In einer E-Mail-Kolumne wettert er gegen den Islam. Dieser sei "eine einfache und gewalttätige Religion, welche die ganze Welt mit dem Schwert zu erobern" trachte, schreibt der Brite. Der Islam sei "eine Geißel Gottes", das Christentum habe ihn "tausend Jahre lang nur durch das Schwert in Schach halten" können.Die einzige Behauptung aus dieser Reihe, die sich nicht sofort verifizieren lässt ist die, dass es sich beim Islam ursprünglich um die Abspaltung einer frühchristlichen Sekte handelt. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, wäre der gesamte Islam also nichts anderes als Häresie.
Williamson schreibt in seiner wöchentlichen Kolumne, die per E-Mail verbreitet wird, der Islam sei vor etwa 1400 Jahren als "Abspaltung von der katholischen Christenheit im Nahen Osten" entstanden und habe sich dann "wie ein Lauffeuer" verbreitet. Für mehrere Jahrhunderte habe der Islam auch Spanien "besetzt" und sei kurz sogar nach Frankreich eingebrochen.
Pikanter Weise sieht "der Islam" die Sache genau anders herum: Stammvater Abraham war Muslim, die nach ihm kamen, verfälschten die reine Offenbarung Allahs, wurden Juden und Christen. Die einzige Religion bei Allah ist jedoch der Islam (vgl. Koran, 3,19).
Ansonsten aber liegt Williamsons "Entgleisung" vor allem darin, dass er gegen das oberste Gebot des "Dialogs" verstößt das da lautet: "Du sollst nicht vergleichen!" Dass die Westgoten den Muslimen ihr Spanien nicht urkundlich geschenkt haben und auch die Schlacht von Tours und Poitiers keine Schnitzeljagd war, liegt auf der Hand. Heute ist es jedoch modern, alles mögliche als Erklärung dafür heranzuziehen, wie es sein konnte, dass die Araber nur 100 Jahre nach Mohammeds Tod mitten in Frankreich standen - nur nicht die frühislamische Dschihad-Doktrin. ("Klimaveränderungen" in Arabien gelten derzeit als der Weisheit letzter Schluss.) Weiter im Text der SZ:
Heute, da die europäischen Christen dabei seien, ihren Glauben zu verlieren, erlaubten sie den "Mohammedanern", nach Europa zurückzukommen: "Nicht durch das Schwert, aber durch Einwanderung", so Williamson weiter. Die "Mohammedaner" wollten auf die Weise "in die Lage gelangen, Europa zu erobern".Und manche "Mohammedaner" tun wenig dazu, diese Befürchtungen zu zerstreuen:
Das, was Sultan Süleyman mit der Belagerung Wiens 1529 begonnen hat, werden wir über die Einwohner, mit unseren kräftigen Männern und gesunden Frauen, verwirklichen. (Vural Öger, "Öger-Tours")Der Herrschaftsanspruch des Islam gründet sich nicht zuletzt auf folgende selbsterfüllende Prophezeiung aus dem Koran (Sura 9, Vers 33):
Durch die Gnade Allahs leben wir in einem der reichsten Länder dieser Erde… […] Ich glaube nicht, dass es unmöglich ist, dass der Bundeskanzler im Jahre 2020 ein in Deutschland geborener und aufgewachsener Muslim ist, dass wir im Bundesverfassungsgericht einen muslimischen Richter haben. Dieses Land ist unser Land […]. Mit der Hilfe Allahs werden wir es […] der islamischen Ummah […] zur Verfügung stellen. (Ibrahim El-Zayat, Islamfunktionär in Deutschland)
Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten! (Recep Tayyip Erdogan, Minsterpräsident der Türkei)
[Allah] ist es, Der Seinen Gesandten mit der Führung und der wahren Religion geschickt hat, auf daß Er sie über alle (anderen) Religionen siegen lasse; mag es den Götzendienern auch zuwider sein. (Übers. Rassoul)Weiter in der SZ:
Der Bischof sieht deshalb einen blutigen Krieg heraufziehen: Obwohl Europa täglich mehr "verfaule", gebe es noch viele Europäer mit einer so großen Liebe zur eigenen Lebensart, "dass sie diese mit einem Blutbad verteidigen werden, wenn sie zu stark von außen bedroht scheint oder wird". Es erscheine immer wahrscheinlicher, dass Gott dieses Blutbad "als Strafe zulassen" könne.Die Beschwörung bürgerkriegsähnlicher Zustände mag starker Tobak sein, doch dieser fromme Fatalismus ist in der Kirchengeschichte durchaus nicht ungewöhnlich. Eine Bischöfin Margot Käßmann verglich den verheerenden Tsunami 2004 mit dem "göttlichen Strafgericht" der Sintflut (Sünd-Flut), ohne irgendwelche Konsequenzen tragen zu müssen. Eine nicht von der Hand zu weisende Tatsache ist jedoch die Integrationsunwilligkeit bestimmter muslimischer Migranten-Milieus und die Ohnmacht der Politik, diesen Missstand zu beheben oder wenigstens zum Thema zu machen. So ist es wenig erstaunlich, dass die Vorsitzende des "Zentralrats der Ex-Muslime" Mina Ahadi, eine Atheistin und iranische Kommunistin im Exil, Williamson´s beklemmendes Szenario vor einigen Tagen im Interview vorwegnahm:
derStandard.at: Es wird auch sehr offen gegen Muslime gehetzt - mit Sprüchen wie "Daham statt Islam".
Ahadi: Genau das ist mein Problem. Davor habe ich schon vor zehn Jahren gewarnt. Aber keiner hat eine effektive Politik gegen die Rechten gemacht. Jetzt sitzen wir hier. Und wenn in den nächsten zehn Jahren immer noch nichts passiert, dann haben wir ein großes Problem. Dann werden Ausländer auf der Straße geschlachtet werden. (Quelle: Der Standard)
Laut Ahadi ist es genau diese fehlende inhaltlich-kritische Auseinandersetzung mit Islam bzw. Islamismus, die dieses Szenario wahrscheinlich werden lässt.
All das kann Islam-Funktionär Aiman Mazyek (Zentralrat der Muslime) nicht auf dem islamischen Heilsobjekt sitzen lassen. Die SZ zitiert:
Der Geschäftsführer des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman A. Mazyek, sagt, Williamson zeige einmal mehr, "dass er Brandstifter und Hassprediger ist, ganz in der Tradition eines fanatischen Kreuzritters". Mazyek fügt hinzu: "Nach dem Antisemitismus folgt nun beinahe logisch die Islamfeindlichkeit."Die Substanzlosigkeit dieser Einlassungen zeigt, dass Mazyek in der Sache nichts entgegenzusetzen hat als Worthülsen und die Hoffnung, diese mögen ihre einkalkulierte Wirkung nicht verfehlen. So sind die Kreuzzüge nicht etwa aus dem Nichts entstanden, sondern als Reaktion auf die ungebremste islamische Expansion "mit dem Schwert" im östlichen Mittelmeerraum. Das Turkvolk der Seldschuken wäre vermutlich Jahrhunderte vor den Osmanen vor Wien und dem europäischen Kernland angelangt, wenn die Kreuzfahrerstaaten der Levante und Konstantinopel die Kräfte der islamischen Glaubenskämpfer nicht vor Ort gebunden hätten. Der von Mazyek diagnostizierte christliche "Fanatismus" ist zwar evident (s. Judenpogrome im Zuge der Kreuzzugspropaganda), ändert aber nichts an der Ausgangslage.
Als weiteres argumentatives Eigentor entpuppt sich die auch nur "beinahe logische" Ablösung des Antisemitismus durch "Islamfeindlichkeit". Denn der Antisemitismus hat nicht nur den Untergang des "Dritten Reiches" überlebt, sondern feiert nicht zuletzt durch die "kulturelle Bereicherung" durch originär islamische Judenfeindschaft fröhliche Urständ. Nachdem der Islam im Gegensatz zu Juden- und Frühchristentum zu keiner Zeit einer erheblichen Verfolgung ausgesetzt war, versucht Mazyek nun, den Schulddruck auf die europäischen "Altgesellschaften" für proislamische Zwecke zu kanalisieren.
Um auf Williamsons einzig angreifbare Äußerung einzugehen - der Islam als frühchristliche Häresie - fehlt es Mazyek entweder an der intellektuellen Höhe, oder aber der ZMD-Funktionär fürchtet die geistige Überforderung seines Publikums.
Der Dialog-Profi Peter Hünseler formuliert abschließend dementsprechend vorsichtig:
Der Geschäftsführer der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Bischofskonferenz (Cibedo), Peter Hünseler, bezeichnet Williamsons Äußerung als "Entgleisung" und "Anmaßung". "Die Aussage von Bischof Williamson ist falsch. Sie wird dem Islam nicht gerecht und hält keiner wissenschaftlichen Auseinandersetzung stand", betonte Hünseler.Als Projektionsfläche für islamophile Propaganda ist der Holocaustleugner Williamson eine überaus nützliche Erscheinung.
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