Für die Homepage des sogenannten "Zentralrats der Muslime" hat ein Architekt, Künstler und "Beuys-Schüler" namens Ahmed Kreusch einen Text zum Thema "Respekt" verfasst. Selten habe ich in einem so kurzen Traktat derart große Weltfremdheit gelesen.
Demokratie und Toleranz werden heute gerne auch als Schlagworte benutzt. Entscheidend für beide Begriffe ist aber, ob sie auf der Grundlage von Respekt praktizieren; Respekt vor anderen Menschen, ihren Kulturen, Religionen, ihrer Sprache, ihrem Anders-Denken, ihrem Anders-Sein.
Man mag mich altmodisch nennen, aber ich gehöre zu den Menschen, für die Respekt verdient und nicht gratis und noch dazu im Voraus entboten wird. Ich respektiere die Menschenfresser-Rituale der alten Papuas ebenso wenig wie die Menschenopfer der Azteken, ich respektiere das indische Kastenwesen nicht und die traditionelle hinduistische Witwenverbrennung ebenfalls nicht. Niemand wird mir vorschreiben, wovor ich Respekt zollen soll, auch kein zum Islam konvertierter Beuys-Schüler aus der Eifel.
Ohne diesen Respekt wird aus Demokratie eine Diktatur der Mehrheit über Minderheiten. So werden mit mehrheitlich im Parlament beschlossenen Gesetzen z.B. in Deutschland dann unsinnige, überflüssige „Maßnahmen“ gegen Menschen, die anders sind, durch-“gesetzt“, obwohl niemand durch deren anderes Verhalten behindert, bedroht oder beleidigt wird. Ein eklatanter Widerspruch zum Artikel 4 des Grundgesetzes.
Es ist fraglich, aus welchem Jahrhundert oder von welchem Planeten Herr Kreusch diese Wahrnehmung gewonnen hat - das gegenwärtige Deutschland kann es jedenfalls nicht sein. Das Gegenteil ist der Fall: für Minderheiten werden laufend neue Ausnahmeregeln geschaffen, welche Normen und Gesetze aushebeln, an die sich die Mehrheit, also alle Menschen, die leider nicht für sich reklamieren können, "anders" zu sein, gemeinhin hält. Beispiel Homo-Ehe, Beispiel Muslim, der nicht in der Spirituosenabteilung arbeiten will, vor Gericht zieht und erstinstanzlich Recht bekommt, Beispiel die Errichtung repräsentativer religiös-islamischer Zentren, neuerdings anscheinend in den Kanon der Menschenrechte aufgenommen.
Ohne diesen Respekt wird aus Toleranz egoistische Heuchelei: „Natürlich bin ich tolerant. Solange du mich in Ruhe lässt, kannst du genauso wie ich machen, was du willst!“ Ohne diesen Respekt wird aus Integration die verdeckte Forderung nach „Assimilierung“, auch wenn sie scheinbar noch so wohlwollend verpackt wird in dem „Wunsch“, diesen Menschen zu helfen, „damit sie so schnell wie möglich werden wie wir!“
Und mit dem, was Ahmed Peter Kreusch für Respekt hält, wird aus Toleranz eine Untugend, die ebenso perfide wie gefährlich ist, nämlich Ignoranz. In neu geschaffenen "Integrationsministerien", typischerweise mit turk- oder arabstämmigen Ministern besetzt, wird statt Integration, die immer auch und notwendigerweise eines gewissen Grades an Assimilation bedarf, eine islamorientierte Klientelpolitik betrieben, die keineswegs das aus dem klassichen Verständnis von demokratischer Politik bekannte Volkswohl befördert. Es wird sozusagen eine "Parallelgesellschaft" auf Regierungsebene installiert.
Die islamkritische Soziologin Necla Kelek hat festgestellt, dass Islam und Muslime in Deutschland "unter Naturschutz" stehen, wie exotische Pflanzen, die in ihrem Biotop vegetieren, das sie vor "schädlichen" Umwelteinflüssen wie Kritik, Leistungsanspruch und Anpassungsdruck abschirmt. Dass damit ein neues Klischeebild "der Muslime" gehegt und gepflegt wird, fällt den Wortführern der "Toleranz" und des "Respekts" nicht auf - dem politischen Islamismus aber spielt es in die Hände. "Die Muslime" haben sich eben in ihrem garantierten "Anderssein" einzurichten, und dieses "Anderssein" bezieht sich für islamistische Gruppierungen wie eben dem ZMD vor allem auf die kritiklos anzunehmenden Eigenheiten der islamischen Weltanschauung.
Erst der Respekt vor den Menschen anderer Art, ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion, Sprache etc. bringt uns dazu, diesen Menschen zu helfen, sie zu schützen, sie zu akzeptieren, so wie sie sind, und nicht von ihnen zu verlangen, so wie wir zu werden. Denn der Respekt zwingt uns, wenigstens zu versuchen, die Lebensweise der anderen Mitmenschen zu verstehen, und nicht ihre Lebensformen oberflächlich ab zu tun, zu belächeln oder gar zu diskriminieren.
Statt von "den Muslimen" zu verlangen, "so wie wir zu werden", nimmt Kreusch sie lieber an die Hand wie verirrte, unmündige Kinder. Denen man keine reflexiven Gedanken nahebringen kann wie etwa dem, dass der islamische Fundamentalismus tatsächlich etwas mit den Fundamenten des Islam zu tun haben könnte. Auch wenn das nicht "oberflächlich" wäre, aber wer auf diese Idee kommt, ist für die einen ein "Rassist", für die anderen "kein wahrer Muslim" - so viel Oberfläche muss dann doch sein.
Der Respekt lässt uns eben „keine Ruhe“, er bringt uns dazu, aktiv diesen anderen Menschen zu helfen gegen Unrecht, gegen Verleumdungen, Beleidigungen, gegen Intoleranz und Zwangsmaßnahmen, „legales“ Unrecht durch Gesetze, auch wenn es uns Mühe macht und wir gegen den Strom schwimmen müssen.
Doch wohl auch gegen Steinigungen, Hinrichtung von Apostaten, Christenverfolgung, Homophobie, Terrorakte, Zwangsverheiratungen, Ehrenmorde, einen stupenden Antisemitismus bzw. Judenhass und abstruse Fatwa-Gutachten?
Unsere Welt ist mehr und mehr eine Welt der Respektlosigkeit geworden, ein Erbe von Kolonialismus und Rassismus, Respektlosigkeit aber nicht nur gegen Menschen, auch gegen die Natur und Schöpfung. Es ist höchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.
Da religiöser und gesellschaftlicher Pluralismus, Toleranz und Respekt für andere Kulturen und Lebensweisen fürwahr keine islamischen Errungenschaften sind, wie die Praxis vom siebten Jahrhundert bis in die Gegenwart zeigt - von der lausigen Situation nichtislamischer Minderheiten in islamischen Gesellschaften ganz zu schweigen - würde es sich eigentlich lohnen darüber nachzudenken, welchen Anteil der Islam an diesem "Erbe" hat.
Quelle: http://www.islam.de/19794