Samstag, 13. September 2014

Wenn zwei das gleiche tun...

"Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe" lautet anscheinend das Lebensmotto der Sonia Sotomayor, Richterin am Obersten Gerichtshof der USA und erste Latina in diesem Amt:
Dem Redakteur von "Zeit Online" ist dabei kein Flüchtigkeitsfehler unterlaufen. Im Interview führt Sotomayor aus:

ZEIT Campus: Vor Kurzem mussten Sie am Obersten Gerichtshof über einen Fall entscheiden, der mit Ihrem Leben zu tun hat. Es ging um die Frage, ob staatliche Unis Bewerber aus Minderheiten weiter bevorzugen sollen. Die meisten der weißen Richter stimmten dagegen, Sie nicht. Plädieren Sie dafür, dass man Kindern von Schwarzen und Migranten bei gleichen Qualifikationen immer den Vorrang geben sollte?
Sotomayor: Ich plädiere zumindest dafür, dass man stets beide Seiten einer Sache kennen muss und nicht nur die eigene Sicht. Natürlich ist es für viele Eltern aus der Mehrheitsgesellschaft schwer, zu verstehen, warum die Chancen ihres Kindes eingeschränkt werden sollten. Aber es geht hier um die Frage, was die Gesellschaft als Ganzes weiterbringt.
ZEIT Campus: Was würden Sie diesen Eltern sagen?
Sotomayor: Nehmen wir mal an, Sie haben einen Job zu vergeben und zwei Menschen bewerben sich. Der eine kommt aus einer guten Familie, war an einer guten Uni und hat gute Noten bekommen. Der andere ist exakt gleich qualifiziert, kommt aber aus einer Familie, die von Universitäten, akademischen Berufen und alldem keine Ahnung hat. Wen nehmen Sie?
ZEIT Campus: Hm, ich könnte eine Münze werfen.
Sotomayor: Das sagen Menschen aus der Mehrheitsgesellschaft oft. Ich würde denjenigen nehmen, der sich alles selbst beigebracht hat. Den, der bewiesen hat, wie hartnäckig er arbeitet. Aber, Folgefrage: Was ist, wenn ich ihn nehme, obwohl er etwas schlechtere Noten als der andere Bewerber hat? Hieße das, dass ich ihn bevorzuge, nur weil er einer Minderheit angehört? Wenn Sie ernsthaft über diese Frage nachdenken, kommen Sie zu einer Einsicht, vor der sich viele Menschen drücken: "Gleich gute Qualifikationen" gibt es gar nicht. (Quelle)

Der Zweck heiligt die Mittel und Diskriminierung ist erlaubt, um "die Gesellschaft voranzubringen"? Klingt eher nach emotionaler Erpressung.
In Deutschland wäre diese Haltung der Verfassungsrichterin übrigens verfassungswidrig, denn im Grundgesetz steht:
Art. 3
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Grundlage in den USA ist jedoch die Politik der "Affirmative Action", die vermeintlich benachteiligte Gruppen gezielt fördern soll. Das Problem solcher soziologischer Experimente sind ihre unbeabsichtigten Folgen. Bei "Affirmative Action" etwa die, dass in den USA auf dem Arbeitsmarkt so gut wie alles von Herkunft und Stand abhängt - damit nur ja keiner benachteiligt wird.
Berühmtes Beispiel für eine Politik, die ein Problem verschärft, das sie eigentlich beseitigen sollte, ist der Kobra-Effekt

Montag, 8. September 2014

Nachgetreten: Auch Khola Maryam Hübsch sitzt in der Glaubwürdigkeitsfalle (ZDF "log in" vom 7.8.2014)

Zum medialen Nachlauf des israelischen Verteidigungskriegs gegen die faschistische Hamas in Gaza gehört, dass das Islam-Thema einmal mehr in sämtlichen Talkshows präsent ist. Die Sendungen sind zunächst durch das eine Problem gekennzeichnet: ihre Gäste. Bei diesen handelt es sich zumeist einerseits um deutsche Politiker, die in dieser Eigenschaft keine Ahnung vom Islam und schon gar nicht von Islamkritik haben, andererseits um muslimische Verbands-Funktionäre, also Personen, die selbst involviert sind und von denen kritisch reflektierende Töne daher ebenso wenig zu erwarten sind wie von einem Fleischermeister über die Folgen exzessiven Fleischkonsums. Das Ergebnis sind Debatten, die pfeilgerade am Kern des Themas vorbeigehen und den Zuschauer bestenfalls ratlos zurücklassen, aber in der Gewissheit, dass also weiter gewurschtelt wird wie bisher. Den islamischen Typus verkörpert dabei zum Beispiel Khola Maryam Hübsch, die in letzter Zeit im Fernsehen dauerpräsent scheint und in ihrer Funktion als Aushängeschild einer bestimmten islamischen Richtung, nämlich der Ahmadiyya Muslim Jamaat, ihrem verstorbenen Vater Gerhard Hübsch nacheifert.
Khola Maryam Hübsch, die sich schon durch ihre Kleidung als Anhängerin der Ahmadiyya-Gemeinschaft zu erkennen gibt (ihr Kopftuch bedeckt eng anliegend sowohl Stirn als auch Kinn), trat also u.a. am 7.8. in der Sendung "log in" auf, der hippen, jungen, und trotzdem irgendwie drögen Quasselsendung des ZDF, die nebenbei Chats, Foren und soziale Netzwerke einbindet, soll heißen neue Medien, bei denen sich kritische Nachfragen noch effektiver aussortieren und unterdrücken lassen als früher am Zuschauertelefon. Thema der Sendung "Wächst in Deutschland ein neuer Judenhass?", allein das schon eine Zumutung, denn der "neue" Judenhass wächst nicht, sondern ist längst da und äußert sich in antijüdischen Parolen, Demonstrationen und Ausschreitungen, kurzum einem antijüdischen Ressentiment, das in dieser Qualität und Dimension in Deutschland seit 1945 nicht mehr aufgeschienen ist. Nur sind seine Träger diesmal nicht fanatische antisemitische Deutsche, sondern - Muslime. Frau Hübsch, die als Markenzeichen stets ohne Punkt und Komma spricht, was entweder Entschlossenheit signalisieren oder aber dem Gegenüber keine Gelegenheit zur Widerrede geben soll, wäscht "den Islam" als an sich "friedliche Religion" rein. Schon in ihrem ersten Statement fegt sie das Thema des islamischen Antisemitismus vom Tisch, die Frage nach den Wurzeln des antijüdischen Ressentiments spielt in der Sendung keine Rolle. Kritische Nachfragen seitens des überforderten Moderatoren-Duos: Fehlanzeige.
Bevor aber Frau Hübsch Expertisen über Antisemitismus bzw. Judenfeindschaft abgibt, sollte sie sich mit den Aussagen über Israel und Juden im Schrifttum ihrer eigenen religiösen Gemeinschaft, der Ahmadiyya Muslim Jamaat, auseinandersetzen. Ihr Vater war bekanntlich ein hochrangiger Funktionär dieser islamischen Gemeinschaft in Deutschland. Dass Frau Hübsch nie zumindest von diesem Gedankengut gehört haben sollte, ist dann doch sehr unwahrscheinlich. So trägt auch sie einmal mehr zum Eindruck einer Sendung bei, in der mehr um das Thema Antisemitismus und die Hintergründe - gerade auch unter türkischen und arabischen Immigranten - herumgeredet, als aufgeklärt wurde. In den Schriften der Ahmadiyya Muslim Jamaat, die auch online problemlos abrufbar sind, steht u.a. explizit im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt:

 Verunglimpfung der Israelis als “Kindermörder” in den palästinensischen “Flüchtlingslagern”:

“…look at the thousands of people of all ages, elderly, young and infants, who are helplessly languishing in camps. They are killed mercilessly; the skulls of infants are cracked open with rocks; children are brutally murdered in front of their mothers, and
the mothers soon follow their children on the death trail.” (Zitatende)
Israel ist steckt auch hinter der Invasion und Besetzung Kuwaits durch Saddam Husseins Irak:

“My apprehension is that Iraq will be subjected to horrific revenge and it may be blown to bits. The fire of their revenge will not quench until they annihilate this up-and-coming Muslim country which is an exceptional force in this region. These ill-intentions were first conceived in Israel. (…) God alone knows how Iraq was lured into occupying Kuwait and the whole sinister development ensued?” (Zitatende)
Beide Zitate entstammen aus einer Reihe von “Freitagspredigten” des vierten “Kalifen” der Ahmadiyya anlässlich des Golfkriegs 1990.
Besonders aufschlussreich die Schrift “Der Konflikt im Nahen Osten im Lichte himmlischer Prophezeiungen”, wo es u.a. heißt:

„In den Ahadith (Aussprüchen des Heiligen Propheten Muhammad, Friede und Segen Allahs seien auf ihm) stoßen wir auf zahlreiche wichtige Einzelheiten über die Taten von Gog und Magog auf der einen Seite und das Unglück der Muslime und ihre letztliche Rettung durch die Hand des Messias auf der anderen Seite. Zum Beispiel bestätigen die Ahadith ausdrücklich, daß in den letzten Tagen ein heftiger Kampf zwischen den Juden und den Muslimen ausbrechen werde und daß am Ende Allah Sieg den Muslimen gewähren würde:

Prophezeiung, daß die Juden eine endgültige Niederlage durch die Hand der Muslime erleiden werden

„Es wird von Abu Huraira berichtet, daß ein schwerwiegender Zusammenstoß zwischen Muslimen und Juden stattfinden wird, und zwar in den letzten Tagen. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung wird sein, daß die Muslime beginnen werden, die Juden zu töten. Die Juden werden sich selbst hinter einem Stein oder einem Baum verbergen. Dann wird der Stein oder der Baum laut ausschreien: „0 Muslim, 0 Diener Allahs, hier ist ein Jude, der sich hinter mir verbirgt, komm und töte ihn.“ (Sahih Muslim: Kitab-al-Fitn)” (Zitatende)
Das dort verwendete Hadith, welches den Anbruch des Jüngsten Tages mit der Austilgung des Judentums verknüpft, findet sich in exakt dieser Form auch in der “Charta” der islamistischen, neofaschistischen Hamas. All das verkörpert den Inbegriff des antijüdischen Ressentiments.
Was tut aber ein hochbezahlter Staatssender mit Bildungsauftrag wie das ZDF, wenn ein Zuschauer darauf aufmerksam macht, dass ein Gast wie Khola Maryam Hübsch offenbar gewisse Glaubwürdigkeitsdefizite aufweist? Richtig - rein gar nichts. Null.
Drei Wochen später war Frau Hübsch wieder bei "log in" zu Gast.

Link: "log in": "Wächst in Deutschland neuer Judenhass?"

Aiman Mazyek hat Post

Aiman Mazyek, Vorsitzender des "Zentralrats der Muslime in Deutschland" (ZMD), hat einen schönen Text geschrieben. Über das brutale Terroristen-Heer vom IS (Islamischer Staat) in Syrien und Irak, dessen Treiben die Muslime verurteilen sollen, auch wenn es an sich nichts mit dem Islam zu tun hat. Denn "gleichzeitig wird uns täglich in den Medien vor Augen geführt, wie die ISIS im Namen des Islams schreckliche Verbrechen begeht. Die ohnehin zugenommene Islamfeindlichkeit hierzulande wird dadurch weiter angeheizt." So gesehen sind nicht nur die Muslime in der Pflicht, sondern auch "die Medien", die das ganze Elend berichten und so Islamophobie erzeugen. 
Daher hat der "Koordinationsrat der Muslime" (KRM) die laut Mazyek "folgenschwere" Entscheidung getroffen, eine konzertierte Aktion der Verbände unter dem Motto "Muslime stehen auf gegen Unrecht" bzw. "Muslime stehen auf gegen Hass und Gewalt" nach dem Freitagsgebet am 19.9. durchzuführen. "Ich will es so sagen und rede damit mitnichten der Reziprozität das Wort: Ich bin ein Jude, wenn eine Synagoge angegriffen wird, ein Christ, wenn in Irak diese vertrieben werden und ein Muslim, wenn Anschläge auf Moscheen hierzulande stattfinden. Uns wird allmählich klar, Empathie, Solidarität und Anteilnahme kann nicht plakativ oder argumentativ herbei lamentiert werden."
So weit, so gut. "Arsch huh, Zäng ussenander." Gegen die Botschaft ist an sich nichts einzuwenden, sieht man einmal von schiefen Vergleichen und eigenartigen Floskeln ab, die Mazyeks Texte typischerweise durchziehen. Allerdings kann es sich Mazyek am Schluß nicht verkneifen, aus den islamischen Überlieferungen (Hadith) zu zitieren, um die geplanten Aktionen sozusagen "theologisch" zu untermauern. Sein letzter Satz lautet: "Ferner sagt er [Mohammed]: „Ein Muslim ist derjenige, vor dem andere Menschen IN SICHERHEIT sind!“ 
Leider befindet sich unter dem "Zitat" keine Quelle, kein Link und kein Querverweis. Also bleibt nichts anderes übrig, als selbst einmal in den einschlägigen Sammlungen der Überlieferungen nachzusehen. Das kommt dabei heraus:
`Abdullah Ibn `Amr Ibnal `As, Allahs Wohlgefallen auf beiden, berichtete: Ein Mann fragte den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm: Wer ist der beste unter den Muslimen? Er erwiderte: Derjenige, vor dessen Zunge und Hand die Muslime sicher sind. [Sahih Muslim Nr. 57]
Abu Musa, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:Ich fragte den Gesandten Allahs: Wer lebt den Islam am besten? Er antwortete: Derjenige, vor dessen Zunge und Hand die Muslime sicher sind. [Sahih Muslim Nr.59]
Abdullah Bin Umar (r) gibt an, den Heiligen Propheten (s) gesagt haben zu hören: »Ein wahrer Muslim ist der, vor dessen Hände und Zunge die anderen Muslime sicher sind. Der wahre Auswanderer ist der, der das verlässt, was von Gott verboten ist.« BUKHARI
Der Unterschied zu Mazyeks Version dürfte klar sein. Die Sammlungen von Muslim und Bukhari werden im Allgemeinen als "gesund", also authentisch angesehen. Auch in den englischen und französischen Übersetzungen o.g. Verse ist davon die Rede, dass die "anderen Muslime" vor den Muslimen "in Sicherheit" seien. Sie stützen gerade die These, dass dem Islam laut seiner heiligen Überlieferungen keine goldene Regel eingeschrieben ist, d.h. "was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.", sondern in Ethikfragen doppelte Standards gelten, wobei die Trennlinie genau zwischen Muslimen und Nichtmuslimen verläuft. Oder zwischen Muslimen und anderen Muslimen, welchen erstere ihr Muslimsein aberkennen, was in Nahost derzeit pausenlos geschieht und meist im Blutbad endet. In dieses Bild passt auch, dass Christen und Jesiden im Irak laut Berichten von Überlebenden oftmals nicht erst von den heranrückenden IS-Kämpfern aus ihren Häusern vertrieben worden sind, sondern von ihren eigenen muslimischen Nachbarn.
Da zumindest mir kein einziger Vers aus den Hadith-Überlieferungen bekannt ist, der Aiman Mazyeks Version bestätigt, habe ich ihn am 6.9. per E-Mail um die Nennung seiner Quellen gebeten. Antwort steht aus. In die von ihm ausgemachte "Glaubwürdigkeitsfalle" tappt Aiman Mazyek zuerst selbst.

Link: "Muslime in der Glaubwürdigkeitsfalle"