Dienstag, 26. Januar 2010

Zentralrat fühlt sich ausgegrenzt

Islam.de, die Homepage des "Zentralrats der Muslime", veröffentlicht einen Artikel zu einer Studie "Muslims in Europe", nach welchem angeblich nur 11% der Muslime in Deutschland mutmaßen, jemals "als Deutsche wahrgenommen" zu werden. Der Text strotzt nur so von ebenso tendenziösen wie nebulösen Phrasen.
Eine Mehrheit [der Muslime] fühle sich längst in deutschen Großstadtkiezen daheim, hier engagierten sich Muslime auch mehr als früher, sagte Werner Schiffauer von der Viadrina-Universität Frankfurt/Oder, der an der Studie mitgearbeitet hat. Dass muslimische Eltern kein Interesse an der Ausbildung ihrer Kinder hätten, sei ein Vorurteil! Viele wünschten sich Erfolge für ihre Kinder, fühlten sich dem "komplexen Gebilde Schule" aber nicht gewachsen.
So werden die Balken zurechtgelogen, bis es kracht.
Quelle: http://www.islam.de/15276.php


Donnerstag, 21. Januar 2010

Grunebaum über Wissenschaft im Islam


Es gibt zwei moderne Mythen, die Feuilletonisten und Funktionäre des politischen Islam immer wieder aufleben lassen: der eine ist Al Andalus, Spanien unter islamischer Herrschaft, der andere ist die kulturelle und wissenschaftliche Blütezeit des sogenannten Hochislam. Während Al Andalus immer wieder als Idealentwurf einer "multikulturellen" Gesellschaft bemüht wird, freilich ohne auf den Status der Juden und Christen als Dhimmis und die Rolle der Scharia in der Gesellschaftsordnung hinzuweisen, wird der Hochislam dazu gebraucht, kritische Stimmen mit der Behauptung zurechtzuweisen, dass "der Islam" all das nicht sei, was ihm vorgeworfen wird. Weshalb "der Islam" nach einer kurzen Phase der Innovation erst in Stagnation und dann in Regression verfiel, wenn er doch die freien Wissenschaften "begünstigt" oder gar erst möglich macht - schließlich werden die Leistungen herausragender Gelehrter wie Avicenna oder Averroes immer wieder pauschal "dem Islam" zugeschlagen - erscheint daher als ungelöstes Rätsel. Einigkeit besteht darüber, dass der westliche Kulturimperialismus "den Islam" in seiner kulturellen Entwicklung gehindert habe; nach Gründen des schleunigen Verfalls, die in der islamischen Kultur und Weltanschauung selbst ihre Wurzeln haben, wird in der veröffentlichten Meinung kaum gefragt.
Einen differenzierteren Blick auf den Rang der Wissenschaft innerhalb des islamischen Systems wirft der Orientalist Gustav Edmund von Grunebaum (1909-1973) in seinem Werk Der Islam im Mittelalter (Zürich 1963):
Es ist billig, aber ein wenig irreführend, die wissenschaftliche Leistung des islamischen Kulturkreises nach den hervorragenden Errungenschaften einer Handvoll außergewöhnlicher Männer zu beurteilen. Es ist billig, weil der ungewöhnliche Beitrag fortlebt, ferne Generationen zu beeinflussen, irreführend aber mit Hinblick auf die Einstellung, die der durchschnittliche muslimische Forscher seiner Arbeit entgegenbringt. In seinen Augen waren die Wissenschaften letzten Endes ein stabiles System formaler und materialer Wahrheiten, die zu (nach unserer Ausdrucksweise) vorhistorischen Zeiten dem Menschen zur Aufbewahrung übermittelt worden waren. Ibn al-Qifti (gest. 1248) erklärt:
„Die Gelehrten der verschiedenen Nationen, umam, sind in der Frage uneins, wer als erster über Weisheit, hikma, und ihre Pfeiler, Propädeutik, rijada, Logik, natürliche und theologische (physische und metaphysische) Wissenschaften (tabii, ilahi) diskutiert hat, wbobei jede Gruppe (diesen Pionier) unter ihrem eigenen Volk zu finden weiß. In Wirklichkeit aber ist keiner von diesen der erste gewesen. Als die Forscher die Frage gründlich untersucht hatten, begriffen sie, daß dieser (Anfang wissenschaftlicher Erkenntnis) prophetisches Wissen, nubuwwa, war, das auf Idris (Henoch) herabgesandt worden. All die Bahnbrecher, awail, die in den verschiedenen Teilen der Welt angeführt werden, haben ihre Kenntnisse aus den Berichten seiner Schüler oder der Schüler seiner Schüler.“
Im gleichen Geist hatte Ibn Hazm zwei Jahrhunderte früher gelehrt: „Wir wissen mit absoluter Sicherheit, daß kein Mensch an Wissenschaften und Künste aus eigenem herankommen hätte können, nur von seinem natürlichen Ingenium geleitet und ohne Unterweisung. (Das gilt beispielsweise für) die Medizin, die Kenntnis der Temperamente, die Krankheiten und ihre Ursachen in ihrer Vielfalt und Verschiedenheit, und die Auffindung ihrer Heilbehandlung mit Hilfe von Medikamenten, aqaqir, die in ihrer Gesamtheit niemals hätten ausprobiert werden können. Denn wie hätte jedes Medikament an jeder Krankheit versucht werden können, wo ein solches Vorgehen doch zehntausend Jahre erfordert und die Untersuchung jedes einzelnen Kranken auf der Welt notwendig machen würde?“ Und was für die Menschen gilt, gilt auch für die Astronomie, usw.
Der Herr hatte der Menschheit dieses Wissen geschenkt, auf daß sie seinen Ruhm in den Wundern der Welt begriffe. So waren denn letztes Ziel und letztes Ergebnis aller Forschung vorgegeben. Studien, die nicht mit der richtigen Gesinnung durchgeführt wurden oder zu unerwarteten metaphysischen Schlußfolgerungen leiteten, trugen den Makel der Häresie. Die sich dem griechischen Ideal einer einzig vom Verlangen nach Wahrheitsfindung motivierten Forschung ergaben, konnten nicht zahlreich sein in einer Geistes- und Gesellschaftsordnung, deren Stabilität, oder besser: deren Fortbestand an der unausgesetzten Rechtfertigung geoffenbarter Einsichten in die Wirklichkeit hing.
Der Psalmist hatte verkündet: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk.“ Der Syrer Barhadbsabba von Halwan (blühte um 600) hatte erklärt: „Drei Dinge sind der Natur vernunftbegabter und zur Ausführung des Guten erschaffener Wesen hinderlich: das Böse, die Unwissenheit und die Schwäche.“ Wissen rechtfertigt sich durch seinen ethischen und erzieherischen Wert. Es beginnt und endet mit Bewunderung für den Schöpfer und Verständnis seiner Gesetze.

Samstag, 16. Januar 2010

Zentralrat der Muslime (ZMD): Amerikanische Muslime gegen Terror

Laut ZMD-Sprachrohr www.islam.de beschweren sich Muslime weltweit darüber, dass "Terror mit ihnen in Verbindung gesetzt" wird, ein Anliegen, das wohl seine Berechtigung hat, da jeder denkende Mensch allenfalls nach Verbindungen zwischen Terrorismus und Islam sucht und nicht zwischen Terrorismus und "den Muslimen". Der "Nicht in unseren Namen: Amerikas Muslime protetieren" (sic) betitelte Text führt jedoch weiter aus:
In Detroit versammelten sich vergangene Woche die amerikanischen Muslime um gemeinsam gegen Terrorismus zu demonstrieren. Anlass war die Verführung  [sic, gemeint ist "Vorführung"] des Nigerianers, der versucht hatte ein US-Flugzeug in die Luft zu sprengen, vor Gericht. „Wir lassen diese Terroristen nicht unsere Religion kidnappen” so Majed Moughni, der aus dem Libanon nach Detroit zog. “Wir versuchen uns seit neun Jahren vom 11. September zu erholen.
Jetzt das genau vor unserer Haustür, über den Köpfen der größten muslimischen Gemeinde in Nordamerika.“
Zahlreiche amerikanische Muslime, Araber und Nigerianer demonstrierten bei kaltem Wetter vor dem Gerichtsgebäude um den Terror zu verurteilen. Amerikanische Flaggen schwenkend trugen die Demonstranten Schilder auf denen „Islam ist gegen Terror“, „Nicht im Namen des Islam“ oder „Nicht in unserem Namen“ zu lesen war.
Alles schön und gut, aber weil es ein wenig zu gut klingt, um wahr zu sein, lohnt es sich ein wenig über die Demo in Detroit zu recherchieren. Pam Geller von Atlas Shrugs weiß zum Beispiel genau, wie "zahlreich" die "amerikanischen Muslime" erschienen sind:
So it is disturbing that a protest outside the jihadi's arraignment of Muslims protesting Islamic terror -- "Not in the name of Islam" -- drew so few people. Organizers expected hundreds of local Muslims to join a silent protest Friday in Detroit outside the hearing for Flight 253 terror suspect Umar Farouk Abdulmutallab.
"This is people from all over Southeast Michigan coming together and saying we're against terrorism. Our message is going to be louder than the message the terrorists have sent. The masses will be speaking," Majed Moughni told Fox 2. (more here)
The New York Times reported that 12 men and women identifying themselves as Detroit-area Muslims showed (I wonder if they inflated it). This despite major publicity and media attention and pretrial publicity.
Outside court, about a dozen people held up signs reading "Islam is against terrorism" and "Not in the name of Islam."
 Die zwölf aufrechten Muslime von Detroit sind für islam.de Grund genug, daran zu zweifeln, ob "Nacktscanner" und verschärfte Sicherheitskontrollen für muslimische Fluggäste seitens der USA sinnvoll sind:
Aufgrund des misslungenen Attentats haben die USA die Sicherheitsmaßnamen für Passagiere aus vornehmlich muslimischen Ländern verschärft. Reisende aus diesen Ländern, oder solche die einen Pass aus diesen Ländern besitzen werden müssen sich Extra-Checks und Leibesvisitationen unterziehen. Ihr Gepäck und Kleidung werden nach Spuren von Sprengstoff untersucht und sie müssen durch die auch in den USA umstrittenen Nacktscannern.
Denn wenngleich die statistische Wahrscheinlichkeit gegen Null geht, dass man in einem Flugzeug ums Leben kommt, das ein christliches oder jüdisches Selbstmordkommando sprengt oder ins nächste Hochhaus steuert, ist es ja nur gerecht, wenn alle Passagiere gleich stark verdächtigt werden.
Dass sich muslimische "Gelehrte" Detroits darauf geeinigt hätten, "Terrorismus im Namen des Islam" scharf zu verurteilen, hat der rasende Reporter des ZMD hoffentlich nicht aus dem Kaffeesatz gelesen. 


Chaim Noll über den neuen Antisemitismus

Seit wenigen Tagen ist die Dezember-Ausgabe der "Neuen Ordnung" online verfügbar. Darin ein Artikel von Chaim Noll, der von allem Anfang an Klartext spricht:
Seit einigen Jahren spricht man in Europa von einem „neuen Antisemitismus“. Zur Prägung des Begriffs führten der neuerliche Anstieg judenfeindlicher Gewalttaten und die wachsende Haß-Propaganda gegen Israel. Träger der europaweiten Bewegung sind vor allem Gruppen, die erst neuerdings als judenfeindlich wahrgenommen werden, wie zum Beispiel die europäische Linke oder bislang selbst für bedroht erachtete Minderheiten, vor allem Muslime.
Als traditionell judenfeindlich gilt in Europa die politische Rechte. Dagegen wurde der Antisemitismus der europäischen Linken lange nicht als solcher wahrgenommen, auch nicht so bezeichnet. Linker Antisemitismus erschwert aus mehreren Gründen seine Wahrnehmung: einmal, weil er sich hinter progressiven Parolen verbirgt („Solidarität“, „Befreiung unterdrückter Völker“, „Kampf für Menschenrechte“), zum anderen, weil er sich vornehmlich als sogenannter „Antizionismus“ geriert, als Aversion – im eigenen Sprachgebrauch „Kritik“ – gegenüber dem Staat Israel. Auch der heutige islamische Judenhaß entzündet sich scheinbar am Staat Israel, erstreckt sich jedoch darüber hinaus auf alle Juden der Welt, die eo ipso als Handlanger des Zionismus gelten.
So ist es! Der "neue Antisemitismus" quillt zwar aus sämtlichen heiligen und unheiligen Texten der muslimischen  und linken Ideologen, aber das Blut der Gutmenschen gerät nur dann in Wallung, wenn ein Idiot in Schwerin die SS-Runen in den Schnee schifft!
Weiter im Text dort.
Auch der Raddatz-Text darunter ist lesenswert, auch wenn ich selbst Atheist bin.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Mazyek: Islamkritik = rechtsradikal = Terror in Malaysia


Aiman A. Mazyek schreibt einen Artikel über Malaysia und ein Gerichtsurteil, das es den dortigen Christen wieder erlaubt, den Begriff „Allah“ für Gott zu verwenden und zitiert dabei zweimal aus dem Koran. Wenn jemand wie Mazyek aus dem Koran zitiert, ist das schon ein Grund, genauer hinzuschauen.
Mazyeks Text hebt mit folgenden Worten an:
Die Debatte in Malaysia zeigt erstaunliche Parallelen zu Deutschland: Christliche Fundis und Rechte wettern wie ihre ideologischen Vettern in Malaysia: Exklusivistisch, verletzend und aggressiv.
Der Leser ist verwirrt, denn durch diesen Auftakt mag der Eindruck entstehen, dass es in Malaysia wie auch in Deutschland die Christen seien, die exklusivistisch, verletzend und aggressiv vorgehen – gegen den Islam. Mazyek legt von Beginn an eine falsche Fährte, denn wenn der Vergleich zwischen Deutschland und Malaysia zutreffen sollte, hätte er darauf hinweisen müssen, dass hierzulande eben kein Gericht die Muslime zwingt, „Allah“ durch „Gott“ zu ersetzen. Ein raffinierter Trick, denn auf diese Weise gelingt es dem Verfasser, „christliche Fundis“ und „Rechte“ mit radikalislamischen Strömungen in Malaysia gleichzusetzen, die dort übrigens auch allen anderen Buch- und Naturreligionen das Leben schwer machen, ohne dass er diese überhaupt erwähnt. Das tut Mazyek aus einem ganz bestimmten Grund, auf den wir gleich zurückkommen werden.
Statt unmittelbar auf die Rolle des Islams im Konflikt einzugehen, nimmt Mazyek direkt Deutschland und Christentum ins Visier:
In Europa und speziell in Deutschland wird leider auch immer öfter und militanter aus christlich fundamentalistischen Kreisen und Gruppen versucht, Identität durch Abgrenzung zu den Muslimen zu erzeugen, und zwar ähnlich wie in Malaysia mit der Diskussion um Gott/Allah, nur in umgekehrter Stoßrichtung versteht sich.

Mit diesem aberwitzigen Konstrukt wird der Mehrheit unterstellt, sie definiere ihre Identität über Ausgrenzung der Minderheit statt über eigene Werte. Kein Wort über die Selbstausgrenzung des Islam, der im Falle Malaysias selbstherrlich und höchstrichterlich der christlichen Minderheit an der Identität flicken wollte.
Der ehemalige MdB und rechte Hardliner Martin Hohmann ist da ein beredtes Beispiel dafür. Er behauptete doch allen Ernstes, Allah wäre eine „altarabische Naturgottheit" und die Muslime glauben nicht an den Gott der Christen. Diese These finden sich heute in vielen einschlägig bekannten rechtsradikalen Internetforen und Publikationen als „Wissen“ über den Islam wieder.

Womit Hohmann wenigstens insofern im Recht ist, als Allah im alten Arabien sich den Himmel mit zahlreichen Göttern teilte und Söhne und Töchter zeugte. Einen Nachhall dieser Götterwelt vor Mohammed gibt sogar noch der Koran in manchen seiner Verse, stärker erhalten hat er sich im arabischen Volksglauben in Form von Dschinns, dämon- oder halbgottartigen Wesen.
Es gehört allgemein zum Fahrplan und Weg der Rechten, dass sie über diese Themen weiter versuchen, die Muslime in diesem Land zu marginalisieren.

Wogegen Mazyeks Kollegen aus den Islamverbänden ja mit Muslim-Quoten anzukämpfen gedenken.
Motiv und Motivation bei all diesen Geisterdebatten ist die Angst vor dem Fremden, dem Unbekannten. Der nächste Schritt ist dann nicht mehr weit: Gegenüber dem Fremden muss zur Verteidigung des eigenen Glaubens geschritten werden, denn er unterwandert diesen ja. Und schon befindet man sich in einer destruktiven Abwehrschlacht. In so einer Phase sagt übrigens der Koran zu den Muslimen: „Euch eure Religion und uns unsere Religion“ (Koran: Sura 109, Vers 6). Ich würde mir wünschen, wenn wir Muslime diese Gelassenheit öfter an den Tag legen.

Was nichts anderes bedeutet, als dass jegliche Kritik am Islam als „Angst“ zu verstehen ist, gegen die der Islam bzw. der Koran selbst die einzige Therapie ist. Schlagen wir daher den Koran auf und lesen nach, was in Sure 109 (Titel: „Die Ungläubigen“) steht:
1: Sag: O ihr Ungläubigen,
2: ich diene nicht dem, dem ihr dient,
3: und ihr dient nicht Dem, Dem ich diene.
4:Und ich werde (auch) nicht dem dienen, dem ihr gedient habt,
5: Und ihr werdet nicht Dem dienen, Dem ich diene.
6: Euch eure Religion und mir meine Religion.

Diese Übersetzung stammt von islam.de, Mazyeks eigener Homepage. Sie belegt nun zweifelsfrei, dass der christliche Gott und der islamische Allah ein und derselbe sind. D.h., für Mazyek, jedenfalls. Auch wenn der Kommentar zur Übersetzung von Ullmann und Winter präzisiert:
Offenbart wurde diese Sure, als einige Araber von [Mohammed] verlangten, er solle ein Jahr lang ihre Götter verehren, dann wollten sie ebensolang Allah verehren.
Dass nämlich malayische Muslime im Umgang mit Andersgläubigen sehr wenig Gelassenheit an den Tag legen, erwähnt Mazyek erst in diesem Moment ausdrücklich. Um dann sogleich den Bogen zurück nach Deutschland zu schlagen:
Die Rhetorik in den Foren dort kommt einem dennoch seltsam bekannt vor, wird sie doch jeden Tag in den eben zitierten, einschlägig bekannten rechtsradikalen Internetblogs gegen die Muslime verwendet.

Mazyek nennt vorsichtshalber keins der rechtsradikalen Internetblogs. Vermutlich weil er sie selbst nur vom Hörensagen kennt und der Rechtsradikalismus erst im Einzelfall nachgewiesen werden müsste, was allerdings ein Differenzierungsvermögen voraussetzt und somit nicht zweckdienlich sein dürfte.
Es folgt nun das Schlussplädoyer von angeblich verletzter Menschenwürde und Religionsfreiheit über den frommen Wunsch, dass wir alle unserem „Schöpfer“ dienen mögen. Dann der letzte Trumpf, ein weiteres Koranzitat, das angeblich zu Lessingscher Gelassenheit ermuntert, in Wahrheit aber zum Bumerang wird und Mazyeks gesamte Islamkritiker-Kritik zum Einsturz bringt:
Warum können wir nicht (allesamt Juden, Christen, Muslime) die Lessingsche Gelassenheit an den Tag legen, zu dem uns der Koran (Sure 5, Vers 48) ermuntert: „Und hätte Gott es gewollt, Er hätte euch – Juden, Christen und Muslime - zu einer einzigen Gemeinde gemacht. Doch wollt Er euch prüfen in dem, was Er jedem von euch gab. Wetteifert darum in den guten Taten.“

Ja, warum können „wir“ das eigentlich nicht? Lesen wir erneut die Koranübersetzung von islam.de:
43: Wie aber können sie dich richten lassen, während sie doch die Thora haben, in der das Urteil Allahs (enthalten) ist, und sich hierauf, nach alledem, abkehren? Diese sind doch keine Gläubigen.
44: Gewiß, Wir haben die Thora hinabgesandt, in der Rechtleitung und Licht sind, womit die Propheten, die sich (Allah) ergeben hatten, für diejenigen, die dem Judentum angehören, walten, und so auch die Leute des Herrn und die Gelehrten, nach dem, was ihnen von der Schrift Allahs anvertraut worden war und worüber sie Zeugen waren. So fürchtet nicht die Menschen, sondern fürchtet Mich. Und verkauft Meine Zeichen nicht für einen geringen Preis! Wer nicht nach dem waltet, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen.
45: Und Wir haben ihnen darin vorgeschrieben: Leben um Leben, Auge um Auge, Nase um Nase, Ohr um Ohr, Zahn um Zahn; und (auch) für Verwundungen Wiedervergeltung. Wer es aber als Almosen erläßt, für den ist es eine Sühne. Wer nicht nach dem waltet, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Ungerechten.
46: Und Wir ließen auf ihren Spuren ʿĪsā, den Sohn Maryams, folgen, das zu bestätigen, was von der Thora vor ihm (offenbart) war; und Wir gaben ihm das Evangelium, in dem Rechtleitung und Licht sind, und das zu bestätigen, was von der Thora vor ihm (offenbart) war, und als Rechtleitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen.
47: Und so sollen die Leute des Evangeliums nach dem walten, was Allah darin herabgesandt hat. Wer nicht nach dem waltet, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Frevler.
48: Und Wir haben zu dir das Buch mit der Wahrheit hinabgesandt, das zu bestätigen, was von dem Buch vor ihm (offenbart) war, und als Wächter darüber. So richte zwischen ihnen nach dem, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, und folge nicht ihren Neigungen entgegen dem, was dir von der Wahrheit zugekommen ist. Für jeden von euch haben Wir ein Gesetz und einen deutlichen Weg festgelegt. Und wenn Allah wollte, hätte Er euch wahrlich zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht. Aber (es ist so,) damit Er euch in dem, was Er euch gegeben hat, prüfe. So wetteifert nach den guten Dingen! Zu Allah wird euer aller Rückkehr sein, und dann wird Er euch kundtun, worüber ihr uneinig zu sein pflegtet.
49: Und so richte zwischen ihnen nach dem, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, und folge nicht ihren Neigungen, sondern sieh dich vor ihnen vor, daß sie dich nicht der Versuchung aussetzen (abzuweichen) von einem Teil dessen, was Allah zu dir (als Offenbarung) herabgesandt hat! Doch wenn sie sich abkehren, so wisse, daß Allah sie für einen Teil ihrer Sünden treffen will. Viele von den Menschen sind fürwahr Frevler.
50: Begehren sie etwa das Urteil der Unwissenheit? Wer kann denn besser walten als Allah für Leute, die (in ihrem Glauben) überzeugt sind?
51: O die ihr glaubt, nehmt nicht die Juden und die Christen zu Schutzherren! Sie sind einer des anderen Schutzherren. Und wer von euch sie zu Schutzherren nimmt, der gehört zu ihnen. Gewiß, Allah leitet das ungerechte Volk nicht recht.

Und worin besteht nun die Lessingsche Gelassenheit? Darin, dass es nach den Worten des Koran Mohammed-Allah ist, der die „Rechtleitung“ und „Offenbarung“ bringt, die jüdische und christliche Frevler verfälscht und verdrängt haben.
Darum brannten die Kirchen in Malaysia, darum die islamische Selbstausgrenzung, darum wird der Konflikt weiter schwelen, solange der Wortlaut des Koran aus dem 7. Jahrhundert nach Christus die Grundlage des muslimischen Lebens sein soll. Denn extremistische, gewaltbereite Muslime berufen sich offenbar auf genau denselben Koran wie die friedfertigen Muslime.
Mazyek geht es nicht darum, islamische Extremisten zu bekämpfen, sondern den Islam in frommer Dschihad-Tradition zu verbreiten. Wäre dem nicht so, würde er andere Aspekte in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen stellen.


Dienstag, 12. Januar 2010

Der Kaiser ist nackt (Repost vom November 2008)

Die "Islamische Zeitung" berichtet noch einmal über die fatwa der einflussreichen indischen Islamschule Darul-Uloom-Deoband:
Mehr als 6000 ranghohe islamische Rechtsgelehrte und Geistliche aus ganz Indien haben in einem gemeinsamen Appell jede Form von Terrorismus scharf verurteilt. Bei der Vollversammlung einer der wichtigsten islamischen Organisation in Indien, der Jamiat Ulema-e-Hind, nannten Sprecher den Islam am Sonntag in der südindischen Metropole Hyderabad eine «Religion des Friedens». Die «Ausbeutung der Erde...
Geht es vielleicht etwas präziser?
...und das Töten Unschuldiger» seien die «unmenschlichsten» aller Verbrechen, hieß es. Daher folgten Terroristen keiner Religion. Gleichzeitig bekräftigten die Teilnehmer eine Fatwa gegen den Terrorismus. Das islamische Rechtsgutachten war Ende Mai von einer der einflussreichsten islamischen Hochschulen Asiens, der in Nordindien beheimateten Darul-Uloom-Deoband, erlassen worden. Darin wird der Terrorismus als «Geißel der Menschheit» bezeichnet, die ausgerottet werden müsse. Nach Medienberichten wollen in den nächsten Tagen insgesamt 50 000 islamische Geistliche die Fatwa unterzeichnen.
Ein gutes Zeichen? - Nein, ist es nicht. Es ist gruselig. Denn die fatwa verdammt nicht das Töten an sich, sondern nur das "Töten Unschuldiger". Kurz und bündig wie "Du sollst nicht töten!" geht es nicht, denn das steht nicht im Koran. Wer einen "Schuldigen" tötet ist folglich kein Terrorist und wird nicht "ausgerottet".
Aber das ist noch nicht des Pudels Kern. Der liegt nämlich vielmehr darin, dass es gesamtislamischer Konsens ist, dass das "Töten Unschuldiger" verboten ist - bis hin zu dem "Islamisten", der im britischen Fernsehen seinem ungläubigen Gegenüber brühwarm erklärte, dass man allein schon dadurch Schuld auf sich lädt, dass man kein Muslim ist. Und im Grunde sagt Diyanet-Chef Ali Bardakoglu genau dasselbe, wenn er feststellt: Der Koran schreibt vor, dass man die Menschen durch Vernunft und Rede überzeugen soll. Wenn die Heiden dies aber verhindern wollen, dann erlaubt der Koran, auch gegen sie zu kämpfen. Sie reden alle gleich daher.
Und darum wird sich nichts ändern, rein garnichts, selbst wenn statt den 50.000 fünf Millionen Geistliche das Papier unterschreiben. Terroristen werden weiterhin in Hochhäuser fliegen oder sie wegsprengen, wenn sie die Gelegenheit dazu haben, solange ihre Bewohner Ungläubige sind. Apostaten werden weiterhin bedroht, ermordet, hingerichtet werden. Frauen, Christen, Juden werden weiterhin drangsaliert werden, weil allein ihre Existenz eine ungeheure Provokation darstellt. Sie alle sind schuldig, ausnahmslos.
Auf einen weiteren Aspekt kann man nicht oft genug hinweisen. Er wirft noch einmal ein neues Schlaglicht auf die Angelegenheit und beweist endgültig, dass der Kaiser keine neuen Kleider trägt, sondern nackt ist. Die "Islamische Zeitung" lässt nämlich schon wieder den wichtigsten Satz aus dem Konzeptpapier der Darul-Uloom-Deoband über "Islam und Terrorismus" weg. Er lautet:
Linking Islam, a religion of peace with terrorism itself amounts to an act of terrorism. (Quelle)
Erinnern wir uns, dass vor bald drei Jahren, im sogenannten "Karikaturenstreit" der Generalsekräter der "Organisation der Islamischen Konferenz" (OIC), Ihsanoglu beipflichtete:
Die Veröffentlichung der beleidigenden Karikaturen des Propheten Mohammed habe in der islamischen Welt einen vergleichbaren Effekt gehabt, wie die Anschläge vom 11. September 2001 im Westen. (Quelle)
Und das zeigt wieder mal, wo der Islam die Prioritäten setzt, wenn es um Menschenleben geht - insbesondere um ungläubige, schuldige Leben.

Montag, 11. Januar 2010

G.E. von Grunebaum: Die Frau im Islam

Den US-amerikanischen Orientalisten Gustav Edmund von Grunebaum (1909-1972) habe ich an dieser Stelle bereits mit seinem Werk Der Islam im Mittelalter zitiert. Grunebaum gehört zu einer Generation von Wissenschaftlern, die sich bei der Beschreibung des Systems "Islam" nicht zu schade war, auch Grautöne zu erfassen. Nachfolgend nun ein weiterer Auszug aus Der Islam im Mittelalter, diesmal zur Rolle der Frau. Man halte sich dabei die abwiegelnden und beschönigenden Kommentare zum Thema "Frau im Islam" vor Augen, die zeitgenössische Islamfunktionäre ständig im Munde führen.

Es ist wiederum die Sitte der Stadt, die sich in der Verschleierung und Abschließung der freien muslimischen Frau durchgesetzt hat. Die mekkanische Frau von Stand scheint den Schleier getragen zu haben. Muhammads Wunsch, die Frauen an den gottesdienstlichen Übungen und bis zu einem gewissen Grad am geistlichen Leben der Gemeinde überhaupt teilnehmen zu lassen, lief besonders in den Ostprovinzen den Gepflogenheiten zuwider, und die Gelehrten, gewohnt, im Zweifelsfalle die striktere Auslegung des Gesetzes vorzuziehen, ließen den sar [Anm.: (offenbartes) Gesetz] streng auf dem Ausschluss der Frau von jeder Tätigkeit bestehen, die danach angetan war, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sie zu lenken. Weibliche Heilige, weibliche Prediger, weibliche Gelehrte treten auf und finden weitherzige Anerkennung; es ist aber nicht zu verkennen, dass der durchschnittliche Muslim es lieber sah, wenn die weiblichen Mitglieder seiner Familie sich im Hause hielten, als wenn sie durch ungewöhnliche Leistungen berühmt wurden.
Muhammad gewährte der Frau freie Verfügung über ihr Eigentum und verbesserte ihre erbrechtliche Stellung. Doch ließ er die allgemeine Einstellung bestehen, die der Frau in der Wertschätzung der Gesellschaft einen untergeordneten Rang anwies.  "Die Männer sind über die Frauen gesetzt um dessentwillen, was Gott den einen mehr als den anderen an Vorzügen geschenkt hat, und wegen des Besitzes, den sie ausgelegt haben (als Brautschatz); rechtschaffene Frauen sind darum fügsam und hüten das Verborgene als Entgelt dafür, dass Allah sie hütet; diejenigen aber, von denen ihr Widerspenstigkeit fürchtet, ermahnt, vermeidet im Bett und schlagt; wenn sie euch dann gehorchen, so unternehmt keine (weiteren) Schritte gegen sie; wahrlich, Allah ist erhaben und groß." [Anm.: vgl. Koran, 4:34]
An dem Axiom von der natürlichen Überlegenheit des männlichen Geschlechts, das seine gesetzlichen und gesellschaftlichen Vorrechte begründen muss, wird in muslimischen Ländern auch heute noch festgehalten, wo man "übermäßige" Freiheit für die Frau mit Besorgnis sieht und wo der igma [Anm.: Konsens] nur ganz allmählich äußere Angleichung an den europäischen Gebrauch billigt, dabei aber die Grundhaltungen mehr oder minder bestehen lässt, welche die Beziehungen der Geschlechter im allgemeinen und die öffentliche Stellung der Frau im besonderen bestimmen.
Der Koran gestattet die Polygamie, beschränkt sie aber auf gleichzeitiges Ehebündnis mit vier dem Mann gesetzlich verheirateten Frauen. Die Anzahl der dem Mann zusätzlich gestatteten unfreien Konkubinen ist vom kanonischen Recht nicht limitiert. Scheidung ist für den Mann leicht, für die Frau beinahe unerreichbar. Der Mann ist nicht gehalten, Gründe für die Entlassung der Frau anzugeben, muss jedoch im allgemeinen von der Frau in die Ehe eingebrachtes Vermögen ihr bzw. ihrer Familie zurückstellen.
Die Ausschaltung der Frau aus dem öffentlichen wie aus dem gesellschaftlichen Leben - die freie Frau darf unverschleiert nur von ihrem Mann und den Verwandten, mit denen das Gesetz die Ehe untersagt, erblickt werden - war zur Zeit Harun ar-Rashids [Anm.: Kalif von 786 - 809] abgeschlossen. Sie mochte im persönlichen Verkehr die Überschreitung der Grenzen zwischen den Klassen erleichtern, ließ aber im ganzen das gesellschaftliche Leben verarmen. Auch brachte sie eine Entwicklung mit sich, die antiker Sitte sehr nahe kam, indem der gebildete Mann seine geistigen Interessen und Freuden mit einer Klasse Frauen teilte, die zu denen seines Familienkreises in keinerlei Beziehung standen.
Anmerkungen sind von mir.
Siehe auch: G.E. von Grunebaum: Der Dhimmi

Sonntag, 10. Januar 2010

Verstümmelung weiblicher Genitalien (Repost Februar 2007)

Der Bundestag befasste sich in seiner 79. Sitzung am 1. Februar löblicher Weise mit dem Problem der weiblichen Genitalverstümmelung. Immer wieder wird betont, dass diese barbarische Prozedur, die Millionen Frauen und Mädchen über sich ergehen lassen mussten, nichts mit dem Islam zu tun hat, obwohl ihre Verbreitung wie zufällig mit dem Herrschaftsbereich des Islam zusammenfällt. Auch die Rednerinnen im Bundestag wurden nicht müde zu erklären, dass ranghohe muslimische Geistliche in einer gemeinsamen Erklärung in Kairo festgestellt hätten, dass die Genitalverstümmelung nicht mit dem Islam vereinbar sei usf. Da bin ich aber beruhigt!
Bedeutet das nun, dass es im Islam eine einheitlich ablehnende Haltung gegenüber weiblicher Beschneidung gibt? - Leider nein.
Werfen wir einen Blick auf die Homepage www.islam-qa.com, welche die wahabitisch-salafistische Form des Islam repräsentiert. Wahabismus ist gerade in Saudi-Arabien weithin verbreitet. Islam-QA ist ein Archiv islamischer Rechtsgutachten, aus dem sich die auf diesem Blog bereits thematisierte Internetpräsenz www.muslima.de.ms als wahabitischer Ableger in Deutschland munter bedient und sich gerade auch an deutsche Islam-Konvertitinnen richtet. Islam-QA erklärt zur Beschneidung:
Question:
Is female circumcision sunnah or a bad practice? I read in a magazine that female circumcision in any form is a bad practice that is harmful from a medical point of view, and that it may sometimes lead to sterility. Is this correct?

Answer:
Praise be to Allaah.
Circumcising females is sunnah; it is neither a bad practice or harmful, if it is done within moderation. When extreme forms of female circumcision are carried out, harm may result.

Fataawa al-Lajnah al-Daa?imah, 5/120
Direktlink
Für wahabitische "Gelehrte" ist im Bezug auf die Frau nur wichtig, dass der Mann die absolute Kontrolle über sie behält. Daher müssen sie Frauen die Rechte und Freiheiten vorenthalten, die für Männer absolut selbstverständlich sind, wie etwa eine selbstbestimmte und lustvolle Sexualität dank intakter Genitalien.
Schade, dass das keine einzige der Rednerinnen vom 1. Februar wusste. Natürlich spottet die Realität der oft gehörten, immer wieder geglaubten Behauptung, die Verstümmelung des weiblichen Genitals habe nichts mit dem Islam zu tun:
"Von den vier sunnitischen Rechtsschulen (Maddhab) befürworten zwei die Genitalbeschneidung an Frauen (Malikiten und Hanbaliten); die Schafiiten halten sie sogar für eine religiöse Pflicht. In Ländern mit schafiitischer Rechtsschule ist sie deshalb auch allgemein verbreitet. Die Hanafiten lehnen die Beschneidung von Frauen ab." (Quelle: Wikipedia)
Aber das Mantra der Islamversteher erschallt ganz undifferenziert, wenn es an heikle und unangenehme Themen geht, die Kritik am Islam evozieren könnten.
Auszüge aus dem Plenarprotokoll:

Irmingard Schewe-Gerigk, Bündnis 90/Die Grünen:
„Ich denke, darin ist sich der gesamte Bundestag heute einig: Die Zeiten, in denen Menschenrechtsverletzungen an Frauen als Ausdruck einer bestimmten Kultur oder Religion von unserer Gesellschaft, ja auch von vielen in diesem Hause für hinnehmbar gehalten wurden, sind ein für alle Mal vorbei.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

Übrigens hat auch eine angesehene islamische Instanz, der Großmufti von al-Azhar, weibliche Genitalverstümmelung kürzlich zu einem strafbaren Verbrechen erklärt, das gegen die höchsten Werte des Islam verstößt. So viel zur Religion.
Michaela Noll, CDU/CSU:
„Diese Art der Verstümmelung ist durch nichts zu rechtfertigen, weder durch kulturelle noch durch religiöse Gründe. Es gibt keine Religion, die sie vorschreibt.
„Ich bin natürlich froh, dass in Kairo mittlerweile diese Sitzung stattgefunden hat. Es kann sein, dass das, was die islamischen Gelehrten gesagt haben, eine Signalwirkung hat. Diese Botschaft muss aber erst einmal in 28 Ländern auch verbreitet werden. Erst dann haben wir wirklich einen Anfang gemacht. Wir müssen die Menschen vor Ort aber auch in die Lage versetzen, Traditionen und Normen kritisch zu analysieren und zu hinterfragen. Solange in den Dörfern Prediger aufstehen und das, was sie sagen, mangels Bildung unkritisch geglaubt wird, weil man es nicht besser weiß, können wir meiner Meinung nach auf internationaler Ebene zwar alles versuchen, aber wir werden scheitern.“
Dr. Kirsten Tackmann, DIE LINKE :
„Auch in Europa - das ist schon erwähnt worden - müssen wir uns mit Genitalverstümmelungen auseinandersetzen. Circa 30 000 Mädchen und Frauen sind davon bedroht oder wurden bereits dadurch verletzt. Selbst in Deutschland werden vermutlich Genitalverstümmelungen vorgenommen. Über die Beteiligung von hier niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten wissen wir viel zu wenig. Über die Rolle dieser Gruppe sind schon Ausführungen gemacht worden, denen ich mich gerne anschließen möchte.

Erfreulicherweise wächst der Widerstand weltweit, er wird auch immer wirkungsvoller. Auf die Konferenz in Kairo ist bereits hingewiesen worden. Von höchsten Rechtsgelehrten und Religionsführern aus islamisch geprägten Staaten Afrikas ist dort festgestellt worden, dass man den Koran zur Begründung von Genitalverstümmelungen nicht heranziehen kann. Einstimmig wurde von der Konferenz bestätigt, dass die weibliche Genitalverstümmelung mit dem Islam unvereinbar ist. Auf dieser Grundlage ist es nun endlich möglich, gegen diese religiösen Rechtfertigungsversuche vorzugehen.“
Sibylle Pfeifer, CDU/CSU:
„Einige Länder haben die Menschenrechtscharta unterschrieben; etliche sind im Menschenrechtsrat vertreten. Viele Länder in Afrika haben Gesetze erlassen. Aber Papier ist geduldig; das wissen wir.

Ich hoffe, dass das Papier, das im November von den islamischen Gelehrten verabschiedet worden ist, nicht genauso geduldig ist. Es kommt einer Fatwa gleich; das heißt, es ist ein Gesetz. Aber wie gesagt: Gesetze hin, Gesetze her; Papier ist geduldig.“
Renate Gradistanac, SPD:
„Wir begrüßen, dass die Bundesärztekammer eine Empfehlung für Ärztinnen und Ärzte herausgegeben hat; denn diesen mangelt es oft an Erfahrungen mit beschnittenen Patientinnen. In Kairo hat zudem eine Konferenz stattgefunden, auf der sich die Islamgelehrten darauf verständigt haben, die Beschneidung bzw. die Verstümmelung von Frauen zu ächten. Wenn wir das heute mehrmals betonen, dann - so hoffe ich - hat das eine Wellenwirkung.“
Stellt man den fortgeschrittenen Realitätsverlust in Rechnung, der aus diesen Zeilen spricht, dann sieht es im Kampf gegen Genitalverstümmelung eher düster aus.

P.S.: Meines Wissens befindet sich obige fatwa bislang noch nicht als deutsche Übersetzung auf www.muslima.de.ms. Das liegt vermutlich daran, dass einigen der dummen Gänse dort vielleicht doch noch ein Licht aufgehen würde, wenn sie davon hörten.

Mittwoch, 6. Januar 2010

Attentat auf Westergaard - eine Nachlese


Die Reaktionen auf Fälle wie den gerade noch vereitelten Mordanschlag auf den Zeichner Kurt Westergaard („Mohammed-Karikaturen“) werfen ein Schlaglicht darauf, wie es in den Oberstübchen der Vertreter der schreibenden Zunft zwischen Amrum und Allgäu aussieht – nämlich katastrophal. Was in überregionalen Zeitungen wie der SZ oder ZEIT bundesweit verbreitet wird, setzt sich bis auf die Ebene kleinster Provinzblätter fort. Es ist immer die gleiche Soße: Westergaard habe seine bekannteste Zeichnung, die eines bärtigen Mohammed mit Bombe im Turban, die Lunte brennt bereits, in Jyllands Posten, einer „betont islamkritischen“, „rechtsliberalen“ oder gar „rechtspopulistischen“ Zeitung veröffentlicht. - Ach so! Ja, ja! Dann ist es ja kein Wunder, dass irgendwann ein axtschwingender Irrer vor der Haustür steht! Dass das Attentat auf Westergaard nur das vorläufig letzte Kapitel in einer globalen Welle der Gewalt ist, der seit der Veröffentlichung der sogenannten „Mohammed-Karikaturen“ in Jyllands Posten bislang etwa 100 Menschen zum Opfer gefallen sind, wird in solchen Darstellungen geflissentlich unterschlagen. Denn der Zusammenhang würde die von exponierten Islamfunktionären und ihren Verbänden auch diesmal wieder gebetsmühlenhaft geäußerte Floskel „das hat nichts mit dem Islam zu tun“ augenblicklich ad absurdum führen.
Dieser Zusammenhang besteht nicht nur zwischen dem jüngsten Anschlag und den Gewaltexzessen, welche die deutsche Presse ebenso verharmlosend wie verfälschend „Karikaturenstreit“ genannt hat und die schon an sich in Planung und Durchführung schwerlich das Werk von „Einzeltätern“ sein konnten. Bei diesen Tätern handelte es sich auch nicht um Buddhisten, Angehörige der Heilsarmee oder Außerirdische, sondern um – Muslime. Es besteht ebenso ein Zusammenhang mit der Hamas, dem Ayatollah-Regime in Iran, Al Kaida, der Muslimbruderschaft in Ägypten, tschetschenischen und uigurischen Extremisten, dem Islamismus der Türkei und den islamischen Fanatikern, die noch im fernsten Osten die Ureinwohner drangsalieren. Diese Phänomene sind keine Randerscheinungen, sondern veritable Massenbewegungen; bei aller Heterogenität gibt es einen Kitt, der sie alle eint: den Islam.
Es gibt eine wesentliche Gemeinsamkeit und einen wesentlichen Unterschied zwischen dem „Fall Westergaard“ und dem „Fall Rushdie“. Salman Rushdie hatte sich vor mehr als 20 Jahren wegen einer Passage in einem Roman eine fatwa des Schiiten Khomeini eingehandelt, der zugleich ein Kopfgeld auf den Schriftsteller aussetzte. Bis heute schweben sowohl Rushdie selbst als auch seine Übersetzer und Verleger in latenter Gefahr. Die Gemeinsamkeit besteht nun in dem breiten Echo, das beide „Skandale“ in der gesamten islamischen Welt auslösten. Das Skandalon, den Islam, Mohammed und Allah selbst „angegriffen“ zu haben, verlieh der extremistischen Propaganda eine Wirkmächtigkeit, die weit über die Grenzen Dänemarks und Irans hinausging und sogar die Schranken islamischer „Vielfalt“, der unterschiedlichen und miteinander konkurrierenden Schulen und Richtungen, mühelos überwinden konnte. Im Falle der „Mohammed-Karikaturen“ verbrannte ein verhetzter Mob in Afrika, Nah- und Mittelost Botschaften, Kirchen und Ungläubige, während die Vertreter der europäischen Islam-Diaspora die Europäer ob ihrer „Islamophobie“ tadelten und mehr Respekt vor „religiösen Gefühlen“ forderten. Hier besteht insofern eine verblüffende Parallele zur fatwa gegen Rushdie, als sich keine einzige islamische Autorität von Rang befleißigte, Rushdie in Schutz zu nehmen – und zwar nicht in erster Linie als Muslim, sondern als Mensch, der sein natürliches Recht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch nimmt. Im Gegenteil – die Reaktionen auf die fatwa von „liberalen“ Muslimen von Cat Stevens alias Yussuf Islam bis zu den Ahmadis pendeln zwischen Verständnis und offener Unterstützung, unterscheiden sich nur graduell, nicht aber substanziell vom theologisch grundierten Richterspruch des Ayatollah.
Der große Unterschied zwischen beiden Fällen liegt freilich in der jeweiligen Perzeption durch die Öffentlichkeit, insbesondere der Presse. Niemand verkörpert den Wandel, der sich in den letzten 20 Jahren vollzogen hat, besser als Schriftsteller Günter Grass. Während Grass damals noch zu denjenigen gehörte, die sich persönlich dafür einsetzten, dass das verfemte Werk und der verfolgte Autor die gebührende Aufmerksamkeit erhielten, bezeichnete er die Gewaltwelle auf die „Mohammed-Karikaturen“ als „fundamentalistische Reaktion“ auf eine „fundamentalistische Tat“, womit er nicht nur Ursache und Wirkung vertauschte, sondern sich im Tenor im völligen Einklang mit der islamischen Seite befand, die über die „Organisation der islamischen Konferenz“ (OIC) und ihren Generalsekretär Ihsanoglu verlauten ließ, die „Mohammed-Karikaturen“ hätten die „islamische Welt“ ebenso tief getroffen wie der 11. September den Westen. Folgerichtig blieb die Solidarität mit Jyllands Posten aus, die bei Salman Rushdie noch überall zu spüren war. Bis heute hat kaum eine handvoll deutscher Zeitungen die Karikaturen je abgedruckt, auch wenn die FAZ in ihrem jüngsten Kommentar genau das Gegenteil vorlügt. Ginge es heute darum, zwischen der Freiheit der Meinung, der Presse, der Kunst und dem Schutz „religiöser Gefühle“ abzuwägen, hätten die notorisch beleidigten Anhänger des Islam die Nase vorn. Denn durch die Bank fällt der milde Spott auf, mit dem die Kommentatoren Westergaards Haltung bedenken, er stehe für Meinungsfreiheit und westliche Werte ein. Insofern war das Attentat auf Westergaard durchaus erfolgreich, auch wenn sich sein Opfer im letzten Augenblick retten konnte. „Bestrafe einen, erziehe hundert“ wusste bereits Mao.

Hagen Rether - für Masochisten (Repost 7.1.2009)

Hagen Rether hat wieder zugeschlagen! Und war so schlimm wie eh und je. Rether darf seit vier Jahren in der großen „Scheibenwischer“-Gala volkspädagogische Reden halten, die das besinnliche Gegenstück zum „Pointenfeuerwerk“ von Bruno Jonas und Matthias Richling darstellen sollen. Mit „Musikkabarett vom Feinsten“ hat das von Jahr zu Jahr weniger zu tun. Seit Rether sämtliche wichtigen Kleinkunstpreise einkassiert, wird der edle Flügel immer mehr zur Staffage degradiert. Rethers Vorträge sind traditionell so verpeilt, dass es fast schon wieder sehenswert ist, denn es gehört schon ein gewisses Talent dazu, wirklich kein verbales Fettnäpfchen auszulassen und nicht das kleinste Faktum korrekt darzustellen – auch Dilettantismus will gelernt sein.
Der Kabarettist mit dem Pferdeschwanz bedient geradezu obsessiv immer die gleichen Ressentiments: USA – Israel - Bush – Merkel – Vatikan. Das sind seine 5 Säulen auf dem granitenen Fundament seiner eigenen Vorurteile. Zwangsläufiges Resultat ist ein extrem einseitiges Denkvermögen: der Islam als politischer Akteur ist für ihn gar nicht existent, die Muslime höchstens als passiv und leidend. Im Jahre 2007 blamierte sich Rether, als er den Publizisten Ralph Giordano und Henryk M. Broder den Kopf waschen wollte und damit nur demonstrierte, dass er ihre mehr oder weniger islamkritischen Schriften dem Inhalt nach offenbar gar nicht zur Kenntnis genommen hatte. Jetzt behauptet er, George W. Bush habe 1.000.000 irakische Zivilisten auf dem Gewissen, eine Zahl die nirgendwo glaubwürdig belegt ist und im Verhältnis zur irakischen Gesamtbevölkerung selbst einen gestandenen Völkermörder wie Pol Pot aufhorchen lassen würde. Wie mickerig ist da doch der Blutzoll des 11. September, was Rether freilich gleich notiert. Von Bali und Beslan, Madrid und London, Bombay etc. spricht er nicht.
Rethers schlechte, radikalpazifistische und antihumanistische Kabarett-Kollegen verbreiten freilich ähnlichen Unsinn. Einzigartig und unerreicht ist nur, in welcher Dichte er ihn in seinen Reden verarbeitet. Keine Nation auf dieser Erde, egal ob groß oder klein, hat eine blütenweiße Weste. Als Antiamerikaner stellt Rether die USA jedoch in eine No-Win-Situation. Er verurteilt die USA für ihre ehemalige Unterstützung des Hussein-Regimes, unabhängig davon, was damals die Motive für dieses Vorgehen waren. Doch ebenso verurteilt er die USA, weil sie Saddams Herrschaft schließlich beendet haben – und verschweigt, dass Saddam selbst ein hieb- und stichfestes Motiv lieferte, das die Invasion der Amerikaner und ihrer Verbündeten moralisch vollkommen legitimierte: die Kriege, in denen Saddam sein eigenes Volk verheizte, die Völkermorde und die Massaker an politischen Gegnern, die Saddam selbst zur gefährlichsten Massenvernichtungswaffe des Nahen Ostens machten und seine Opferbilanz ohne weiteres in die Dimensionen vordringen lässt, in denen Rether die USA sehen möchte. – Aber nein, Bush hat den Irak wegen dem Öl überfallen. Wie wir alle wissen, beträgt der Benzinpreis in den USA seitdem auch nur noch 5 Cent pro Gallone.
Weil Antiamerikanismus und Antisemitismus nicht erst seit gestern in enger Verbindung stehen ist eines nicht erstaunlich, nämlich Rethers enervierende Angewohnheit, mit antisemitischen Klischees zu kokettieren - in im Plauderton hingesagten Halb- und Nebensätzen, wo sie kaum einem Zuhörer ins Bewusstsein dringen. Und was, ja was wäre gewesen, wenn am 11. September nicht Moslems, sondern Katholiken in die Twin Towers gerast wären? Oder am 12. September oder am 13. oder…
Und so klatscht und klatscht das mit GEZ-Gebühren freiwillig bis zur Grenzdebilität verblödete Publikum über jeden stinkenden Knochen, den ihm Rether hinwirft, während der sich immer weiter um seine kleine Welt dreht.