Montag, 28. Februar 2011

Patrick Bahners, ein westlicher Quasimam

Der FAZ-Feuilletonist Patrick Bahners hat mit seinem Buch "Die Panikmacher" für einigen Wirbel gesorgt. Gedacht war das Werk als Kritik der Islamkritik, was durchaus eine anspruchsvolle und aller Ehren werte Aufgabe sein könnte, sofern man sich ihr tatsächlich stellt. Die aussagekräftigen Rezensionen zu Bahners Buch (von Thilo Sarrazin, Monika Maron u.a.) lassen jedoch nur den Schluss zu, dass darin keine kritische Auseinandersetzung mit den Argumenten und Positionen der Islamkritik betrieben wird, sondern es sich vielmehr um eine Abrechnung mit den wenigen prominenten Vertretern der Islamkritik in Deutschland handelt, die Bahners auf persönlicher Ebene und frontal angreift: Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Thilo Sarrazin, Seyran Ates und allen voran Necla Kelek.
Darüber hinaus lässt Bahners eigene Wortwahl in den Vorabdrucken seiner Streitschrift den versierten Islamkritiker aufmerken. Dass Bahners einen reichen Sprachschatz besitzt und über detaillierte Kenntnisse der deutschen Sozial- und Kulturgeschichte verfügt, es aber nicht vermag, diese in einen logisch stringenten Kontext zu bringen, ist auch den anderen Rezensenten aufgefallen. Darüber hinaus klingen jedoch weitere Motive an, die eine ganz andere Deutungsebene zulassen.
Die Schriftstellerin Monika Maron zitiert Bahners in ihrer Rezension mit folgenden Worten:
„In Tücher eingehüllt wird normalerweise das Kostbare. Die Verschleierung ist ein Indiz der Vornehmheit. Es widerspricht also unserer Intuition, dass der Zweck des Kopftuchs, wie von seinen feministischen Gegnerinnen behauptet, die demonstrative Herabsetzung der Frau sein soll.“(Monika Maron, "Der Kritiker der Islamkritiker im Elfenbeinturm")
Sprache ist verräterisch. Auch ohne das Parteibuch eines bestimmten Autors zu kennen ist es für den aufmerksamen Leser in der Regel keine Mühe, auf einen bestehenden ideologischen Hintergrund zu schließen. Jeder Teil des politischen Spektrums besitzt sein eigenes Vokabular. Was aber will Patrick Bahners mit der seltsamen Bemerkung "in Tücher eingehüllt wird normalerweise das Kostbare" sagen? Wie kommt er darauf? Ist das nur der bisweilen blumigen Fabulierkunst seiner Feuilletonsprache geschuldet? Ich war mir jedoch sofort sicher, genau diesen Vergleich in genau diesem Zusammenhang schon oft gelesen zu haben. Aber nicht bei Patrick Bahners.
Googelt man nach "women islam are jewel" erhält man 2.040.000 Treffer. Have you seen the Jewel? Why is it that the people love it while it is simply a piece of stone? It is because it is not so easy to see it, nor can you touch it except by paying an exorbitant price. Similar is the case of the woman – it is forbidden for a man to see her or touch her, in order that he does not dishonor her. She is like an untouched (pure) jewel, which is affected by the least touch, heißt es auf http://www.allaahuakbar.net/womens/this_message_is_to_you_o_concealed_jewel.htm. Aus diesen Quellen also speist sich Bahners Inspiration.
Bahners scheint das reaktionäre Frauenbild des orthodoxen Islam nicht nur zu tolerieren, sondern tatsächlich auch zu teilen. Weder Bahners noch die islamischen Gelehrten sind in der Lage zu begreifen, dass die Abschließung des Weiblichen zum "Schutz" und zur "Ehre" erst recht die "demonstrative Herabsetzung der Frau" auf den Status eines Objekts besiegelt. Damit reiht sicht Bahners ein in die immer länger werdende Reihe westlicher Intellektueller, die sich ihr Islambild aus den völlig unreflektierten Aussagen islamischer Würdenträger gewinnen. Mitunter ist ihre eigene Position von der des Islam ununterscheidbar geworden. Für diesen Typus hat der Orientalist Dr. Hans-Peter Raddatz vor einigen Jahren den wunderbaren Neologismus "Quasimam" geschaffen.

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