört, kann einem angst und bange werden.

Mazyek für Gesellschaftsvertrag

Der umtriebige ZMD-Generalsekretär Aiman Mazyek spricht sich in einer Art offenen Brief an die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer (CDU) für einen neuen Gesellschaftvertrag zwischen muslimischen "Neudeutschen" und der "altdeutschen" (?) Mehrheitsgesellschaft aus. Böhmer hatte ihrerseits einen "Integrationsvertrag" für Immigranten vorgeschlagen, der die Bekenntnis zu Werten wie "Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung der Frau" umfasst. Dass damit fast ausschließlich Muslime gemeint sind, liegt auf der Hand.
Mazyeks Replik weckt Erinnerungen an die neueren Traditionen der islamischen Rechtspflege, die sich erst sehr spät, verstärkt etwa nach der zweiten Niederlage der Osmanen vor Wien (1683) und der einsetzenden Rückdrängung des türkischen Imperiums, mit der Frage auseinanderzusetzen begann, wie sich Muslime unter nichtmuslimischer Herrschaft verhalten sollen und zum "Haus des Friedens" und dem nichtislamisierten "Haus des Krieges" ein drittes schufen, nämlich das "Haus des Vertrags". Mazyeks anvisierte "zweite deutsche Einheit" lässt außer acht, dass der "Vertrag" bei sich ändernden Mehrheitsverhältnissen, die in dieser Vorstellung gleichbedeutend mit Macht sind, laufend neu ausgehandelt werden muss.
Die Integrationsbeauftragte fordert, dass sie - also die Muslime, Türken und Migranten - die deutschen Werte anerkennen, was immer das sein mag; das deutsche Grundgesetz schweigt sich da jedenfalls aus.
Wenn dies jedoch die Anerkennung der Menschenwürde, die Freiheit, das eigene Leben zu gestalten, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und die Gleichberechtigung von Mann und Frau bedeutet, dann sind das selbstverständliche Dinge, die zumindest die nicht bildungsfernen Muslime oder Türken längst in ihrem Alltag verinnerlichen, das weiß auch Frau Böhmer sehr genau.
Mazyek irrt, sofern er tatsächlich glauben sollte, die von ihm im Rahmen dieses rhetorischen Kniffs genannten Werte seien "selbstverständlich". Sie resultieren aus einem Jahrhunderte andauernden Prozess, der nicht etwa abgeschlossen ist und dessen Ergebnisse ohne die ständige Wachsamkeit der Staatsbürger ohne weiteres sogar wieder kassiert werden können - wie die Geschichte lehrt.
Wenn die Menschenrechte also eines nicht sind, dann sind sie "selbstverständlich", wie allein der Blick auf die islamische "Gleichberechtigung" von Mann und Frau beweist, die schon gar nicht Gleichheit vor dem Gesetz bedeutet.

  

Sonntag, 20. Dezember 2009

G.E. Von Grunebaum: Der Dhimmi



Gustav Edmund von Grunebaum (1909 – 1972), Koryphäe auf dem Gebiet der Orientalistik, legte 1963 mit “Der Islam im Mittelalter” ein großes Werk über die islamische Zivilisation vor. Ausführlich geht er auf kulturelle Aspekte des Islam wie Menschenbild, Gesetz und Staat, Offenbarung, Literatur und Philosophie ein. Für islaminteressierte Leser ist “Der Islam im Mittelalter” ein höchst informatives Werk – nicht zuletzt auch deswegen, weil v. Grunebaum, der alles andere als “islamophob” war, es nicht nötig hat, die Augen vor den Schattenseiten der islamischen Herrschaft und Lebensweise zu verschließen, so wie es viele heutige “Islamexperten” tun, die sich in so vollkommener Harmonie mit ihrem Forschungsobjekt befinden, dass man meinen könnte, sie seien bereits konvertiert. Meines Wissens ist das Werk nur noch im Antiquariat erhältlich.
Im Folgenden ein Auszug aus dem Kapitel “Gesellschaftsordnung”:

Die vornehmsten Trennungslinien, die sich vielfach überkreuzend die muslimische Gesellschaft des Mittelalters durchschnitten, waren vier: die erste separierte den Muslim vom Nicht-Muslim, die zweite hielt die verschiedenen religiösen Gruppen innerhalb des Islam voneinander fern, die dritte bezeichnete die diversen im Islam vereinten nationalen Einheiten, die vierte bezeichnete die sozialen Unterschiede im engeren Sinne des Wortes und ordnete die Menschen innerhalb einer mehr oder weniger stabilen Hierarchie der Berufstätigkeiten.
Die einschneidendste dieser Trennungslinien war die Schranke, die Gläubige und Ungläubige voneinander fernhielt. Das Verhältnis dieser beiden Menschengruppen ist durch eine fundamentale Tatsache festgelegt: Gleichheit zwischen Muslim und Nicht-Muslim besteht nicht und kann nicht bestehen. “Der Islam ist die abschließende Religion, der rechte Weg, die letzte Wahrheit. Die ihm folgen, sind darum die Erwählten Allahs und finden sich mit Notwendigkeit anderen Gruppen überlegen, die immer noch etwas anhangen, das weniger ist als die abschließende Wahrheit, das überlebt, minderwertig, mit einem Wort: passe ist. Die Muslime sind sich dessen bewußt, daß dank dieser Überlegenheit sie das souveräne Recht auf die Herrschaft besitzen.”
Die Welt gehört von Rechts wegen dem Bekenner des wahren Glaubens. Er hat gewisse Verpflichtungen solchen Gemeinschaften gegenüber, die einen Teil der göttlichen Offenbarung besitzen, den Heiden gegenüber jedoch gar keine. Das muslimische Gesetz läßt Götzendienern bloß die Wahl zwischen Bekehrung und Tod. Die Theorie läßt somit die Möglichkeit einer heidnischen Minorität nicht zu. Es sind eigentlich nur die Christen, die Juden und die Zoroastrier, die vom Standpunkt der Scharia als eine organisierte Minorität anerkannt werden können. Doch überbrückt die Zuweisung einer klar umschriebenen Stellung innerhalb der muslimischen Welt in keiner Weise den Abgrund in der sozialen Geltung. Kraft seiner Zugehörigkeit zum Islam ist der Gläubige seiner Substanz nach ein überlegenes Menschenwesen; diese Überlegenheit auszugleichen gibt es für den Ungläubigen kein anderes Mittel, als den Islam anzunehmen und auf diese Weise selbst ein Mitglied der herrschenden Gemeinschaft zu werden. Daß die Muslime im Gegensatz zu den Bekennern beinahe aller anderen großen Religionen während ihrer Frühgeschichte kein einziges Mal einer sich lange hinziehenden Verfolgung erheblichen Maßstabs ausgesetzt waren, hat ihre Überzeugung, die Erwählten des Herrn zu sein, zweifellos gefestigt.
Der Prophet hat Distanzhaltung eingeschärft: “O ihr, die ihr glaubt, nehmt nicht die Juden und Christen zu Freunden! … Wer von euch sie zu Freunden nimmt, der ist gewißlich einer von ihnen. Gott wird die Übeltäter nicht rechtleiten.” Die offizielle Einstellung Christen und Juden gegenüber spiegelt sich in einem fatwa, Rechtsgutachten, des vierzehnten Jahrhunderts.
“Es ist bekannt, daß die Juden und die Christen mit den Zeichen des Zorns und der Verfluchung des Herrn gebrandmarkt sind, weil sie ihm Genossen beigesellen und hartnäckig seine Zeichen leugnen. Gott hat seine Diener die Gebete gelehrt, die sie verwenden sollen, wenn sie ihn ansprechen. Er hat ihnen anbefohlen, in der Richtung auf diejenigen hin zu marschieren, auf die er seine Gnade ausgegossen hat, auf dem Pfad seiner Propheten, der Gerechten, der Märtyrer und der Tugendhaften unter den Menschen; er hat ihnen ebenfalls anbefohlen, sich von dem Pfad der Frevler fernzuhalten, denen er seine Gnade entzogen und die er vom Paradies ausgeschlossen hat. Die seinen Zorn erregt haben und die in die Irre gegangen, sind von seiner Rache und seinem Fluch beladen. Nun aber sind nach dem Text des Koran die Leute des Zornes das jüdische Volk und das vom Irrtum auf Abwege geleitete Volk der trinitarischen Christen, die das Kreuz anbeten.” [Anm.: vgl. Koran Sure 1!]
Diese Einstellung zu den Besitzern des Buchs, ahl al-kitab, wie Juden und Christen genannt werden, schließt seitens des Muslims keinerlei Verpflichtung ein, sie zu bekehren oder auszutilgen. Auf dieser Auffassung beruht der Ruf des Islams als einer Religion der Toleranz. Dieser Ruf ist durchaus gerechtfertigt, insofern es Christen und Juden verstattet ist, ihren Glauben zu bekennen; er ist aber völlig ungerechtfertigt, wenn, wie dies der Auffassung des modernen Westens entspricht, Toleranz Gleichheit vor dem Gesetz miteinschließt sowie die Zulassung zur Teilnahme am bürgerlichen und politischen Leben unter zumindest theoretisch denselben Bedingungen wie die herrschende Mehrheitsschicht.
Die Schriftbesitzer werden als dimmi betrachtet, das heißt als Personen, die sich im Besitz eines Schutzvertrags, dimma, befinden, demzufolge sie auf bestimmte Rechte Verzicht tun und als Gegenleistung die Ausübung ihrer Religion und ihrer Gebräuche zugesichert erhalten. Der sogenannte Vertrag, ahd, des ersten Umar ist von vielen Seiten und mit großer Beredsamkeit als ein Dokument des Liberalismus hingestellt worden. Daß dieses Dokument de facto ein Abstrakt aus einer großen Anzahl einzelner Vertragsabmachungen bzw. eine annähernde Beschreibung der tatsächlich bestehenden Zustände um das Jahr 800 ist, bedeutet in unserem Zusammenhang nicht allzu viel. Es belegt jedoch über allen Zweifel die Isolierung der Nicht-Muslime innerhalb ihrer eigenen Religionsgemeinschaften. Ihre persönliche Sicherheit und ihr Privateigentum werden ihnen als Entschädigung für permanente bürgerliche Ungleichheit garantiert. Die folgende ist die knappste Version des Vertrags; sie ist in Form eines Briefes gegeben, in dem Umar ein ihm seitens einer christlichen Gemeinde zugegangenes Schreiben zitiert.
“Als du (d.h. Umar) zu uns kamst, erbaten wir von dir Sicherheit für unser Leben, unsere Familien, unser Eigentum und unsere Religionsgenossen unter den folgenden Bedingungen: wir würden persönlich (eigtl. aus [unserer] Hand) in die des Steuereintreibers und in demütiger Haltung Kopfsteuer bezahlen; keinen Muslim daran hindern, bei Tag oder bei Nacht in unseren Kirchen abzusteigen, ihn dort ehrenvoll drei Tage lang aufzunehmen, ihm Speise geben und ihm ihre Tore öffnen; den Holzgong (naqus, der den östlichen Kirchen als “Glocke” dient) nur leicht anschlagen und beim Kirchengesang unsere Stimmen nicht erheben; … wir würden (ferner) keine Kirche, Kloster, Einsiedelei oder Zelle bauen, noch auch solche (religiöse Gebäude), die verfallen sind, wieder herrichten; uns nicht in einem (solchen Gebäude) versammeln, wofern es sich in einem muslimischen Viertel befindet noch auch (überhaupt), wenn Muslime zugegen sind; unsere Vielgötterei, sirk, nicht zur Schau tragen, nicht für sie Propaganda machen; kein Kreuz (außen) an irgendeiner unserer Kirchen aufrichten noch noch auch an irgendeiner Straße oder irgendeinem Marktplatz der Muslime; den Koran weder lernen noch unseren Kindern lehren; keinen unserer Angehörigen an der Annahme des Islam hindern, falls er (den Übertritt) begehrt; … den Muslimen in Tracht, Erscheinung und Sätteln nicht ähneln…; sie ehren und respektieren und uns vor ihnen erheben, wenn wir mit ihnen zusammentreffen; … unsere Häuser nicht höher machen (als die ihren); keinerlei Waffen und Schwerter behalten und diese weder in einer muslimischen Stadt noch auf Reisen durch muslimisches Gebiet tragen; … keinen Muslim schlagen; keinen Sklaven an uns zu nehmen, der Eigentum von Muslimen gewesen ist. Diese Bedingungen erlegen wir uns selbst und unseren Religionsgenossen auf; wer sie verwirft, genießt keinen Schutz, dimma.”
Es ist nicht zu übersehen, daß allen diesen Beschränkungen zum Trotz Nicht-Muslime häufig erheblichen Einfluß in der Regierung erlangten. Es ist aber ebensowenig zu übersehen, daß es genaugenommen ungesetzlich war, Nicht-Muslimen exekutive Posten zu übertragen, daß sie diese Stellungen nur geduldet bekleideten und daß die Kreise der Frommen die laxe Handhabung der kanonischen Bestimmungen von seiten mancher Herrscher nachsichtslos bekämpften. Worauf es ankommt, ist nicht so sehr, daß in manchen Zeiten Juden und Christen ungestraft die zahlreichen ihnen auferlegten Beschränkungen mißachteten, sondern daß alle Gemeinschaften, die Muslime ebenso wie die Nicht-Muslime, sich ständig der Tatsache bewußt waren, daß die Scharia unwiderrufliche Beschränkungen des Aktionsbereichs der ahl al-kitab enthielt und daß die im täglichen Leben vielfach bestehenden Erleichterungen im Geist eines laisser-faire mit den strikten Weisungen des göttlichen Gesetzes eigentlich nicht vereinbar waren.

Zitatende v. Grunebaum
Der Islam ist eine Religion des Friedens.” – Claudia Roth
Zieht aus, leicht und schwer, und kämpft mit eurem Gut und mit eurem Blut für Allahs Sache! Das ist besser für euch, wenn ihr es nur wüßtet!” – Koran, 9,41


Samstag, 19. Dezember 2009

Der Dschihad der Fatima Grimm und der Krypto-Islamist Nadeem Elyas

Fatima Grimm ist eine deutsche Islam-Konvertitin, die sich als gute Muslima der wichtigsten Frage aller islamischen Mütter gewidmet hat: Der "Erziehung unserer Kinder". Und was ist das oberste Erziehungsziel? Der Dschihad. Dschihad ist "heiliger Krieg" zum Zwecke der islamischen "Selbstverteidigung". Aber was heißt schon Selbstverteidigung, wenn der Islam laut Grimm auf so mannigfaltige und perfide Weise vom Unglauben angegriffen wird:
Wenn wir mit der Erziehung unserer Kinder so weitermachen wie bisher, werden sie im Laufe der Zelt usw. Masse von halbgebildeten Nationalisten, Kommunisten oder Humanisten und das Gebäude des Islam wird in den nächsten fünfzig Jahren bis zur Unkenntlichkeit auseinanderfallen und zerbröckeln. Wem jedoch diese Kinder durch unsere Erziehung zu durch und durch überzeugten Muslimen und wahren Kämpfern für den Islam werden, haben wir eine echte Chance, die islamische Ordnung in allen Lebensbereichen wiederherzustellen und an dieser großen Aufgabe selbst über unseren Tod hinaus noch mitzuwirken. (...)
Wer dies einmal verstanden hat, wird sich auch der ungeheuren Herausforderung bewusst, der wir Muslime heute gegenüberstehen und fühlt die enorme Verantwortung, die gerade den Gebildeten zufällt. Das betrifft aber nicht nur die Männer, sondern in ganz besonderer Form auch die Frauen, denn die Familie ist auch heute noch wie seit Jahrtausenden die Keimzelle jeder Nation - in unserem Fall der weltweiten Nation der Muslime. (...) Das Kind, das ja weit mehr begreift, als wir bisher gemeinhin annahmen, schult so Auge und Ohr, Gefühl und Verstand an wahrhaft schönen Dingen und wird sich deshalb bewusst, dass Muslim sein besser sein bedeutet. Wo dieser, nennen wir es mal kulturelle Hintergrund fehlt, ist es in Gefahr zu fühlen, dass Muslim sein nur anders sein heißt, und damit können sich bereits die ersten Minderwertigkeitsgefühle einsteifen, während wir als Muslime gegenüber Nicht-Muslimen nie etwas anderes als ein Gefühl der Überlegenheit haben müssen. (...) Im Dschihad, dem Kampf für die Sache des Islam, gibt uns unsere Religion ein höheres Lebensziel in die Hand, das in seiner Vielseitigkeit jedem Menschen, gleich welche Anlagen er von Natur aus mitbekommen hat, die besten - weil von Gott aufgezeigten - Betätigungsmöglichkeiten eröffnet. Denn kämpfen für Gottes Sache lässt sich zwar vor allem mit dem Schwert; wo dies jedoch nicht möglich oder notwendig ist, auch mit der Feder, dem Spaten, dem Skalpell oder meinetwegen sogar mit der Nähnadel oder dem Kochlöffel.
Der Dschihad ist ein Verteidigungskampf gegen alle Kräfte, die den Islam anzugreifen versuchen. Wenn wir mit wachern, offenem Blick die Weltlage betrachten, so finden wir, dass dieser Angriff von allen nur erdenklichen Seiten mit allen nur möglichen Mitteln ohne Unterlass geführt wird.
Nicht erst während des Junikriegs im Nahen Osten, schon vorher wurden Muslim-Länder überall in der Welt mit militärischen Mitteln unter Beschuss genommen. Ebenso eifrig waren geistige Kräfte am Werk, um den Islam als Religion im herkömmlichen Sinn ins Lächerliche zu ziehen. Und die schönsten islamischen Bräuche, mögen sie sich nun auf Kleidung oder Tischsitten, auf Bauweise oder Einrichtung beziehen, sind zumeist hässlichen, jedoch angeblich praktischen Unsitten gewichen oder wenigstens vor deren Ansturm im Wanken begriffen. Eine tragische Verkettung von fataler Unterschätzung der "kulturellen" Einflüsse aus dem Westen und kindlicher, nachahmungsbegieriger Bewunderung für alle modernen Errungenschaften ging hier einher mit dem eigentlich unverzeihlichen Irrtum, den Islam nur als Religion zu betrachten. Man vergaß völlig, dass Islam Leben in völliger Übereinstimung mit Gottes Willen und Seinen Gesetzen in jedem Bereich bedeutet, dass er sich nicht nur auf das Verhältnis der Menschen zu Gott, auf das Gebet und die Hoffnung auf das Jenseits bezieht, sondern ebenso völlig auf unser Leben hier auf Erden. So konnte es geschehen, dass Generationen von Muslimen heranwuchsen, die zwar mit größter Zungenfertigkeit alle Kalimat aufsagen konnten und die religiösen Vorschriften bis ins letzte i-Tüpfelchen beherrschten, vom Geist des Dschihad aber so gut wie keine Ahnung hatten. Und das wiederum machte es den antiislamischen Kräften nur um so leichter, sich durchzusetzen. (...)
[Wir sollten unseren Söhnen] immer vor Augen führen, was für eine großartige Auszeichnung es für jeden Muslim ist, für die Sache des Islam mit der Waffe in der Hand kämpfen zu können. Einen größeren Verdienst kann er sich ja durch nichts auf Erden erwerben.

Der langen Rede kurzer Sinn: Der Islam wird von allem "angegriffen", was nicht islamisch ist. Also dauert der Dschihad an, bis sich die "Nation der Muslime" auf die ganze Welt erstreckt. Eine lebenslange Gehirnwäsche soll die Kinder auf den Dschihad vorbereiten.
Als Quelle für den Text ist die "Informationszentrale" des "Islamischen Zentrums München" angegeben, ISBN 3-89263-603-6. Im Internet ist er auf einer Unterseite von "Muslima Aktiv" einzusehen, nämlich dort: Link. Von der Hauptseite www.muslima-aktiv.de führt kein direkter Weg auf das Pamphlet. Ebensowenig ist ein Impressum zu finden. Stattdessen wird dort u.a. auf www.islam.de, den Internetauftritt des "Zentralrats der Muslime" (ZMD) verlinkt, dessen Ehrenmitglied Fatima Grimm ist.
Das "Institut für Islamfragen" der Deutschen Evangelischen Allianz e.V. veröffentlichte ein Interview mit einem weiteren Ehrenmitglied des ZMD, dem früheren Vorsitzenden Dr. Nadeem Elyas.
Auf zahlreiche Fragen gibt Elyas Krypto-Antworten, für die ein von mir verlinktes Blog den treffenden Ausdruck "Nebeldeutsch" geprägt hat. So auch auf die Frage nach Fatima Grimm und dem bewußten Text über Erziehung zum Dschihad:
Frage: [Unter den zahlreichen Konvertiten als Ehrenmitglieder des ZMD] ist auch die berühmte Konvertitin Fatima Grimm, was hat sie zu dem Privileg der Ehrenmitgliedschaft gebracht?
Dr. Nadeem Elyas: Sie ist eine der ersten deutschen muslimischen Frauen, eine Frau der ersten Stunde sozusagen, und war an der Übersetzung vieler Bücher maßgebend beteiligt und hat sich mit dem Thema Erziehung von Generationen beschäftigt.
Frage: Sie hat auch den Aufsatz „Erziehung unserer Kinder“ herausgegeben, wo es Zitate gibt wie „Was für eine große Auszeichnung es ist, für die Sache des Islam mit der Waffe in der Hand kämpfen zu können.“ Ist das mit dem Selbstverständnis des Zentralrates vereinbar?
Dr. Nadeem Elyas: Sie hat Stellung genommen und deutlich gesagt, dass dieser Text dreißig Jahre alt ist und damit auf keinen Fall den bewaffneten Kampf meint, und sie sie diesen für heute und in dieser Zeit auf keinen Fall befürwortet. Im Kontext der Aussage war das auch nicht so zu verstehen.
Für den bewaffneten Dschihad ist die Zeit nicht reif. Es gibt schließlich auch alternative Methoden, um den Dschihad zu führen. Die Interviewerin weiß das und hakt nach:
Frage: Es gibt weitere Zitate, so zum Beispiel “Sollte ihm die Möglichkeit verwehrt sein, aktiv an diesem Kampf teilzunehmen, dann kann man als Muslim ebenso mit Wort und Schrift für die Sache Gottes streiten“.
Dr. Nadeem Elyas: Wenn man Fatima Grimm den Dschihad definieren lässt, so wird sie sagen, dazu gehört der gesellschaftliche und soziale Einsatz mit allen Mitteln und in allen Bereichen sowie die Selbstverteidigung, die überall legitim ist, auch nach internationalem Recht. Und wenn jemand den Dschihad in Form von Selbstverteidigung vornimmt und dabei fällt, so kann man sicher sein, dass dies auch von Gott gewollt ist. Sollte dies aber nicht möglich sein, so ist auch der Einsatz mit Wort und Tat eine Art Dschihad. Und der Islam erlaubt den Kampf, Dschihad nur im Falle der Selbstverteidigung.
Nadeem Elyas kennt den Text von Fatima Grimm offenbar sehr genau, denn darüber, was Selbstverteidigung sei, wenn der Islam von "allen nur erdenklichen Seiten" und mit "allen nur möglichen Mitteln ohne Unterlass" angegriffen werde - darüber gibt er keine Auskunft. Stattdessen mutiert er Grimms Worte zu einer oberflächlich ähnlichen Aussage: der gesellschaftliche und soziale Einsatz mit allen Mitteln und in allen Bereichen sowie die Selbstverteidigung. Damit sind wir erneut an der Ausgangsfrage "Was ist Selbstverteidigung?" angelangt und unversehens in der argumentativen Endlosschleife des orthodoxen Islam gelandet. Wir beginnen, eine bestimmte Variante des Dschihad zu durchschauen - den Dschihad des Wortes.
  • Das offen islamistische Internetportal "MuslimMarkt" lobt Fatima Grimm und ihren Gatten als "aktive deutsche Muslime der ersten Stunde": Interview mit den Grimms

Ist die Ahmadiyya wirklich harmlos?




Diese Überschrift spielt auf einen in der Mainzer Allgemeinen Zeitung erschienenen Artikel über den Besuch einer 8. Schulklasse in einer Moschee der Ahmadiyya-Gemeinschaft in Groß-Gerau an. Der Bericht der „Reporterin“, selbst Schülerin, trägt den Titel „Ist Islam wirklich frauenfeindlich“:

Die Ethikklasse 8 der Fritz-Straßmann-Realschule hat die Ahmadiyyat-Moschee in Groß-Gerau besucht, eine Moschee für pakistanische Moslems. Herr Munir, der Imam der Moschee, war so freundlich, die Schüler über verschiedene Gebote des Islam aufzuklären. Die im Jahre 610 gegründete Religion sei keine Religion der Gewalt, sondern des Friedens, erklärte er. (…)
Anhand seiner Korankenntnisse klärte er die Schüler über den Begriff des „Dschihad“, des „Heiligen Kriegs“, auf. Er nannte die Zusammenhänge mit dem Koran, und was im Koran zu diesem Wort darüber zu finden sei. So sei der Begriff „Dschihad“ im Koran mit der Anstrengung verbunden, ein besserer Mensch zu werden und gegen die eigenen Schwächen anzukämpfen. Ein weiteres großes Thema bei der Diskussion in der Moschee war die Behandlung der Frauen im Islam. Doch auch hier konnten viele Missverständnisse aufgeklärt werden. Denn es stehe nicht im Koran, dass man eine Frau schlagen dürfe, so Munir.
Auf den offiziellen Homepages der Ahmadiyya Muslim Jamaat (national wie international) findet sich zum Teil sehr umfangreiches Textmaterial über Geschichte und Lehre der Ahmadiyya, noch dazu in sehr gutem Englisch bzw. Deutsch. Das Problem ist, dass offenbar niemand, der nicht selbst Ahmadi ist, diese Bücher und Broschüren liest. Sonst wäre es erheblich schwieriger, die Ahmadis als Vorzeige-Muslime und Muster an Integrationsbereitschaft darzustellen. Stattdessen sehen wir die ordentlich gestutzten Bärte, manikürten Fingernägel und den edlen Zwirn und schließen durch Äußerlichkeiten, dass das Gegenüber nicht die krause Weltanschauung des afghanischen Klischee-Muslims mit Zauselbart, Kopfwindel und Krummsäbel teilt, was zum Teil ja auch stimmt. Zum Teil.
Womit noch nichts über die Vereinbarkeit der Sekten-Lehre mit
unseren Werten, Grundgesetz, Menschenrechten und Pluralismus gesagt ist – die zentrale Frage der Integration. Aber wir haben keine Lust, hinter die Fassade zu schauen.
Hoch anzurechnen ist den Ahmadis die Absage an den gewalttätigen Dschihad der terroristischen Gotteskrieger. Die islamische Orthodoxie hingegen, welche die Ahmadis als Abtrünnige oder gar kafir, Ungläubige“ bezeichnet, bejaht den Gewaltaspekt des Dschihad ausdrücklich. So ist der gebräuchliche Ausdruck „heiliger Krieg“ keine wörtliche Übersetzung, sondern eine treffende Interpretation einer bestimmten Form von Dschihad. Dschihad heißt zunächst „Anstrengung“, insofern hat unser Imam aus dem oben zitierten Text vollkommen Recht. Allerdings verschweigt er wichtige Details. Es geht nicht nur um die Anstrengung, ein „besserer Mensch“ (also ein ergebener Diener Allahs) zu werden, sondern um die Anstrengung, den Islam in der Welt zu verbreiten. Islam ist untrennbar mit Scharia, dem „göttlichen Gesetz“ verbunden, das im Gegensatz zum weltlichen Gesetz der Nicht-Muslime steht. Der Islam strebt jedoch die Herrschaft von Allahs Gesetz über das weltliche Gesetz der Ungläubigen an, z.B. durch militärische Unterwerfung letzterer in „heiligen Kriegen“. „Diese Dichotomie“ zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen „ist also keine religiöse, sondern eine politische“, erkennt Prof. Egon Flaig in seinem hervorragenden Essay. Im Gegensatz zum Christentum ist das „Reich Gottes“ in islamischer Sicht nämlich ganz und gar „von dieser Welt“, und es ist die religiöse Pflicht jedes Gläubigen, sich für sein Erscheinen einzusetzen. Dabei muss der Griff nach politischer Macht nicht zwangsläufig gewaltsam erfolgen.
Im Hadith spricht Mohammed: „Schon vor mir wurde durch Allah kein Prophet in irgendeiner Gemeinschaft berufen, ohne dass er in dieser Gemeinschaft Jünger und Gefährten gefunden hätte, die sich an sein Vorbild gehalten und ihm nachgeeifert hätten. Freilich werden nach deren Tod unfähige Erben auftauchen, die reden, was sie nicht tun, und die tun, was man ihnen nicht aufgetragen hat. Wer gegen sie mit der Hand einen Dschihad führt, der ist gläubig. Wer gegen sie mit Worten einen Dschihad führt, der ist gläubig. Wer gegen sie mit dem Herzen einen Dschihad führt, der ist gläubig, und jenseits von solchem Dschihad gibt es nicht einmal ein Senfkorn Glaubens.“ (Anm.: man beachte die Reihenfolge)
Es geht auch anders. Gerade den Dschihad der Worte und des Herzens hat die Ahmadiyya-Gemeinschaft perfektioniert. Am Ziel des Dschihad ändert das nichts.
Um der Gewaltlosigkeit der Ahmadiyya eine Legitimation zu verschaffen ist es erforderlich, an der Geschichte des Frühislam Anpassungen vorzunehmen, insbesondere an den Ereignissen zu Lebzeiten Mohammeds und an Mohammeds Charakter selbst. Posthum wird der Kriegsherr und autokratische Machtpolitiker Mohammed zum Friedensfürsten deklariert, dem Aggression so fremd war, dass er nie auch nur im Ansatz in den Zustand der Wut geriet. Kriegerische Aktivitäten Mohammeds waren samt und sonders „Selbstverteidigung“. Die Ahmadis versuchen, die vermeintliche Friedfertigkeit des kriegerischen Propheten an Koranversen wie Sure 9, Vers 5 festzumachen:
Wollt ihr nicht gegen Leute kämpfen, die ihre Eide gebrochen und den Gesandten am liebsten vertrieben hätten, wobei sie (ihrerseits) zuerst mit euch (Feindseligkeiten) anfingen? Fürchtet ihr sie denn? Ihr solltet eher Allah fürchten, wenn (anders) ihr gläubig seid. (Übersetzung nach Paret)
Es ist abenteuerlich, aus dieser Aussage den Pazifismus Mohammeds herauszulesen, da sie nur auf einen winzigen Teil der riesigen Gebiete zutrifft, die schon unter Mohammed auf der arabischen Halbinsel erobert wurden. Aber die wahrhaft Gläubigen stört dieser Widerspruch nicht. Für sie wie für andere Muslime auch ist Mohammed bis heute der „perfekte Mensch“ und leuchtendes Vorbild.
 Tabligh - Strategien zur Verbreitung des Islam
Aktive Ahmadis treten stets ausgesucht freundlich, höflich und hilfsbereit auf, damit ihre Gemeinschaft in der Öffentlichkeit in einem möglichst guten Licht erscheint. Sie geben sich zudem angepasst, bildungsbeflissen und sind nicht nur äußerst koran-, sondern auch bibelfest. Auch der Imam hat sich vor der Schulklasse nach diesen Grundsätzen verhalten, jedoch gehört nicht nur die Freundlichkeit und die großzügige Bewirtung mit Eis und Getränken dazu, sondern ebenso das Verschweigen des wahren Charakters des Dschihad. Das Letzte, was unser Imam will ist nämlich, seine Gäste zu beunruhigen. Der Grund: Tabligh.
Die Ahmadiyya-Kritikerin Dr. Hiltrud Schröter übersetzt Tabligh (arabisch, „[die Botschaft] überbringen“) mit „Ausweitung, Missionierung“, ein vielschichtiges Konzept zur Erweiterung des Einflussbereiches der Sekte und Gewinnung neuer Anhänger. So ist sowohl der vom vierten „Kalifen“ ausgerufene „100-Moscheen-Plan“, der die Errichtung von Knotenpunkten der Sekte in ganz Deutschland vorsieht, als auch das sanfte und zuvorkommende Verhalten der Mitglieder in der Öffentlichkeit Teil von Tabligh. Ob Ausbau der Infrastruktur oder ein Auftreten, welches das Wohlwollen der Gesellschaft sichern und neue Mitglieder rekrutieren soll - Tabligh gehört zu den Pflichten eines jeden Ahmadis, jeder soll nach seinem persönlichen Vermögen zur „Ausweitung“ beitragen. Ein vom Imam einer Londoner Ahmadiyya-Moschee verfasstes Buch empfiehlt, die missionarischen Tätigkeiten penibel an die jeweiligen Umstände anzupassen, damit die größte Effektivität von Tabligh gewährleistet ist (Inspiring Events in the Field of Tabligh): 
2. Approach According to the Circumstances: The second point of Hikmat [“Weisheit”], which is usually ignored, is keeping the circumstances in view. Analyze the circumstances and then start the work of calling towards Allah. Everything is fine if it is done at proper time. Delivering your message to someone who is in a hurry or mentally upset is not proper. This will not be according to circumstances.
Ifa man dislikes something and it is presented to him, he won’t accept it even if it is good. Therefore, if the way of presentation is not so agreeable that it overpowers the hatred to hear the message, Tabligh will not be effective for him. Therefore, mind that you are engaged in a very delicate task. Follow the model of the Holy Prophet (peace and blessings of Allah be upon him), and be kind to others. Similarly adopt wise way of communication. You will have to think that your addressee will surely change by normalcy, therefore, you need to communicate gently.  
3. In Accordance with Human Nature: One of the demands of Hikmat is to talk according to the trend of the person you are talking to, and you should never be oblivious to it. Understand the tendency of the person whom you are conversing with. You should know what he avoids and then deal with him accordingly. (...) 7. Remain Constantly in Contact: To take care of your crop is another demand of Hikmat. When you engage in Dawat il Allah [“Aufruf zu Allah”] or will engage, you will enjoy it.
If you will not see the person you are preaching again and again, you will lose him like destroying your harves
t. This is because the effect of your tabligh has not gone very deep. You will have to pay constant attention. If you will not do so, your labor will go to waste. 
Simple, aber immer wieder höchst erfolgreiche Psychologie. Hier lassen sich ohne Mühe Ähnlichkeiten zu den Strategien entdecken, mit denen auch „gewöhnliche“ Sekten - die sich nicht selbst das Etikett „Islam“ verpasst haben - und sektenartige Gemeinschaften neue Mitglieder rekrutieren. Affirmatives Verhalten, die Aussicht auf die vermeintliche Lösung aller Probleme, mit der besonders Menschen in schwierigen Lebenssituationen geködert werden, das ständige Halten des Kontakts mit dem Kandidaten bzw. Neumitglied, das im Extremfall bis zur vollständigen Abschirmung vor dem Kreis von Freunden und Verwandten
geht. Es gilt, rationales Denken auszuschalten und ein Vertrauens- oder Abhängigkeitsverhältnis herzustellen. Ist dies einmal erreicht, ist die Bindung des Neumitglieds an die Sekte bereits stark genug, um Belastungen - wie wirtschaftliche und mentale Ausbeutung durch die Gemeinschaft - zu tragen.
Tatsächlich heißt es zwei Kapitel weiter:
Winning of Hearts is Essential: During the job of Dawat il Allah, winning of hearts is more essential than winning of heads. Remember that if hearts are won, most of the job is done. That is the time when winning the heads poses least problem. If you have won somebody’s heart with love and affection, then the obstacles between him and the sayings and writings of the Promised Messiah (peace be upon him) will meltaway.
Therefore,reform your tongue, mend your heart and make it sweeter. Be lowly and
humble and then see, by the grace of God, how many blessings you will
earn. You will conquer those hearts in the least possible time.

Leider sind sich im „Dialog“ mit Funktionären der Ahmadiyya wohl nur die wenigsten nicht-muslimischen Teilnehmer bewusst, dass sie es mit taktisch geschulten Aktivisten zu tun haben, deren Auftreten in erster Linie Mittel zum Zweck ist. Im hier Gesagten wird deutlich, dass die Grenzen zwischen Taqiyya - die dem Schia-Islam bekannte Irreführung durch Verschleierung der eigenen Absichten - und Tabligh fließend sind. Zwar ist es dem Ahmadiyya-Anhänger verboten zu lügen, doch da die Tabligh-Missionierung in der Gemeinschaft einen äußerst hohen Stellenwert einnimmt und zu den obligatorischen Pflichten eines jeden Anhängers gehört, kann es zweckmäßig sein, Aspekte, die für die Gegenseite nicht akzeptabel sind, zu verschweigen: Scharia, Stellung der Frau im Islam, Diskriminierung
von Homosexuellen, weltweite Islamisierung?  

Apropos Islamisierung
Keinen Zweifel lassen die Autoren daran, dass das Endziel der Gemeinschaft die
Herrschaft sowohl über alle anderen Religionen als auch über alle
anderen Spielarten des Islam ist: 

There is the promise contained in the Holy Quran, already referred to that in the Latter Days, a Prophet would be raised in Islam who would not only defend Islam against the concerted attacks of the followers and exponents of other faiths, but would establish the superiority of Islam in every respect over all other religions (Quran, 9:33). The commentators of the Holy Quran agree that the promise contained in this verse would be fulfilled through the Mahdi-Messiah, whose advent in the Latter Days had been foretold by the Holy Prophet. (Welcome To Ahmadiyyat
Aussagen wie die obige haben die Ahmadis nirgendwo, nirgendwann revidiert.Sure 9, Vers 33 lautet in der Übersetzung nach Paret:  
[Allah] ist es, der seinen Gesandten [Mohammed] mit der Rechtleitung und der wahren Religion geschickt hat, um ihr zum Sieg zu verhelfen über alles, was es (sonst) an Religion gibt - auch wenn es den Heiden zuwider ist. 
Für naive Islam-Träumer, nur zur Erinnerung: das Konzept der totalen Herrschaft des Islam läuft jedem gesellschaftlichen und religiösen Pluralismus zuwider, wie er in freiheitlichen Rechtsstaaten notwendig und in weiten Teilen des Christen- und Judentums längst verankert ist.
Die in Koran und Hadith verheißene islamische Überlegenheit und Weltherrschaft ist bislang eine Utopie, die Realität der „besten aller Gemeinschaften“ ist eher ernüchternd. Die Folge ist eine ausgeprägte narzisstische Kränkung, die den Jahrhunderte andauernden Niedergang des Islam als fremdverschuldet erklärt - das Feindbild „der Westen“ wird bemüht, um die wirtschaftliche und kulturelle Rückständigkeit des Islam auf die angebliche westliche „Dekadenz“ zurückzuführen. Im Hintergrund steht aber eine allumfassende jüdisch-christliche Verschwörung gegen den Islam.
Ahmadiyya-Gründer Hazrat Mirza Ghulam Ahmad (1835-1908), der das Verkünden des Islam auch als Dschihad der Gegenwart bezeichnete, nennt als seine Motive u.a.:
True piety and virtue have been forgotten. The philosophy and science of this age run counter to spiritual aspirations. The influence they exert is bad to an extreme and conducive to spiritual blindness. They stimulate thoughts dangerous and impulses satanic. Those who become engrossed in these studies lose their religious convictions,(...)The more enlightened people become in a new sciences, the more deficient they become in decent and good behavior, and in disposition of modesty
and shame, in the fear of God, and love of straight dealings. The Christian teaching is laying so many mines to blow up truth and faith. Christians are out to destroy Islam and ready to use lies and fabrications in ways most subtle, and on all occasions and with the help of ever new techniques - all directed to beguile and lead people astray. Christians are defaming and lampooning the Holy Prophet, the perfect man who proved himself the pride of holy men of all times and chief among the saints and apostles of the world. They hesitate not to caricature him in theatrical shows. They try and project a most hateful image they can invent of him. The worst that vicious and unchaste minds can think of is leveled against Islam and the Holy Prophet of Islam to
lower them in the eyes of the world. Now O Mussalmans, hear and hear attentively that this campaign against Islam and Islam’s holy influence cannot be defeated by ordinary methods and means. The campaign is backed by the most complex fabrications and the most carefully planned devices that Christians can design. It is
pursued mercilessly, with no thought of the expenditure involved. It does not exclude some most shameful devices which decency forbids us to detail. It is a campaign let loose on a large scale and pushed by the worst possible wizardry by Christian peoples, followers of Trinity. Such a campaign cannot be countered by ordinary methods. It cannot be beaten unless its magic and wizardry are confronted by the miraculous
power of the Hand of God. Only miraculous power can and will smash this campaign and not without it can we save our simple souls from this vicious Western magic. To think of anything else would be sheer folly. No wonder, therefore, God Almighty has chosen from amongst the true Muslims of our time, this humble one and blessed him with His revealed word and with other divine favors that this vicious magic may be
undone.
(Victory of Islam)  
Auffällig sind die Parallelen zum Denken von Hassan Al-Banna und Sayyid Qutb, den „Vätern“ des modernen Islamismus, und ihrem Nacheiferer Osama Bin Laden. Es fehlt eigentlich nur die Erwähnung der „salibiyyun“, „Kreuzzügler“, wie die dämonischen Anhänger der angeblichen Verschwörung des Christentums gegen den Islam im arabischen Raum genannt werden. In einer ersten Stufe ist die „Reinigung“ der Welt des
Islam von „nichtislamischen“ Elementen vorgesehen. Ist diese erfolgreich abgeschlossen und hat der Islam, wie man glaubt, dadurch seine alte Größe wiedererlangt, sind die Muslime stark genug, um die Islamisierung der Welt in Angriff zu nehmen. 

Israel Schuld am Einmarsch Iraks in Kuwait
Dass diese Geisteshaltung seit den Tagen von Hazrat Mirza Ghulam Ahmad nicht ausgestorben ist, zeigte der vierte „Kalif“ der Ahmadiyya Jamaat, Hadhrat Mirza Tahir Ahmad (gest. 2003), in einer Reihe von Freitagspredigten zum Golfkrieg 1990. Darin exkulpiert er das irakische Regime unter Saddam Hussein und stuft die irakische Okkupation Kuwaits zum regionalen Kleinkonflikt zwischen orientalischen Despotien herab, während „die Juden“ (die er als „aliens“, Fremde, bezeichnet) für weitaus größere Grausamkeiten verantwortlich seien:
“…look at the thousands of people of all ages, elderly, young and infants, who are helplessly languishing in camps. They are killed mercilessly; the skulls of infants are cracked open with rocks; children are brutally murdered in front of their mothers, and
the mothers soon follow their children on the death trail.”
Die Geiselnahme von Ausländern durch die irakischen Streitkräfte und ihr Missbrauch als „menschliche Schutzschilde“ sei ein geringes Verbrechen im Vergleich zum Boykott Iraks durch die UN („constitutes a crime whose horror exceeds the hypothetically feared poetential execution of a few thousand Britons and Americans held in Iraq“). Vielmehr ist die Politik gegen den Irak Saddam Husseins Ausdruck der allgegenwärtigen Verschwörung gegen den Islam:
My apprehension is that Iraq will be subjected to horrific revenge and it may be blown to bits. The fire of their revenge will not quench until they annihilate this up-and-coming Muslim country which is an exceptional force in this region. These ill-intentions were first conceived in Israel. (…) God alone knows how Iraq was lured into occupying Kuwait and the whole sinister development ensued”? (Hervorhebung im Original)
Der „Kalif“ war nicht der Einzige, der in der islamischen Welt kruden Verschwörungstheorien anhängt. Im Gegenteil, Verschwörungstheorien gehören zum absoluten Mainstream. Die weit verbreitete Neigung, für Missstände im „Haus des Islam“ stets „den Westen“, Juden, Christen oder Nicht-Muslime allgemein verantwortlich zu machen, ist nicht zuletzt auf den im Koran begründeten unüberbrückbaren Gegensatz zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen zurückzuführen. Abgesehen davon gerät jede nichtislamische Kultur oder Idee durch den universellen Herrschaftsanspruch des Islam rein zwangsläufig in eine Konkurrenzposition zu den Muslimen.
Die einzige Hoffnung auf Überwindung der gegenwärtigen Schwäche und
Zerrissenheit der islamischen Welt liegt laut Tahir Ahmad in der Besinnung auf die Gebote des Koran, auf den „wahren Islam“ der Ahmadiyya-Bewegung.
The period of adversity has been long and painful. You should turn to God, repent, and seek His forgiveness. Let me assure you that to whatever extent the matters may have worsened, if you submit today before the leadership established by God, then not only will you rise as a great power in the world, but such a great movement of the new supremacy of Islam wil be set in motion that no power in the world will be able to confront it and the progress which appears to spread over centuries will become a matter of years.? (The Gulf Crisis & The New World Order)
Muslimischer Küchenzauber
Ein breites, jedoch rasch verhallendes Medienecho rief ein Artikel im deutschsprachigen Jugendmagazin der Ahmadiyya im April 2007 hervor. In dem Blatt wurde behauptet, der Verzehr von Schweinefleisch mache homosexuell; dieselbe Aussage fand sich auf der
offiziellen Homepage der deutschen Ahmadiyya-Gemeinschaft (PI zitierte ausführlich).
Diese voraufklärerische Variante von „Du bist was Du isst!“ beleidigt Homosexuelle und Fleischesser (und vermutlich auch Schweine selbst), ist aber in dieser und ähnlicher Form als Begründung für das Schweinefleischverbot bei unterschiedlichen islamischen Strömungen
durchaus gebräuchlich. Weil schlechte Presse für die Ahmadis schädlicher ist als gar keine Presse, wurde der Stein des Anstoßes rasch von der entsprechenden Webseite entfernt, womit der Fall für die meisten Medien erledigt ist. Der „Tagesspiegel“ zitiert den Sprecher der Sekte, Rafik Ahmad, mit folgender Begründung für diesen Schritt: „„Wir haben keine Quelle gefunden, in der diese Aussage belegt wird“(…)  Darum würden jetzt alle Videobänder mit Reden und Diskussionen des Kalifen ausgewertet. Solange gelte, dass im Koran und in den Schriften des Begründers der Gemeinde kein Zusammenhang hergestellt werde zwischen
dem Verzehr von Schweinefleisch und Homosexualität, sagte Ahmad. Beides ist Muslimen nicht erlaubt.
“ Eine wie wir finden höchst bemerkenswerte Aussage, wenn man das Pferd von hinten aufzäumt: angenommen, es gibt im Koran Passagen, die eine Verbindung knüpfen zwischen Schweinen und Homosexuellen, dann ist Diskriminierung erlaubt, wenn nicht geboten.
Im Geiste der Nächstenliebe sind wir bereit zu helfen. Ein Hinweis findet sich in der Tat in den Aussagen des Gründers Hazrat Mirza Ghulam Ahmad:    
The Promised Messiah and Mahdi writes about “Why Eating the Flesh of Swine is Prohibited”: “One matter to be kept in mind in this context is that in the very name of
the animal, God has indicated the reason for the prohibition of its flesh. The Arabic word for swine is Khinzir which is compound of Khanz and Ara, which means: I see it very foul. Thus the very name that God Almighty gave to this animal at the beginning points to its uncleanliness. It is a curious coincidence that in Hindi this animal is called Suar, which is a compound of Su and Ara. This also means: I see it very foul. “Everyone knows that it eats filth and is utterly shameless. Thus, the reason for the prohibition of its flesh is obvious, as by the law of nature its flesh would have a foul effect on the body, and the soul of one who eats it.“ Even in pre-Islamic times, Greek physicians had opined that the flesh of this animal particularly damages the faculty of modesty and fosters shamelessness.(s.
Welcome to Ahmadiyyat, zit. nach: The Philosophy of the Teachings of Islam 
Schnitzel macht also „schamlos“. Ob Homosexualität „Schamlosigkeit“ bedeutet ist eine Interpretation, die abhängig von der jeweiligen Weltanschauung ist. In den deutschsprachigen Koran-Übersetzungen finden sich Hinweise auf Mohammeds Haltung zur Homosexualität (4,16; 7,81). Homosexualität wird dort mit „Hurerei“, „Unzucht“ und „Ausschweifung“ assoziiert. Nach wie vor findet sich auf http://www.ahmadiyya.ch/ ein Eintrag in den FAQ, der keinen anderen als den deutschen Islam-Konvertiten Hadayatullah Hübsch zitiert. 
Hingegen liegt dem Verbot [von Schweinefleisch] eine Ernährungsphilosophie zugrunde, die davon ausgeht, dass jedes Nahrungsmittel auf eine gewisse Weise bestimmte Moralverhalten im Menschen stärke oder schwäche. Konkret, dass durch die Aufnahme von Nahrung das moralische Verhalten des Menschen beeinflusst wird. Das Schwein gilt als Tier, das schamlos ist. Es ist ein Allesfresser, frisst auch das Fleisch von Artgenossen, es hat zudem Neigungen zu einem ausschweifenden Sexualleben und zur Homosexualität. 
Wenn man weiß, dass Muslime oft Analogieschlüsse ziehen, um zur Rechtsfindung zu gelangen, ist es eigentlich nicht erstaunlich, wenn die Ahmadis dem Schwein nachgesagte Eigenschaften auf das Verhalten „schweinischer“ Menschen übertragen.
So ist es höchst zweifelhaft, dass die Entfernung des fraglichen Inhalts von der deutschen Ahmadi-Homepage Anzeichen eines echten Umdenkens innerhalb der Gemeinschaft ist ? und nicht vielmehr Teil der Tabligh-Strategie, den Zielpersonen der Missionierung Details zu verschweigen, damit kein unangenehmer Eindruck von der Sekte entsteht. Wenn erst die „Herzen gewonnen“ sind und das Denken ausgeschaltet ist, ist auch die Bereitschaft vorhanden, Kröten zu schlucken. Liebe macht bekanntlich blind.
Fazit
Wie gesehen gibt es Indizien dafür, dass die Ahmadiyya Muslim Jamaat ein doppeltes Spiel treibt. Vordergründig integriert, verfolgt sie hinter den Kulissen unter Zuhilfenahme der Tabligh-Strategie die Islamisierung des Westens hin zum „Weltkalifat“.
Es ist an der Zeit, die Schriften der Ahmadiyya Muslim Jamaat einer systematischen Prüfung zu unterziehen. Noch sind die von uns zitierten Texte online frei für jedermann einzusehen. Nicht überraschend wäre es, wenn die deutsche Ahmadiyya-Gemeinde weitere fragwürdige Inhalte wie Aussagen über die Rechte der „Frau im Islam“ (Broschürentitel) und judenfeindliche Passagen[i], die sich genauso in der Charta der radikal-islamischen Hamas finden („Der Konflikt im Mittleren Osten“), sang- und klanglos verschwinden ließe, sobald sie einen größeren öffentlichen Bekanntheitsgrad erreichten. Doch wir dürfen uns nicht durch Tabligh nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“ täuschen lassen. Die Ahmadiyya hat es verdient, dass ihr mit Skepsis und Zurückhaltung begegnet wird. Höflichkeitsfloskeln wie „Liebe für alle, Hass für niemanden“ kann jeder absondern. In der Konfrontation der Sekte mit ihren eigenen fragwürdigen Aussagen und in ihrer Reaktion darauf wird sich zeigen, wie weit es mit ihrer Redlichkeit her ist: lässt sie Kritik zu, ist sie in der Lage, Selbstkritik zu üben, indem sie die Inhalte zur Kenntnis nimmt, um sich schließlich - als Zeichen der Einsicht und Umkehr - glaubhaft von ihnen zu distanzieren? Oder bedient sie sich aus dem Taktik-Repertoire des typischen muslimischen Verbandsfunktionärs, das Verschweigen, Abwiegeln, Abstreiten und Ins-Gegenteil-Verkehren umfasst?   



Nachtrag:
Alle von uns zitierten Schriftstücke sind, sofern sie von Autoren der Ahmadiyya Muslim Jamaat stammen, auf der internationalen Homepage http://www.alislam.org/ bzw. der Homepage der deutschen Ahmadiyya-Gemeinde http://www.ahmadiyya.de/ einzusehen (zumeist PDF-Format, s. http://www.alislam.org/books/ bzw. http://www.ahmadiyya.de/online_shop/library_frameset.html)



[i] Zitat aus ?Der Konflikt im Mittleren Osten im Lichte himmlischer Prophezeiungen?:
In den Ahadith (Aussprüchen des Heiligen Propheten Muhammad, Friede und
Segen Allahs seien auf ihm) stoßen wir auf zahlreiche wichtige Einzelheiten über die Taten von Gog und Magog auf der einen Seite und das Unglück der Muslime und ihre letztliche Rettung durch die Hand des Messias auf der anderen Seite. Zum Beispiel bestätigen die Ahadith ausdrücklich, daß in den letzten Tagen ein heftiger Kampf zwischen den Juden und den Muslimen ausbrechen werde und daß am Ende Allah Sieg den Muslimen gewähren würde:

Prophezeiung, daß die Juden eine endgültige Niederlage durch die Hand der Muslime erleiden werden
Es wird von Abu Huraira berichtet, daß ein schwerwiegender Zusammenstoß zwischen Muslimen und Juden stattfinden wird, und zwar in den letzten Tagen. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung wird sein, daß die Muslime beginnen werden, die Juden zu töten. Die Juden werden sich selbst hinter einem Stein oder einem Baum verbergen. Dann wird der Stein oder der Baum laut ausschreien: „0 Muslim, 0 Diener Allahs, hier
ist ein Jude, der sich hinter mir verbirgt, komm und töte ihn.“ (Sahih Muslim: Kitab-al-Fitn)”
Zum Vergleich: Auszug aus der Charta der Hamas
The Islamic Resistance Movement is one link in the chain of jihad in confronting the Zionist invasion. It is connected and linked to the [courageous] uprising of the martyr ‘Izz Al-Din Al-Qassam and his brethren the jihad fighters of the Muslim Brotherhood in the year 1936. It is further related and connected to another link, [namely] the jihad of the Palestinians, the efforts and jihad of the Muslim Brotherhood in the 1948 war, and the jihad operations of the Muslim Brotherhood in 1968 and afterwards. Although these links are far apart, and although the continuity of jihad was interrupted by obstacles placed in the path of the jihad fighters by those who circle in the orbit of Zionism, the Islamic Resistance Movement aspires to realize the promise of Allah, no matter how long it takes.
The Prophet, Allahs prayer and peace be upon him, says: “The hour of judgment shall not come until the Muslims fight the Jews and kill them, so that the Jews hide behind trees and stones, and each tree and stone will say: “Oh Muslim, oh servant of Allah, there is a Jew behind me, come and kill him,” except for the Gharqad tree, for it is the tree of the Jews.” (Recorded in the Hadith collections of Bukhari and Muslim).” (Quelle: MEMRI, Hervorhebungen durch den Autor)