Donnerstag, 7. Oktober 2010

Alan Poseners gesammelte Ungereimtheiten

- über Geert Wilders, den Islam und die Islamkritik könnte eine sprechende Überschrift für den Artikel lauten, mit dem nun auch Alan Posener in das beachtliche Wilders-Bashing der deutschen Printmedien einsteigt. Eine stringente Argumentation vermag der Leser in dem bei "Welt Online" veröffentlichten Text nicht zu entdecken. Wilders sei wohl ein Rassist und Dummkopf, weshalb, das verrät Posener nicht. Er hangelt sich von Petitessen wie Wilders´ Frisur um Worte ringend bis zu der Behauptung empor, Wilders und seine Anhänger seien das europäische Pendant zur McCarthy-Bewegung in den USA. Konkrete inhaltliche Aussagen trifft er kaum, aber wenn er es tut, liegt er falsch.
Ist Wilders ein Rassist? Davon bin ich überzeugt. Ist er islamophob? Nach eigenem Bekunden fürchtet er den weltweiten Sieg des Islam. Das ist eine irrationale Angst, denn der Islam hat ungefähr so viel Aussicht, die Welt zu erobern, wie Henryk M. Broder, Präsident des Zentralrats der Juden zu werden.
Es gibt in der deutschen Sprache zwei Begriffe, die nur allzu oft synonym gebraucht werden - was allerdings falsch ist, da ihre Bedeutung grundverschieden ist: Angst und Furcht nämlich. Angst ist immer irrational, Herr Posener; das griechische Fremdwort Phobie kennzeichnet ein Leiden mit Krankheitswert. Furcht ist hingegen sehr wohl begründet und entspringt der allgemeinen Vernunft, so wie es etwa Intelligenz und Erfahrung gebieten, ein gefährliches Raubtier auf sicherem Abstand zu halten.
Den Kampfbegriff Islamophobie hat jedoch nicht Alan Posener erfunden, sondern Ayatollah Khomeini, um damit in der Tradition totalitaristischer Propaganda politische Gegner zu stigmatisieren und in die Nähe von Geisteskranken zu rücken.
Irrational und, um mit Alan Posener zu sprechen, "im Wortsinn" wahnsinnig ist das globale Eroberungsprojekt des islamischen Dschihad. Dass es wenig Aussicht auf tatsächlichen Erfolg haben mag, bedeutet nicht, dass es nicht existiert, dass nicht seine Anhänger all ihre Kraft darauf richten und schon der Versuch allein die Welt zugrunde richten könnte. Diese Lektion könnte man eigentlich aus der Erfahrung mit dem Nationalsozialismus ziehen.
Der Vergleich des Islam mit dem Kommunismus (oder Faschismus) offenbart jedoch sogleich den Denkfehler Wilders’ und der Islamophoben. Denn es gibt „den Islam“ nicht. Ich rede nicht allein von der Aufspaltung in Sunni und Schia, Sufi und andere Sekten; ich rede nicht allein davon, dass es überhaupt keine Organisation „des Islam“ insgesamt gibt, keine Möglichkeit, die „Umma“ oder ideelle Weltgemeinschaft der Muslime, in irgendeine Richtung zu bewegen.
Es fällt auf, dass es "den Islam" nicht gibt, wenn er der Kritik ausgesetzt werden soll. Setzt es hingegen Lob oder wollen ausgerechnet linke Politiker "den Islam" als Körperschaft anerkennen, gibt es "den Islam" plötzlich doch. Posener fällt auf diesen von fundamentalistischen Islamfunktionären eingeführten rhetorischen Taschenspielertrick auch noch herein.
Posener vermag daher nicht zu erklären, weshalb es typisch islamische Feindbilder, Ressentiments und Verschwörungstheorien gibt, die selbstverständlich nicht von allen Muslimen, aber überall dort geteilt werden, wo sich der Islam ausgebreitet hat, zwischen Marokko und Malaysia, Tschetschenien und Jemen. Sie münden in das Phänomen des globalen Dschihad. Sie gründen in der Einheitlichkeit von Form und Charakter des Korantextes und der islamischen Überlieferung und in der Angewohnheit islamischer Gelehrter, das Weltgeschehen auf der Grundlage des 7. Jahrhunderts zu deuten.
Denn so vielfältig und divers die folkloristischen Ausprägungen sein mögen, die der Islam in allen Weltgegenden angenommen hat - seine Ursprünge sind es nicht. Es ist bis heute breiter Konsens, dass der Koran das "unerschaffene Wort Allahs" sei, das Gotteswort also (im Gegensatz zur Bibel) nicht nur enthält, sondern es selbst ist.
Ins Reich des Märchens driftet Posener ab, wenn er erklärt, der Islam existiere heute nicht als politischer "global player". Die Organisation der islamischen Konferenz (OIC), der die meisten islamischen Staaten angehören, hat 1990 die "Kairoer Erklärung der Menschenrechte" verabschiedet und bis heute nicht zurückgenommen. Darin werden alle Menschenrechte unter Scharia-Vorbehalt gestellt, de facto also ausgehebelt. Über UN und OSZE versuchen islamische "pressure groups" Islamkritik zu kriminalisieren.
Insofern ist der Vergleich des Islam mit dem Kommunismus irreführend, ja im Wortsinn irre. Anders als die jüdische Weltverschwörung gab es die kommunistische Weltverschwörung. Aber eine islamische Weltverschwörung gibt es nicht.
In Bezug auf den Islam argumentiert Posener genau so, wie westliche Linke im Kalten Krieg den real existierenden Kommunismus verharmlosten, indem sie behaupteten, dass es "den Kommunismus" nicht gibt und die Herren im Politbüro einfach nur die Bedienungsanleitung falsch verstanden hatten - ihm fällt es allerdings nicht auf.
Eine islamische Weltverschwörung gibt es jedoch tatsächlich nicht. Die Islamisierung der Welt ist nämlich keine Verschwörung, sondern seit Jahrhunderten ganz offiziell die Doktrin muslimischer Heerführer und islamischer Imperien. Der syrischstämmige Politologe, Muslim  und Autor zahlreicher Bücher über den islamischen Extremismus Prof. Bassam Tibi bezeichnet die Expansion des Islam auch als "frühes Globalisierungsprojekt" und schreibt ferner: Die Islamisierung der Welt ist ein fester Bestandteil islamischer Weltanschauung. In der Begrifflichkeit des Islam heißt das: Es müsse das "Dar al-Islam" (Haus des Islam) auf die gesamte Erde ausgeweitet werden, um es in ein "Dar al-Salam" (Haus des Friedens) zu verwandeln. Selbst noch die liberalere islamische Reformtheologie hebt al- Taqhallub (Dominanz) als Wesensmerkmal des Islam hervor. Eine solche Weltanschauung ist weder mit dem Kultur- noch mit dem Religionspluralismus westlicher Gesellschaften vereinbar, und sie wirkt daher im heutigen Europa wie ein Fremdkörper. (Zitatende, aus: Bassam Tibi: "Selig sind die Belogenen")
Weiter bei Posener:
Was nun den Vergleich des Koran mit „Mein Kampf“ angeht, eines Buchs aus dem 7. mit einem Buch aus dem 20. Jahrhundert, so ist das abwegig. Beide Bücher sind ziemlich langweilig, aber da enden schon die Ähnlichkeiten. Jedoch deckt das Recht auf freie Meinungsäußerung auch schiefe Vergleiche.
Ja, wären Hitler und Mohammed nur bessere Erzähler gewesen, hätte vielleicht sogar Alan Posener ihre Schmöker gelesen.
Die größte Gemeinsamkeit zwischen beiden Büchern besteht darin, dass es sich auch beim Koran in weiten Teilen um ein politisches Manifest über die kämpferische Überwindung der Gegner (der "Ungläubigen") handelt, das in Form von Handlungsanweisungen ein letztlich ebenso politisches Gebilde konstituiert, in dem Muslimen und Dhimmis, Herren und Beherrschten, ein unterschiedlicher Rechtsstatus zugeschrieben wird. Kein abendländisches, orientalisches, fernöstliches oder mesoamerikanisches "Heiliges Buch" ist so hochgradig politisch wie der Koran.
Zum Schluss findet Posener den Prozess gegen Wilders, der in diesen Tagen wegen seiner Islamkritik vor Gericht steht, noch überflüssig, denn sonst "geht die Freiheit flöten". Der Leser erblickt vor seinem inneren Auge einen Alan Posener, der die Tastatur zurückschiebt, ein Pfeifchen anzündet und zufrieden im warmen Sessel versinkt. Hauptsache, es hat jeder alles gesagt, was zu sagen ist. Und erst dann soll die Freiheit flöten gehen.

Siehe auch:

2 Kommentare:

  1. Ein sehr sachlicher und sachkundiger Kommentar zu Poseners unsäglichem Artikel - bravo! Was Posener unberechtigerweise Wilders vorwirft, fällt praktisch komplett auf ihn zurück.

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