Mittwoch, 24. Februar 2010

„Sauerland-Gruppe" erkennt: „Haben dem Islam geschadet"



Der Prozess gegen die verhinderten Bombenattentäter von 2007, die sogenannte „Sauerland-Gruppe", steht kurz vor der Urteilsverkündung. Zeit für die Angeklagten, ihr Gewissen zu erklären. Das Sprachrohr des „Zentralrats der Muslime in Deutschland" (ZMD), islam.de, schreibt über die reuigen Sünder:
Die Reue kommt vor dem hiesigen Gericht und der schrecklichen versuchten Tat kam zwar zu spät, gegenüber Gott ist sie aber – solange man lebt – nie zu spät. Das und anderes haben drei der vier Angeklagten des sogenannten Sauerland-Prozesses vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf wohl im Kopfe gehabt, als sie die Gelegenheit für ein Schlusswort nutzten und sich vom Terrorismus lossagten.
Auch kommt ihr Eingeständnis, dass sie mit ihrem Handeln den Islam geschadet haben, zu spät; eine Entschuldigung gegenüber den Muslimen wäre ebenso angebracht. Nicht zu spät ist es aber für die deutsche Öffentlichkeit in aller Deutlichkeit diese Erklärung der Angeklagten weiter zu verbreiten, was bisher leider ausblieb.

Attila Selek bezeichnete die Pläne für Terroranschläge als Fehler, der nicht nur dem Islam geschadet habe, sondern ihm auch leid tue. (1)
Weggebombte Ungläubige schaden „dem Islam", während Phrasen wie „Islam ist Frieden" und Großmoscheen ihm nützen. Nach utilitaristischen Maßstäben ist daher Bombenbastelei zu unterlassen. Die „Welt" schreibt:
Die Geständnisse der „Sauerland"-Gruppe füllen rund 1200 Seiten. Die vier Männer im Alter von 24 bis 31 Jahren haben den Ermittlern tiefe Einblicke in die Wege von Deutschland in den bewaffneten „Dschihad" (Heiliger Krieg) vermittelt. (2)
Der bewaffnete Dschihad macht nur eine Variante der Dschihad-Doktrin aus. So gibt es auch einen Dschihad der Hand (der Tat) und einen Dschihad der Feder (des Wortes). Welche Form zum Einsatz kommt, wird dabei durch die jeweiligen Umstände bestimmt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts formierte sich in der britischen Kronkolonie Indien die Ahmadiyya Muslim Jamaat. Unter dem Eindruck der militärischen Übermacht der Kolonialherren lehnte ihr Gründer und „Prophet" den bewaffneten Dschihad ab. Als maßgeblich bezeichnete er den „Jihad of the pen", also den Dschihad der Feder bzw. des Wortes. Er führte aus:
"Without a doubt the causes of Jihad do not exist in this country (India) in these days. Therefore, the Muslims of this country are today forbidden to fight in the name of religion and to slaughter those who reject the Islamic Law. God Almighty has clearly forbidden Jihad by sword in a time of peace and security." (3)
Deshalb, so der Gründer, müsse dem „islamischen Recht", also der Scharia, durch eine „spirituelle Revolution" ohne physische Gewalt die weltweite Geltung verschafft werden. Dieser letztlich politische Geltungsanspruch ist im Koran und den allgemein anerkannten Überlieferungen (hadith) verankert. Erst vor diesem Hintergrund sind die Aussagen der Mitglieder der „Sauerland-Gruppe" und die Einlassungen des ZMD recht verständlich: was dem Islam schadet, kann gar nicht gut sein.
In dem von der deutschen Islam-Konvertitin Fatima Grimm verfassten und vom „Islamischen Zentrum München" verbreiteten Pamphlet „Die Erziehung unserer Kinder" heißt es:
Im Dschihad, dem Kampf für die Sache des Islam, gibt uns unsere Religion ein höheres Lebensziel in die Hand, das in seiner Vielseitigkeit jedem Menschen, gleich welche Anlagen er von Natur aus mitbekommen hat, die besten - weil von Gott aufgezeigten - Betätigungsmöglichkeiten eröffnet. Denn kämpfen für Gottes Sache lässt sich zwar vor allem mit dem Schwert; wo dies jedoch nicht möglich oder notwendig ist, auch mit der Feder, dem Spaten, dem Skalpell oder meinetwegen sogar mit der Nähnadel oder dem Kochlöffel.
Der Dschihad ist ein Verteidigungskampf gegen alle Kräfte, die den Islam anzugreifen versuchen. Wenn wir mit wachern, offenem Blick die Weltlage betrachten, so finden wir, dass dieser Angriff von allen nur erdenklichen Seiten mit allen nur möglichen Mitteln ohne Unterlass geführt wird. (4)
Dr. Nadeem Elyas, wie Grimm „Ehrenmitglied" des ZMD, gibt im Interview eine „Interpretation" des Textes, die sich inhaltlich keineswegs davon distanziert:
[Grimm] hat Stellung genommen und deutlich gesagt, dass dieser Text dreißig Jahre alt ist und damit auf keinen Fall den bewaffneten Kampf meint, und sie sie diesen für heute und in dieser Zeit auf keinen Fall befürwortet. Im Kontext der Aussage war das auch nicht so zu verstehen. (…)
Wenn man Fatima Grimm den Dschihad definieren lässt, so wird sie sagen, dazu gehört der gesellschaftliche und soziale Einsatz mit allen Mitteln und in allen Bereichen sowie die Selbstverteidigung, die überall legitim ist, auch nach internationalem Recht. Und wenn jemand den Dschihad in Form von Selbstverteidigung vornimmt und dabei fällt, so kann man sicher sein, dass dies auch von Gott gewollt ist. Sollte dies aber nicht möglich sein, so ist auch der Einsatz mit Wort und Tat eine Art Dschihad. Und der Islam erlaubt den Kampf, Dschihad nur im Falle der Selbstverteidigung. (5)
Oder anders ausgedrückt: der Islam in Europa befindet sich derzeit in der Phase des Dschihads des Wortes.
Quellenverzeichnis:



  1. Zirvi, Karimullah: Welcome to Ahmadiyyat, The True Islam, http://www.alislam.org/books/ahmadiyyat/WelcomeBook2ndEd.pdf


1 Kommentar:

  1. Dem Islam schaden heisst, seine Ausbreitung nicht optimal betrieben zu haben. Wenn man erwischt wird, ist das nicht optimal.

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