Sonntag, 20. März 2011

USA helfen nun Al Kaida in Libyen aus

Dass Diktatoren notorische Lügner sind, liegt in der Natur der Sache. Diktatoren, die sich wie Muammar el Gaddafi vier Jahrzehnte lang an der Macht halten, sind jedoch obendrein ziemlich schlau und sind glänzende Anwälte in eigener Sache. Daher wissen sie, dass es hilfreich sein kann, den eigenen Lügen immer ein paar Körner Wahrheit beizumengen. 
Genau das tut Gaddafi nun, wenn er die Rebellion im eigenen Land u.a. als den verlängerten Arm von Al Kaida, der Muslimbruderschaft etc. bezeichnet. Es nützt seinem Regime bisher allerdings nicht viel, die westlichen Massenmedien und die westlichen Politiker haben sich bereits darauf verständigt, wer in dieser Auseinandersetzung die Guten sind und dass es sich bei dem Aufruhr in Libyen um einen allgemeinen Volksaufstand handle, auch wenn die Art und Weise, wie die Kämpfe geführt werden, eher nicht auf einen solchen schließen lässt.
Dass Bengasi und der Osten Libyens Hochburgen des "Islamismus" seien und sich auf die Einwohnerzahl dortiger Ortschaften hochgerechnet mehr Dschihadisten für den Einsatz gegen die Alliierten in Irak etc. rekrutierten als aus jedem anderen islamischen Land, schreibt etwa die "Asian Tribune" und andere östliche Zeitungen:
Well known to the United States policymakers in Obama White House and Clinton State Department along with the National Security Council but not widely known to American mainstream media, the U.S. West Point Military Academy’s Combating Terrorism Center document reveals that Libya sent more fighters to Iraq’s Islamic militancy on a per-capita basis than any other Muslim country, including Saudi Arabia.
Perhaps more alarmingly for Western policymakers, most of the fighters came from eastern Libya, the center of the current uprising against Muammar el-Qaddafi.
The analysis of the Combating Terrorism Center of West Point was based on the records captured by coalition forces in October 2007 in a raid near Sinjar, along Iraq’s Syrian border.
The eastern Libyan city of Darnah sent more fighters to Iraq than any other single city or town, according to the West Point report. It noted that 52 militants came to Iraq from Darnah, a city of just 80,000 people (the second-largest source of fighters was Riyadh, Saudi Arabia, which has a population of more than 4 million).
Benghazi, the capital of Libya’s provisional government declared by the anti-Qaddafi rebels, sent in 21 fighters, again a disproportionate number of the whole.
If the 2007 captured records revealed the Eastern Libyan participation in the anti-coalition forces militancy in Iraq one could imagine the Banghazi-Darnah export of Islamists since then.
“Libyans were more fired up to travel to Iraq to kill Americans than anyone else in the Arabic-speaking world,” Andrew Exum, a counterinsurgency specialist and former Army Ranger noted in a blog posting recently. “This might explain why those rebels from Libya's eastern provinces are not too excited about U.S. military intervention. It might also give some pause to those in the United States so eager to arm Libya's rebels.”
Quelle: Libyan rebellion has a radical Islamist fervor (Asian Tribune, 17.3.2011)
 Die USA, Großbritannien und Frankreich helfen nun ausgerechnet ihren Todfeinden aus. Eine Ironie der Geschichte.



Dienstag, 8. März 2011

Gehört der Islam zu Deutschland, Herr Mazyek?

Nachdem die Aussage des neuen Innenministers Hans-Peter Friedrich (CSU), der Islam gehöre historisch gesehen nicht zu Deutschland, in den Islamverbänden zu der inzwischen anscheinend auf Knopfdruck abrufbaren Empörung geführt hat, versucht Aiman Mazyek, Vorsitzender des "Zentralrats der Muslime in Deutschland" (ZMD), die Gegenthese aufzustellen. Ganz leicht ist das nicht, doch im Gegensatz zum Oberhaupt der "türkischen Gemeinde", Kenan Kolat, der sich im Stile eines halbstarken Jugendbandenchefs geriert ("Wenn der Innenminister Streit sucht, wird er ihn bekommen!") ficht Mazyek mit dem leichten Florett. Das Hackebeil packt Mazyek auch nur dann aus, wenn es nicht gegen einen Bundesminister, sondern die Inanspruchnahme der Meinungsfreiheit durch die namenlosen Normalbürger geht - die "islamophoben Geschwüre", wie er sich auszudrücken pflegte.
Zunächst fällt auf, dass Aiman Mazyek einmal mehr auf die "Differenzierung" verzichtet, die er islamkritischen Stimmen stets abverlangt. Der Islam gehört zu Deutschland. Der Islam? Ich dachte, es gibt nicht den Islam. Wann immer ein Skeptiker über einen Zustand klagt, der allem Anschein nach durchaus dem Islam zuzuordnen ist, zerfällt der Islam in seine ominösen "Facetten", bei denen es zu differenzieren gilt - und zwar solange, bis jede konkrete Kritik ins Leere läuft. Äußert sich ein islamischer Verbandsfunktionär hingegen über sein Klientel, gibt es den Islam plötzlich doch. Mazyek macht hier keine Ausnahme; er ist der Prototyp des islamischen Polit-Lobbyisten.
Ein arabisches Sprichwort besagt: "Die Liebe zum Vaterland kommt vom Glauben". Längst ist Deutschland im Herzen vieler Muslime Teil ihres Denkens, dessen sind wir alle Zeuge, nicht zuletzt bei unserer Fußballnationalmannschaft. 
Mir gellen noch jetzt die Pfiffe von 30.000 Türken in den Ohren, welche die deutsche Nationalhymne fast unhörbar machten, damals am 8. Oktober 2010 beim Qualifikationsspiel  Deutschland - Türkei für die Fußball-EM, ausgetragen im Olympiastadion von Berlin, im Herzen der Stadt mit den meisten türkischen Einwohnern westlich von Istanbul.
Die eigentliche Frage ist doch: Ist Deutschland bereit, seinen deutschen Muslimen eine Chance zu geben, oder verweist es – wie die Sarrazin-Thesen es deutlich machen – sie direkt auf die Anklagebank und geht damit einem konstruktiven Dialog aus dem Wege? 
Jeder Türkischstämmige, jeder Muslim hat in Deutschland prinzipiell dieselben Chancen auf Bildung und Arbeit wie jeder andere Bürger auch. Was Mazyek mit diesem Exkurs in die Sozialkunde bezweckt, wo doch auch Sarrazin nicht mehr will als Chancengleichheit, dürfte wohl die Erringung von mehr islamischer Einflußnahme der Verbände auf die bundesdeutsche Politik sein.
Wer übersieht, dass Europa, gar Deutschland, und Islam eine lange Geschichte verbindet, möge den West-Östlichen Divan unseres Nationaldichters Johann Wolfgang Goethes wieder einmal lesen, die großen Universalgelehrten Ibn Sina (Avicenna) und Ibn Ruschd (Averroes) zur Kenntnis nehmen oder wenigstens die 700-jährige Geschichte des Islam in Spanien berücksichtigen.
Wenn ein Dichterfürst ein Buch über eine Weltgegend veröffentlicht, von der er so gut wie keine Ahnung hat (vgl. Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise) dann ist das eine Geschichte, aber keine Geschichtsschreibung mit Anspruch auf  historische Faktizität und Plausibilität. Gleichwohl versuchen diverse Islam-Apologeten dieses Missverständnis auf die Spitze zu treiben, indem sie Goethe posthum zum Muslim erklären.
Die Leistungen Avicennas oder Averroes auf den Islam zurückzuführen ist ungefähr so, als würde man Lebenswerk und Bedeutung Giordano Brunos mit der Ketzerverfolgung durch die katholische Kirche erklären. Beide schufen ihre bahnbrechenden Werke nicht weil, sondern obwohl sie Muslime waren.  Sie und ihresgleichen kamen durch ihre Forschung in Konflikt mit der islamischen Orthodoxie, die ihre Schriften konfiszierte und vernichtete. Wissenschaft und freie Forschung wurden im Islam im Keim erstickt, das Wie und Wann hat dieses Blog bereits thematisiert.
Und das bis heute euro-arabische Malta, den europäisch-muslimischen Balkan, das vom Orient kulturell durchdrungene Sizilien und die über 500-jährige Enklave der muslimischen Tataren in Polen sind ein beredetes Zeugnis muslimischer Präsens in Europa.
Sowohl das sagenumwobene Al Andalus, der vielleicht 150jährigen Blütephase des maurischen Spaniens während der milden Herrschaft einer Berberdynastie, als auch die "Durchdringung" des süd- und südosteuropäischen Raumes gründeten letztlich auf der militärischen Konfrontation zwischen dem islamisch und dem christlich geprägten Kulturkreis, die sich jahrhundertelang nicht als Partner Seit an Seit, sondern als Feinde gegenüberstanden.  "Beredtes Zeugnis" legen auch die zahllosen Denkmale, Brunnen und Gemälde ab, die an die Türkenkriege und die Belagerung von Wien 1529 und 1683 erinnern, aber niemand käme deswegen auf die Idee, "der Islam" stehe an der Wiege Europas, der westlichen Zivilisation.
Schließlich bargen Muslime die griechischen-hellenistischen Fundamente der europäischen Zivilisation, vor allem Aristoteles, vor der Versenkung, indem sie sie ins Arabische übersetzten. Die griechischen Wissenschaften – als maßgebliches Erbe Europas – wanderten also vom Griechischen über das Arabische ins Lateinische. Wir stehen also im Abendland auch auf morgenländischen Beinen. 
Die Übersetzer der griechischen Quellen waren häufig gebildete Dhimmis, unterworfene Juden und Christen. Der Islam als religiöses System hat sich seit seiner Frühzeit vehement gegen die Befruchtung durch den hellenischen Geist gewehrt. Mit dem Absterben der Forschung gerieten auch die griechischen Wissenschaften und ihre Autoren in Vergessenheit; muslimische Plünderer vernichteten zehntausende von Original-Texten allein in der großen Bibliothek von Alexandria. Zudem: was an Wissen über den Umweg der arabischen Gelehrten nach Europa drang (allerdings ebenso über das oströmische Reich, doch das verschweigt Mazyek), trug keinen islamischen Impuls in sich, sondern war eben - griechisch.
Die Befruchtung der abendländischen Zivilisation durch den Islam war nicht essentiell und ist im Einzelfall nicht nachweisbar. Wo ist der Einfluss des Islam auf die politischen Systeme der europäischen Staaten? Auf die Gewaltenteilung? Wo auf die Rechtsprechung? Welche Rolle spielte der Islam in der europäischen Wirtschaftsgeschichte, der Entwicklung von Bankwesen, von Freihandel? Was ist sein Anteil an der Aufklärung, an Bürger- und Menschenrechten, der Emanzipation der Frau?
Hätte der Islam all diese Entwicklungen vorgelebt oder wenigstens nachvollzogen, bräuchten wir keine "Islamkonferenz" und bräuchte es keinen "Dialog". Veranstaltungen dieser Art nutzen Islamverbände wie Mazyeks ZMD seit Jahren, um sich als Stimme "der Muslime" zu profilieren und Zug um Zug ihre Schlüsselposition in der Integrationsdebatte auszubauen. In der Folge beherrschen inzwischen Themen das politische Alltagsgeschäft und die Massenmedien, die noch vor wenigen Jahren vollkommen nebensächlich waren. Etwa die Rolle der Scharia, des allahgegebenen islamischen Rechts. Unter dem Begriff der Scharia konnte sich noch vor zehn Jahren kaum jemand etwas vorstellen - heute scheint sich der gesamte Diskurs nur noch darum zu drehen, wie (nicht ob!) die Scharia in das deutsche Recht "integriert" werden kann. Und genau dieses mächtige Hereindrängen des Islam in das europäische Bewußtsein sowie die gesellschaftlichen Scherkräfte, die dadurch entstehen, sind letztendlich Beleg dafür, dass "der Islam" historisch nicht zu  Deutschland, nicht zu Europa gehört.

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