Mittwoch, 16. Dezember 2009

Nichts als die Wahrheit (2)


Oder: Entgegnung auf die "Entgegnung auf Bürgerinitiativen "  der Ahmadiyya Muslim Jamaat, Teil 2

Eine weitere „widerlegte“ Behauptung lautet „Der Khalif der Gemeinde würde weltliche Macht anstreben“. Auch wenn es sich dabei möglicherweise um den wichtigsten Einwand der Ahmadiyya-Kritiker handelt, wird er sehr knapp und ebenfalls gänzlich ohne die Nennung von Quellen und Zitaten abgehandelt. In der Tat stellt die Rolle des „Kalifen“ und des „Kalifats“ der Ahmadiyya einen äußerst fragwürdigen Aspekt der Gemeinschaft dar. In der „Widerlegung“ heißt es jedoch kategorisch:
Tatsache ist jedoch, dass es weder in den Büchern des Gründers der Gemeinde, noch in den Schriften oder Äußerungen der ihm nachfolgenden Khalifen derartige Aussagen zu finden sind, die darauf schließen ließen, dass die Ahmadiyya Muslim Jamaat weltliche und politische Macht anstreben würde.
Hingegen gibt es jedoch unzählige Verlautbarungen seitens der Ahmadiyya Muslim Jamaat, das sie eine rein religiöse Institution ist.
Auffällig ist hier die augenscheinliche Abgrenzung zum Kalifat-Begriff des „klassischen“ Islam. Denn dort waren ausnahmslos alle Kalifen spirituelle und weltliche Führer zugleich. Abu Bakr, der erste Nachfolger Mohammeds, der erste „Kalif“ führte vom Islam abgefallene Nomadenstämme zurück in die Umma, und er tat das mit dem Schwert in der Hand. Für diese Leistung wird Abu Bakr in der Ahmadiyya-Literatur ausdrücklich gelobt. Aus der Zeit des Kalifen Umar sind uns koraninspirierte Dhimma-Verträge mit jüdischen und christlichen Gemeinden bekannt.

Allerdings endete das „klassische“ Kalifat bereits im fünften Glied nach Mohammed. Neben Bürgerkrieg und Schisma stellt der Untergang des Kalifats für manchen Muslim noch heute eine der Urkatastrophen des Islam dar. Heute würde man von „imperial overstretching“ sprechen, um die Zersplitterung des islamischen Riesenreiches in immer kleinere, von lokalen Dynastien beherrschte Teilreiche zu charakterisieren. Die Ahmadiyya verankert die Ursache für den Untergang des Kalifats jedoch im zu schwachen Glauben der Muslime, welche die ehernen Gesetze Allahs nicht streng genug gelebt haben, als auch in Allahs Ratsschluss selbst, was für sie offenbar keinen Widerspruch darstellt:
"O Muslims, this Prophethood will remain with you as long as Allah wishes it to remain. Then it would come to an end, to be replaced with Khilafat which would be on the pattern of Prophethood (As it is a supplement to it) and would remain as long as Allah Wills. Then this Khilafat would also come to an end. The rulers who cut (Are cruel to people) will replace them for as long as Allah Wills. Then this period will also come to an end. Then there will be the rule of usurpers, and that period too will come to an end. After that Khilafat, on the pattern of Prophethood, would re-emerge." After saying this, the Holy Prophet [Mohammed] did not add any further comments.' (1)
Sowohl orthodoxe islamische Geistliche als auch die Ahmadis sind davon überzeugt, dass Allah in seiner "absoluten Transzendenz" (Benedikt XVI.) nicht nur für das Wohlergehen der muslimischen Gemeinde sorgt, sondern in seiner unergründlichen Weisheit den Unglauben stärkt oder schwächt, bis er die Zeit für gekommen hält, ihn durch die Hand rechtgeleiteter, also die Scharia befolgender Muslime, endgültig überwinden zu lassen. Dabei fällt den Kalifen, den "Nachfolgern" des kriegerischen Propheten Mohammed, die Aufgabe zu, die Kampfbereitschaft der Umma aufrecht zu erhalten und die Geltung des ewig gültigen, göttlichen Gesetzes zu erneuern, wenn es notwendig erscheint. Somit steht das Kalifat in unmittelbarer Nachfolge des islamischen Prophetentums selbst, nicht nur in der Nachfolge der Person Mohammeds, denn Allah sorgt dafür, dass sich je nach Zeitumständen im wahren Kalifen ein bestimmter Aspekt des Propheten verkörpert, der das Notwendige wirkt, um den Islam zu stärken. Daher erfüllt sowohl der Kalif Abu Bakr, der die abtrünnigen Nomadenstämme das Schwert des Islam spüren lässt, als auch der derzeitige Ahmadiyya-"Kalif", der Gewaltlosigkeit predigt, den 100-Moscheen-Plan seines Vorgängers verfolgt und die "Klugheit" des deutschen Volkes lobt, weil seine "toleranten" Repräsentanten die Ausbreitung des Islam befördern, den Plan Allahs.
Allah has decreed: 'Most surely I will prevail, I and My Messengers'. (58:22) The meaning of dominance, in this context, is that it is the desire and aim of the Prophets that the truth of the Way of God should come to be fully established on earth, to the extent that no one can resist its force. Similarly, Allah manifests with powerful signs the truth of their claim, and sows at their hands the seed of righteousness, which they want to spread. But He does not fully complete this mission at their hands, causing them to die in conditions which may appear to have a color of failure, and apparently gives to their opponents an opportunity to heap ridicule, mockery and sarcasm on them. When they have had their laugh, then He shows another manifestation of His powerful hand, creating a set of circumstances, which work for full attainment of the aims, which were not fully achieved before.
In short, He shows two manifestations of His Power: firstly at the hands of His Prophets; secondly at a time following the death of the Prophet when obstacles show up and the enemies gain power, and think that the mission of the Prophet has been fatally wounded. They believe that the community will now be exterminated. Even some members of the movement entertain doubts with regard to their future and begin to despair, as if their backs were broken. Many unfortunate ones among them go so far as to apostatize. Then Allah once again shows a strong manifestation of His power and saves the falling community. (1)
Der Ahmadi Muhammad Zafrulla Khan stellt fest, dass der Koran genau zwei islamische Regierungsformen kennt: zum einen das Kalifat, zum anderen ein ziemlich vages Modell, in dem das Volk auf Allahs Befehl einen geeigneten Anführer im Rahmen von Verfassung und geltendem Wahlrecht bestimmt. Als kennzeichnend für das Kalifenamt nennt der Autor:
A study of the Quran reveals that it contemplates two types of states, having the same ideals and objectives, but differing with regard to the scope of the authority of the state and the manner of its establishment. In this respect, also, the ideal is a state in which the head of state exercises authority in both the secular and the spiritual spheres. (...)
The Khalifa holds office for life and must devote his whole time, all his faculties, and his full capacity to the service of the people. He is bound by the ordinances of Divine law [Anm.: Scharia] and by the principles on which they are based. He must carry them out both in the letter and in the spirit, and see that they are put into effect within the state in the most beneficent manner possible. The Khalifa must decide questions of policy and all major questions of administration after consultation with the chosen representatives of the people, both for the purpose of informing himself in arriving at a decision with regard to the matter in hand, and also in order to train the representatives in the conduct of public affairs (3:160). (…) The institution of the Khilafat therefore partakes of what is commonly called secular as well as of what is known as religious character. (2)

Laut der Mohammed zugeschriebenen Prophezeiung (s.o.) sei der Gründer der Ahmadiyya-Gemeinschaft, Mirza Ghulam Ahmad (gest. 1908) der "verheißene Prophet" und "Messias". Dessen Nachfolger, "Kalifen", können und wollen sich nicht vom überkommenen Kalifatsbegriff trennen.
In these days of democracy, young people are surprised how a single person can be entitled to such a huge range of authority. But they should know that:
Firstly, Khilafat is not a part of any democratic system of this world, but it is a part of a spiritual and religious system, in which authority is delegated from above, and a Khalifah always has the support and blessings of Allah with him.
Secondly, who could question the broad authority of a Khailfah since the Khalifah is bound by the limits prescribed by the Islamic law Shariah. (1)
Denn schließlich sieht der Gründer als ein Ziel seiner Mission an, die Menschheit unter dem Banner des Islam zu einigen, ganz so, wie es der Koran gebietet.
Vor der Fülle des Materials erscheinen die Beteuerungen der "Entgegnung" als leere Worte. Die Betonung der Unmöglichkeit, dass ein "Kalif" weltliches Oberhaupt von knapp 200 Staaten weltweit sein könnte bedeutet nicht, dass dieses Ziel – mit Allahs Segen – nicht wenigstens anvisiert wird. Im Gegenteil, die Islamisierung der Welt ist fester Bestandteil der islamischen Weltanschauung. Schon die fortdauernden Respektbekundungen vor dem Islam und der vorauseilende Gehorsam vor bloß möglichem muslimischen Beleidigtsein sind "deutliche Zeichen", dass sich Allahs Gesetz eines Tages durchsetzen könnte.




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