"Welt Online" veröffentlicht einen schwärmerischen Artikel über die sozialromantischen Phantastereien des Auguste Comte von der "Welthauptstadt" Istanbul als Schnittstelle zwischen Orient und einem entchristlichten Okzident. Die Absicht des Verfassers bleibt dabei zunächst unklar. Er unterstellt Comte jedoch, dieser wäre wohl zum Islam konvertiert, wenn er nicht seine eigene "Einheitsreligion" erfunden hätte, was also bedeutet, dass der Islam deren Zweck vollkommen erfüllt. Das schreibt ein Wolf Lepenies in einer einstmals angesehenen Tageszeitung, während die Türkei von einer offen islamistischen Partei und ihrem "Lider" regiert wird, der über den Hebel der türkischen Minderheit ebenso offen kulturimperialistische Politik in Deutschland betreibt. Doch nicht zufällig gibt sich die "Welt" um so affiner zu Islam und Türkei, je mehr Anteile der Springer-Verlag an türkischen Medien erwirbt. Folgerichtig löschen die Mitarbeiter von "Welt Online" kritische Kommentare schneller, als Wolf Lepenies "Allah akhbar" aussprechen kann. Mein Kommentar hielt genau 28 Minuten durch. Aber wofür gibt es Blogs:
Was will uns dieser Artikel sagen? Gut 100 Jahre nach Comte lebte ein Österreicher mit einem ebenfalls bedenklichen Geisteszustand, der allerdings nicht Paris oder Istanbul, sondern Berlin zur Welthauptstadt ("Germania") machen wollte.
Dem Islam ist Comtes imperiales Gepränge keineswegs fremd. Schon Mohammed soll Botschaften an alle Herrscher des Orients gesandt haben mit der Aufforderung, sich dem Islam zu unterwerfen. Den ersten Feldzug gegen Konstantinopel, die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches, plante er noch selbst. Der Fall Konstantinopels - Zentrum der Ostkirche - hat noch heute in der islamischen Welt hohen Symbolcharakter - noch heute sagen sog. Islamisten voraus, dass Rom eines Tages ebenso fallen wird, wie einst Byzanz. Vor diesem Hintergrund bekommt die Comtesche Idee einer orientalisch-okzidentalischen Einheitsreligion einen faden Beigeschmack. Als diese sieht sich ohnehin der Islam an, weil der Koran behauptet, dass Juden und Christen ihre eigenen heiligen Texte verfälscht haben, also Irrlehren sind. Mit anderen Worten: wer die judäo-christliche Identität des Okzidents preisgibt, wird den Islam ernten.
Womit wir wieder an der Eingangsfrage angekommen sind: Was will uns dieser Artikel sagen?